8. MAI - Antifaschistische Linke Berlin
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GESCHICHTE WIRD GEMACHT<br />
GESCHICHTE WIRD GEMACHT<br />
Heraus zum revolutionären <strong>8.</strong> Mai!<br />
Sofortige Entschädigung aller ZwangsarbeiterInnen!<br />
Kampf dem Faschismus & Krieg!<br />
Auch die Toten werden vor dem Feind, wenn er siegt, nicht sicher sein.<br />
Und dieser Feind hat zu siegen nicht aufgehört<br />
Kanzler Gerhard Schröder hat auf seinem<br />
Schreibtisch das Photo seines Vaters in<br />
Wehmachtsuniform aufgestellt und scheint<br />
mit dieser Zurschaustellung familiärer Vergebung<br />
zufrieden. Er kommentiert das in<br />
der Mitte <strong>Berlin</strong>s entstehende Holocaust-<br />
Mahnmal mit dem Satz, es entstehe »ein<br />
Ort, zu dem Deutsche gerne gehen sollten«.<br />
Die Kunstsammlung Friedrich Christian<br />
Flicks, einer der größten lebenden Nazierben,<br />
wird von ihm feierlich im eigens umgebauten<br />
Hamburger Bahnhof präsentiert –<br />
als Akt der Versöhnung der Deutschen mit<br />
sich selbst. Die Bombardierung Dresdens<br />
steht hoch im Kurs der offiziellen Kultur<br />
des Erinnerns, während die letzten noch<br />
lebenden ZwangsarbeiterInnen weiterhin<br />
vergeblich auf Entschädigung warten.<br />
Zugleich reist ein anderer Repräsentant<br />
der ›<strong>Berlin</strong>er Republik‹ am 60. Jahrestag<br />
der Befreiung von Auschwitz an den Ort<br />
der systematischen Ermordung der jüdischen<br />
Bevölkerung Europas und zeigt Betroffenheit<br />
– es ist Horst Köhler, Präsident<br />
der Nation. Und in täglich erscheinenden<br />
neuen Reden lesen wir öffentliche Bekenntnisse<br />
zum Antifaschismus und Mahnungen,<br />
sich des neu entfl ammenden Antisemitismus<br />
zu erwehren. Der Wahlerfolg der NPD in<br />
Sachsen scheint einem weiteren ›Aufstand<br />
der Anständigen‹ Aufschwung zu verleihen<br />
und man sorgt sich um die Entstehung<br />
peinlicher Bilder einer Nazidemonstration<br />
durchs Brandenburger Tor am <strong>8.</strong> Mai.<br />
Geschichte, Schuld und Verantwortung<br />
Sichtbar wird, dass die Deutung dessen, was<br />
wir Geschichte nennen, schon immer eng<br />
verknüpft war mit politischem Herrschaftsanspruch.<br />
Und dass das, was wir offizielle<br />
Geschichtsschreibung nennen, in Wirklichkeit<br />
ein umkämpftes Terrain ist, in dem Dinge<br />
verloren gehen, umgedeutet werden, sich<br />
angeeignet werden. Übrig bleibt die Deutung<br />
aus Sicht der Sieger, der Mächtigen,<br />
der Herrschenden. Genau einen solchen Siegeszug<br />
feiert das neue Deutschland gerade:<br />
Spätestens seit 1989/90 ist eine Tendenz<br />
zu beobachten, die mittlerweile als »Normalisierungspolitik«<br />
mit einem eigenen<br />
Begriff belegt wird. Gemeint ist die Schaffung<br />
eines neuen Nationalbewusstseins,<br />
das Deutschland als selbstbewusste, von der<br />
Schuld der eigenen Geschichte befreiten<br />
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