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8. MAI - Antifaschistische Linke Berlin

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Die »Flick Collection« wird geschlossen<br />

<strong>Berlin</strong> hat jetzt eine staatlich sanktionierte<br />

erste Adresse für zeitgenössische Kunst, die<br />

in verschiedener Hinsicht monumental zu<br />

nennen ist. Die »Friedrich Christian Flick Collection«<br />

ist ein temporäres Denkmal für den<br />

Flickreichtum, ein ausgestellter Konsumakt<br />

postavantgardistischer Kunst, der sich aus<br />

Geld speist, das mit der Kriegs- und Vernichtungsmaschine<br />

der Nazis erworben wurde.<br />

1944 arbeiteten bei Flick fast 50.000<br />

Zwangsarbeiter/innen, Kriegsgefangene<br />

und KZ-Häftlinge. Der Enkel handelt im<br />

Sinne des Großvaters, wenn er sich weigert,<br />

die Überlebenden zu entschädigen.<br />

Es geht weder darum, dass Flick keine<br />

Kunst sammeln oder zeigen dürfe, noch<br />

darum, die Frage der NS- und Arisierungsgewinne<br />

allein an seiner Person zu<br />

verhandeln. Es geht um das Normalisierungsregime<br />

der Neuen Mitte, für das die<br />

»Friedrich Christian Flick Collection« als ein<br />

zentrales und aktuelles Symptom einsteht.<br />

20<br />

Das heißt, es geht um eine spezifische politische<br />

Anordnung. Der Enkel eines der<br />

größten Nazi-Industriellen hat sich nicht<br />

an den Entschädigungszahlungen beteiligt,<br />

die ohnehin weit unter den Gewinnmargen<br />

der Nazis liegen und – auch das sollte man<br />

nicht vergessen, wenn man über die Stiftungsinitiative<br />

der Industrie spricht – aus<br />

rein ökonomischem Kalkül aufgrund der in<br />

den USA anhängigen Sammelklagen geleistet<br />

wurden. Flick aber hat gar nicht an die<br />

Überlebenden gezahlt, nicht als er in den<br />

70er Jahren an der Konzernspitze des familiären<br />

Unternehmens stand, und auch heute<br />

nicht. Nach Herrenart behält er sich selber<br />

vor, wie er entschädigt; und so hat er eine<br />

gegen Rassismus gerichtete Stiftung gegründet.<br />

Dieser Enkel hat eine Kunstsammlung.<br />

Es ist eine der größten privaten Sammlungen<br />

zeitgenössischer Kunst dieser Art. Auch<br />

das ist Teil der Anordnung, der geile Kick<br />

der Überdimensionalität, der zur Logik des<br />

neuen Hauptstadtkulturspektakels gehört.<br />

Ganz vorne dran sein, Rot-Rot, Rot-Grün,<br />

sie wollen weg vom Kreissparkassenimage<br />

ihrer Kulturpolitik und eine gewisse Radikalität<br />

des Neuen und Unkonventionellen<br />

mitrepräsentieren. Das gibt dem Normalisierungseffekt,<br />

jenem Willen, es egal sein<br />

zu lassen, ob Flick Entschädigung an die<br />

Überlebenden von Zwangsarbeit und Holocaust<br />

zahlt oder nicht, einen spezifischen<br />

Schub. Schließlich schenkt dieser Enkel der<br />

Sammlung seinen Namen. Die Stadt gibt<br />

ihm für sieben Jahre ein staatliches Museum<br />

und einen kulturpolitischen Siegerkranz. Der<br />

Bundeskanzler kommt zur Eröffnung. Diese<br />

Anordnung soll geschlossen werden. Und<br />

dazu gehört auch die Ausstellung selber.<br />

1997 schrieb Friedrich Christian Flick an<br />

seinen Onkel, er plane, »mit einem Kunstmuseum<br />

den Namen der Familie auf eine<br />

dauerhaft positive Ebene zu stellen«. Um<br />

die Struktur dieses Themenwechsels geht es:

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