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DAS MASSAKER VON DISTOMO DAS MASSAKER VON DISTOMO 1000 Jahre keine Entschädigung? Am 10. Juni 2005 werden die Bewohner von Distomo zum 61. Mal der 218 Menschen gedenken, die dort 1944 von einer SS-Einheit ermordetet wurden. Die Bundesregierung verweigert auch 5 Jahre nach der rechtskräftigen Verurteilung Deutschlands durch den obersten griechischen Gerichtshof die Zahlung der Entschädigung an Überlebende und Hinterbliebene des Massakers. Am 10. Juni 1944 verübten Angehörige der 4. SS-Polizei-Division eines der grausamsten Massaker der deutschen Besatzungszeit in Griechenland, in der Ortschaft Distomo, nordwestlich von Athen in der Nähe von Delphi gelegen. Die SS-Einheit durchsuchte die dortige Gebirgsregion nach Partisanen, als eine Kolonne in der Nähe von Distomo von Partisanen angegriffen wurde. Daraufhin zogen sich die SS-Soldaten nach Distomo zurück und ermordeten dort zunächst 12 als Geiseln mitgeführte Gefangene. Danach übten sie Rache an der Bevölkerung des Ortes. Das Dorf wurde umzingelt, abgeriegelt und durchsucht. Wer nicht in die Berge gefl ohen war, wurde getötet. Insgesamt 218 Menschen, darunter Kinder, Frauen, Alte, sogar Säuglinge wurden von den Deutschen auf bestialische Weise ermordet. Das Dorf wurde niedergebrannt, das Vieh getötet, Lebensmittel wurden geraubt oder zerstört. Massaker wie in Distomo wurden systematisch verübt. Deutsche Truppen der SS und der Wehrmacht begingen während des Zweiten Weltkriegs ungezählte Verbrechen.Die Kriegsführung der Deutschen – vor allem in Ost- und Südosteuropa sowie gegen die Sowjetunion – kannte keine Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung. Die Vernichtung jüdischer und anderer als »rassisch minderwertig« ausgemachter Menschen war vielmehr integraler Bestandteil der Kriegführung. Aber auch in den westeuropäischen Ländern wurden anfängliche Beschränkungen aufgehoben, je erfolgreicher sich dort Widerstand gegen die Besatzer formierte und je näher die Niederlage Nazi-Deutschlands rückte. Die Massaker von Distomo und Kalavryta in Griechenland, von Lidice in Tschechien, Oradour-sur-Glance in Frankreich, Sant’ Anna di Stazzema in Italien stehen stellvertretend für die Grausamkeit der deutschen Besatzer. Doch der millionenfache Mord hatte nach der Zerschlagung der nationalsozialistischen Herrschaft für das Nachkriegdeutschland kaum Konsequenzen. Nur wenige Täter wurden verfolgt, die Opfer der Massaker von SS und Wehrmacht blieben bis heute weitgehend ohne Entschädigung. Die Verantwortlichen für das Verbrechen von Distomo wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Sämtliche Forderungen gegenüber der deutschen Regierung nach Anerkennung der 18
DAS MASSAKER VON DISTOMO Distomo am 10. Juni 1944. Verbrechen und angemessenen Entschädigungsleistungen, die vornehmlich seit der deutschen Wiedervereinigung erhoben wurden, werden von der Bundesregierung kategorisch zurück gewiesen. Diese Weigerung, auch nur in Verhandlungen einzutreten, führte zu einer Welle von Klagen gegen die Bundesrepublik Deutschland, vor allem vor griechischen Gerichten. Im Fall Distomo gelang dabei ein spektakulärer Erfolg. Deutschland wurde im April 2000 vom obersten griechischen Gerichtshof, dem Areopag, rechtskräftig zur Zahlung von ca. 28 Mio. Euro verurteilt, dennoch hat <strong>Berlin</strong> bis heute keinen Cent gezahlt. Mit politischdiplomatischem Druck wurde die griechische Regierung erfolgreich genötigt, die Vollstreckung gegen Deutschland aus dem Distomo-Urteil zu unterbinden. In einem Parallelverfahren in der Bundesrepublik entschied der Bundesgerichtshof im Juni 2003 – unter Verweis auf die Rechtslage des Jahres 1944 (!) –, dass es keinen individuellen Anspruch auf Entschädigung gebe. Gegen dieses Urteil wurde das Bundesverfassungsgericht angerufen. Wie die juristische Auseinandersetzung letztlich wohl vor europäischen Gerichten enden wird, ist derzeit offen. Von der gegenwärtigen Bundesregierung wird zwar öffentlich »Trauer und Scham« bekundet, wie es auch Ex-Bundespräsident Rau in Kalavryta im Jahr 2000 vormachte. An der Haltung zur Entschädigungsfrage hat sich aber nichts geändert. Der deutsche Botschafter in Athen, Albert Spiegel, mußte daher am Abend vor dem 60. Jahrestag in Distomo vor Pappschilder und unseren Transparenten sprechen: Für die sofortige Entschädigung griechischer NS- Opfer! AK Distomo, Hamburg Kontakt: ak-distomo@zeromail.org http://www.nadir.org/nadir/initiativ/ ak-distomo/ 19
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