Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 97 -<br />
Präses Alfred Buß<br />
Predigt über 2. Korinther 3, 17<br />
Text: 2. Korinther 3,17<br />
Der Herr ist Geist. Wo aber <strong>der</strong> Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.<br />
Anrede<br />
Habt Ihr’s nicht eine Nummer kleiner, möchte man sagen: Wo <strong>der</strong> Geist des Herrn<br />
ist, da ist Freiheit. Kriegen wir denn diese Brücke im Alltag überhaupt gebaut: Schule<br />
und Freiheit und Geist des Herrn?<br />
Schule und Freiheit, daraus wird ein Reim in Schulfrei, Hitzefrei – Ferien: also in<br />
Freiheit von Schule; im Losgelassen-werden von schulischer Verpflichtung; wenn<br />
man über seine Zeit selber bestimmen kann. Das sehen wohl beide so – Lehrerinnen<br />
und Lehrer wie Schülerinnen und Schüler.<br />
Und Geist? Was meint das? Spirit? Esprit? Geht das zusammen: Schulalltag und<br />
Esprit? O<strong>der</strong> trifft die amerikanische Wendung eher das, was wir bei Schule<br />
empfinden: Ain’t gotten no spirit?<br />
I<br />
Wo <strong>der</strong> Geist des Herrn ist, da ist Freiheit - wie mit einem Fanfarenstoß setzte<br />
Paulus den Menschen in Korinth den neuen Ton des Evangeliums ins Ohr. Der hohe<br />
Ton <strong>der</strong> Freiheit ist bis heute ungebrochen Wer von Freiheit redet, kann auf<br />
Zustimmung hoffen: Freiheit ist das einzige, was zählt – Freiheit ist das einzige, was<br />
fehlt sang Marius Müller Westernhagen.<br />
Wer lässt sich heute noch etwas vormachen o<strong>der</strong> vorschreiben? Was ich denke und<br />
glaube, das bestimme doch ich. Schülerinnen und Schülern ist das längst<br />
selbstverständlich. Jugendliche sind überall dabei, sie selbst zu werden, nicht nur<br />
hier in Westfalen. Sie sind unterwegs auf <strong>der</strong> Reise zum Ich. Früh morgens will es<br />
noch nicht recht gelingen. „Ich muß erst zu mir selbst kommen“, sagt schläfrig die<br />
heranwachsende Tochter/ <strong>der</strong> heranwachsende Sohn. Aber wann ist ein Mensch bei<br />
sich selbst? Er braucht dafür den Morgen und den Abend, die ganze Woche, das<br />
Jahr, bei Lichte besehen: das ganze Leben. Nie gab es so viele Optionen, das Ich zu<br />
füttern wie für diese Generation. Du darfst säuselt es allerorten. Was für dich richtig<br />
ist, das entscheidest du ganz individuell. Traditionen und <strong>Institut</strong>ionen verlieren an<br />
Bedeutung. Nur auf den rasanten Wandel ist Verlass.<br />
Wo aber geht die Reise hin, was ist das Ziel? Verän<strong>der</strong>n wir heute mehr und<br />
schneller, als wir beherrschen können - wie Zauberlehrlinge ohne Zauberspruch? Wir<br />
spornen unsere Kin<strong>der</strong> an, im Fortschritt mitzuhalten; wer aber lehrt sie das<br />
Schritthalten? Wo sind die Marksteine <strong>der</strong> Erinnerung, <strong>der</strong> Vergewisserung, <strong>der</strong><br />
Besinnung? Ja, über den Wolken, da muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Was ist<br />
das für eine Freiheit, die wir hierzulande leben? Grenzenlos, atemlos, besinnungslos.<br />
Auch geistlos?<br />
II<br />
Lehrerinnen und Lehrer haben die Aufgabe, eine Wan<strong>der</strong>gruppe mit Spitzensportlern<br />
und Behin<strong>der</strong>ten bei Nebel durch unwegsames Gelände zu führen, und zwar so,<br />
dass alle bei bester Laune möglichst gleichzeitig an drei unterschiedlichen Zielorten