Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

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wehren, gilt es Pfarrer/innen die Scheu vor schulbezogener Arbeit zu nehmen – und
umgekehrt: den Religionslehrer/innen die Scheu vor gemeindlicher Arbeit!
Fraglos setzt dies Begegnungen voraus, zudem Akzentverschiebungen in der
Ausbildung beider Berufsgruppen, die jeweils auch Seitenblicke auf das Berufsprofil
der jeweils anderen Seite enthalten sollte, doch ich meine: Auch eine
Umstrukturierung einer kirchlichen Einrichtung, nämlich der Schulreferate könnte hier
hilfreich sein.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden aus der Absicht der Kirche,
Brücken zur Lehrerschaft zu schlagen, 31 könnten sie nun auch die komplementäre
Seiten dieses Brückenschlags in ihren Aufgabenkatalog aufnehmen: die Verbindung
der Religionslehrer/innen mit den Gemeinden und die gemeinsame, wechselseitig
kritisch-konstruktive Bearbeitung pädagogischer Herausforderungen in Schule und
Gemeinde!
Heißen bisher nur die einschlägigen beratenden Ausschüsse der Kirchenkreise in der
Regel „Ausschuss für Schul- und Bildungsfragen“ (Beispiel: der ABS der
Kirchenkreise Ottweiler, Saarbrücken und Völklingen), so scheint es mir sinnvoll auch
die Schulreferate fortan als Schul- und Bildungsreferate zu benennen und
auszugestalten – im KK Herford ist dies schon geschehen („Referat für pädagogische
Handlungsfelder in Schule und Kirche“ 32 ) und dem Vernehmen nach sind durchaus
die erhofften positiven Vernetzungseffekte eingetreten.
Was bedeutet diese Umbenennung in der Sache? Über die Schulreferate sollten
auch gemeindepädagogische Fragen transportiert werden; zu ihrem Auftrag sollte
neben religionsdidaktischer Fortbildung auch die Organisation
gemeindepädagogischer Fort- und Weiterbildungen gehören; sie sollten nicht zuletzt
Veranstaltungen organisieren und Themen als gemeinsame bewusst machen, die
sowohl für Religionslehrer/innen als auch für Pfarrer/innen relevant sind: etwa solche
zur Nachbarschaft von Schule und Gemeinde, etwa solche zu Fragen der
Jugendseelsorge, etwa solche zur subjektorientierten Didaktik, etwa solche zur
Alltagsbedeutung von Religion usw.
Die Schulreferate sind prinzipiell zur Bearbeitung dieser Doppelaufgabe in der Lage,
weil ja im Allgemeinen Pfarrer/innen das Amt des Schulreferenten ausfüllen, die
beides kennen: Schule und Kirchengemeinde. In der Regel wird dies eine
Ausweitung des Stellenbudgets der Schulreferate erfordern; doch ich meine, der zu
erhoffende Ertrag würde dies rechtfertigen. Zumindest sollte dergleichen in einigen
Kirchenkreisen modellhaft erprobt werden.
4.4. Lebensrückhalt für christliche Präsenz in der Schule werden - Gottesdienst für
Schülerinnen und Schüler einladend gestalten
Schließlich: Christliche Präsenz in der Schule nicht allein im Religionsunterricht nützt
nichts, wenn sie nicht an den Orten gelebter christlicher Religion, in den
Kirchengemeinden wiederzuentdecken ist, Verstärkung und anregende Anschauung
findet. „Eine lebendige Kirche ist der Lebensrückhalt des Religionsunterrichts“ 33 – so
31 Vgl. dazu für den Bereich der EKvW Hinweise bei Alfred Kessler: Schule, Religionsunterricht und
Kirchlicher Unterricht im Wandel, Bielefeld 2000, passim; einige wenige Hinweise zum Bereich der
EKiR und zu Schulreferaten allgemein bei Jürgen Frank: Zum Profil kirchlicher Bildungsverantwortung
[anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Benennung von Schulreferenten in der EKiR], s.
www.schulreferat.info (Notiz in „Schule und Kirche. Informationen zu Bildungs- und Erziehungsfragen“
2006, Heft 1, 27).
32 Siehe www.schulreferat-herford.de.
33 Friedrichroda 1997. Bericht über die erste Tagung der neunten Synode der Evangelischen Kirche in
Deutschland vom 22. bis 25. Mai 1997, Hannover 1997, 243-250, hier 249f. (Punkt 12).