Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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ethischer Probleme in Naturwissenschaft und Technik o<strong>der</strong><br />
Schulpartnerschaften und an<strong>der</strong>e Projekte zu weltweitem Lernen. 23<br />
- Viertens und letztens ist auf den indirekten Beitrag <strong>der</strong> Kirchen zur Schule<br />
hinzuweisen. Dieser Beitrag besteht schlicht und einfach in ihrer öffentlichen<br />
Präsenz, dank <strong>der</strong>er sie als beinahe einzige <strong>Institut</strong>ion <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Gesellschaft Fragen <strong>der</strong> Lebensführung latent o<strong>der</strong> ausdrücklich expliziert und<br />
zwar auf <strong>der</strong> Grundlage überindividueller, identifizierbarer Deutungsmuster.<br />
Man muss ihre Deutungsmuster nicht teilen – doch <strong>der</strong> Qualitätsunterschied<br />
zu Einlassungen des Lifestyle-Fernsehens (“Für dich tue ich alles“), aber auch<br />
<strong>der</strong> Pop-Kultur („König <strong>der</strong> Löwen“) liegt auf <strong>der</strong> Hand. Die Kirchen leisten<br />
„Arbeit an <strong>der</strong> symbolischen Form des Christentums“, 24 und – die soeben<br />
erschienene vierte EKD-Mitgliedschaftsumfrage zeigt es – die Menschen<br />
wünschen genau diese Arbeit. Auch wenn sie selbst nicht an Kirche<br />
partizipieren, bejahen sie zu einem guten Teil diese Deutearbeit <strong>der</strong> <strong>Institut</strong>ion<br />
Kirche. 25<br />
Eben diese öffentliche Präsenz ist <strong>der</strong> notwendige Hintergrund, <strong>der</strong><br />
„Lebensrückhalt“ (so hat es die Synode <strong>der</strong> EKD formuliert 26 ) für die drei<br />
an<strong>der</strong>en zuvor genannten Beiträge von Kirche und christlicher Religion zur<br />
Schule – ohne sie wären Religionsunterricht und Schulleben bloß „ein<br />
tönendes Erz o<strong>der</strong> eine klingende Schelle“ (1. Kor 13,1).<br />
Obwohl also die evangelische Kirche bereits in hohem Maße präsent und engagiert<br />
ist, könnte sie christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule durch verschiedene<br />
Akzentsetzungen und Initiativen symbolisch o<strong>der</strong> tatsächlich effektiv verstärken. Vier<br />
solcher Akzente will ich nennen.<br />
4.1. Wertschätzung für das Engagement <strong>der</strong> Religionslehrer/innen zum Ausdruck<br />
bringen, aber auch ihr eigenes Engagement nicht unter den Scheffel stellen<br />
In einem schönen Buch namens „Mitarbeit in Kirche und Gemeinde“ beschreibt Karl<br />
Foitzik, langjähriger Professor für Religionspädagogik an <strong>der</strong> Ev. Fachhochschule<br />
Nürnberg, das magische Viereck <strong>der</strong> Mitarbeiterpflege: „Wertschätzung, Begleitung,<br />
För<strong>der</strong>ung und Beratung“. 27 Die evangelische Kirche ist um ihre Mitarbeiter/innen im<br />
Bereich <strong>der</strong> religiösen Bildung, um die Religionslehrer/innen eindrücklich bemüht –<br />
an zwei Eckpunkten dieses Vierecks würde ich indes noch Verbesserungsbedarf<br />
sehen: bei <strong>der</strong> Begleitung, namentlich <strong>der</strong> spirituellen Begleitung, und bei <strong>der</strong><br />
Wertschätzung.<br />
„Begleitung“ ist ein weites Feld. Begleitung heißt: Unterstützung anbieten, aber<br />
nicht aufdrängen, ermutigen, aber nicht kanalisieren. Im fachlichen Sinne ist diese<br />
Form von Begleitung durchaus etabliert; im spirituellen Sinne hingegen nicht.<br />
Geistliche Begleitung kann heißen: Religiöse Besinnungstage für Kollegien, kann<br />
heißen: Einladung an Einzelne in eine Kommunität o<strong>der</strong> ein Kloster auf Zeit, kann<br />
heißen: Übung in Gebet und Meditation in Form eines Kurses. Doch welche<br />
23 Dazu näherhin Handbuch Evangelische Schulen, Gütersloh 1999.<br />
24 Zitat – gegen den Sinn des dortigen Duktus angeführt – aus Wilhelm Gräb: Sinn fürs Unendliche,<br />
Gütersloh 2002, 49. Vgl. auch Reiner Preul: So wahr mir Gott helfe! Religion in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Gesellschaft, Darmstadt 2003.<br />
25 Dazu Wolfgang Huber/Johannes Friedrich/Peter Steinacker (Hg.): Kirche in <strong>der</strong> Vielfalt ihrer<br />
Lebensbezüge, Gütersloh <strong>2006</strong>, 457 und 459.<br />
26 Friedrichroda 1997. Bericht über die erste Tagung <strong>der</strong> neunten Synode <strong>der</strong> Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland vom 22. bis 25. Mai 1997, Hannover 1997, 243-250, hier 250.<br />
27 Karl Foitzik: Mitarbeit in Kirche und Gemeinde, Stuttgart 1998, hier 81.