01.12.2014 Aufrufe

Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- 66 -<br />

Präsenz in <strong>der</strong> Schule, also den (Religions-)Lehrerinnen und Lehrern, z.T. auch den<br />

Schüler/innen und nicht zuletzt den Kirchen.<br />

Holzschnittartig will ich fünf Begründungsfiguren nennen.<br />

Erstens: eine bildungstheoretische Begründung<br />

Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU ist ein wichtiger Bestandteil<br />

schulischer Bildung, weil sie Schüler/innen und Lehrerkollegium – und damit indirekt<br />

auch die Profilbildung <strong>der</strong> Schule - erfahrbar zur Daseins- und Wertorientierung<br />

provoziert. Gerade angesichts <strong>der</strong> oben beschriebenen Dominanz „negativer“ Werte<br />

geht es hier um eine notwendige Provokation durch Position.<br />

Einschlägige Angebote steuern so zum schulischen Bildungsangebot eine wichtige<br />

Facette bei. Sie lassen bereits als Angebot für alle Schulangehörigen erfahrbar<br />

werden, dass Bildung nicht nur die Aneignung von Kenntnissen und Fähigkeiten aus<br />

verschiedenen Kompetenzbereichen umfasst, nicht nur die Ausprägung eines<br />

Habitus dauerhafter Lernwilligkeit, son<strong>der</strong>n eben auch die Notwendigkeit einer<br />

Daseins- und Wertorientierung, die sich in <strong>der</strong> Gestaltung und Deutung des eigenen<br />

Lebens nie<strong>der</strong>schlägt.<br />

Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU soll und wird sich somit nicht<br />

funktionalisieren lassen, um Schüler/innen einlinig eine bestimmte Moral ans Herz zu<br />

legen – sie ist schwerlich ein Instrument <strong>der</strong> „Wertevermittlung“ – ; sie kann aber sehr<br />

wohl überhaupt die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Fragen <strong>der</strong> Lebensführung, mit Wegen<br />

<strong>der</strong> sinnvollen Deutung ihre Lebens beför<strong>der</strong>n.<br />

Sie kann das vor allem deshalb,<br />

- weil sie Schüler/innen an ihrem Lebensmittelpunkt, <strong>der</strong> Schule, erreicht und<br />

christliche Religion mit ihrer Situation dort „verspricht“ (Ernst Lange),<br />

- weil sie die im Unterricht dominierende distanziert-analytische Betrachtung<br />

von Religion exemplarisch aufbricht und zu probeweiser Identifikation mit<br />

religiöser Praxis einlädt.<br />

Zweitens: eine schülerorientierte Begründung<br />

Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU ist als Bestandteil von Schule<br />

legitim und notwendig, weil sie einzelnen Schülerinnen und Schülern Lebenshilfe und<br />

Lernwege religiöser Bildung erschließt.<br />

Ging es eben noch um die Bereicherung des Bildungsspektrums von Schule, so geht<br />

es hier um die Bildungsperspektiven des Einzelnen. Angebote christlicher Präsenz in<br />

<strong>der</strong> Schule richten sich an Schülerinnen und Schüler, prinzipiell aber auch an<br />

Lehrerinnen und Lehrer in einem Bereich, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule stets in Gefahr steht, zu<br />

kurz zu kommen: Sie stehen für die Zuwendung zum Einzelnen, für Lebenshilfe und<br />

Rückenstärkung.<br />

Ob Seelsorge o<strong>der</strong> Sozialarbeit, freizeitähnliche o<strong>der</strong> gottesdienstliche Angebote –<br />

stets rücken die Angebote christlicher Präsenz in <strong>der</strong> Schule För<strong>der</strong>ung und<br />

Unterstützung Einzelner in den Vor<strong>der</strong>grund. Damit können sie Einzelnen bei <strong>der</strong><br />

Reflexion und Gestaltung ihres Lebens helfen; sie stellen aber in jedem Fall, also<br />

bereits als Angebot, ein Symbol dar für die Aufmerksamkeit von Schule für den<br />

Einzelnen und seine Lebenskrisen.<br />

Gerade dies scheint mir angesichts gewisser Krisenindizien <strong>der</strong> Sozialform Schule –<br />

Leistungsorientierung und Aufmerksamkeits- und Lernstörungen, Aggression und<br />

Gewalt etc. – von nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Bedeutung zu sein.<br />

Drittens: eine sozialisationstheoretische Begründung<br />

Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU ist legitim und notwendig, weil sie<br />

unterrichtliche religiöse Bildung unterstützt und verstärkt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!