Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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Präsenz in <strong>der</strong> Schule, also den (Religions-)Lehrerinnen und Lehrern, z.T. auch den<br />
Schüler/innen und nicht zuletzt den Kirchen.<br />
Holzschnittartig will ich fünf Begründungsfiguren nennen.<br />
Erstens: eine bildungstheoretische Begründung<br />
Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU ist ein wichtiger Bestandteil<br />
schulischer Bildung, weil sie Schüler/innen und Lehrerkollegium – und damit indirekt<br />
auch die Profilbildung <strong>der</strong> Schule - erfahrbar zur Daseins- und Wertorientierung<br />
provoziert. Gerade angesichts <strong>der</strong> oben beschriebenen Dominanz „negativer“ Werte<br />
geht es hier um eine notwendige Provokation durch Position.<br />
Einschlägige Angebote steuern so zum schulischen Bildungsangebot eine wichtige<br />
Facette bei. Sie lassen bereits als Angebot für alle Schulangehörigen erfahrbar<br />
werden, dass Bildung nicht nur die Aneignung von Kenntnissen und Fähigkeiten aus<br />
verschiedenen Kompetenzbereichen umfasst, nicht nur die Ausprägung eines<br />
Habitus dauerhafter Lernwilligkeit, son<strong>der</strong>n eben auch die Notwendigkeit einer<br />
Daseins- und Wertorientierung, die sich in <strong>der</strong> Gestaltung und Deutung des eigenen<br />
Lebens nie<strong>der</strong>schlägt.<br />
Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU soll und wird sich somit nicht<br />
funktionalisieren lassen, um Schüler/innen einlinig eine bestimmte Moral ans Herz zu<br />
legen – sie ist schwerlich ein Instrument <strong>der</strong> „Wertevermittlung“ – ; sie kann aber sehr<br />
wohl überhaupt die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Fragen <strong>der</strong> Lebensführung, mit Wegen<br />
<strong>der</strong> sinnvollen Deutung ihre Lebens beför<strong>der</strong>n.<br />
Sie kann das vor allem deshalb,<br />
- weil sie Schüler/innen an ihrem Lebensmittelpunkt, <strong>der</strong> Schule, erreicht und<br />
christliche Religion mit ihrer Situation dort „verspricht“ (Ernst Lange),<br />
- weil sie die im Unterricht dominierende distanziert-analytische Betrachtung<br />
von Religion exemplarisch aufbricht und zu probeweiser Identifikation mit<br />
religiöser Praxis einlädt.<br />
Zweitens: eine schülerorientierte Begründung<br />
Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU ist als Bestandteil von Schule<br />
legitim und notwendig, weil sie einzelnen Schülerinnen und Schülern Lebenshilfe und<br />
Lernwege religiöser Bildung erschließt.<br />
Ging es eben noch um die Bereicherung des Bildungsspektrums von Schule, so geht<br />
es hier um die Bildungsperspektiven des Einzelnen. Angebote christlicher Präsenz in<br />
<strong>der</strong> Schule richten sich an Schülerinnen und Schüler, prinzipiell aber auch an<br />
Lehrerinnen und Lehrer in einem Bereich, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule stets in Gefahr steht, zu<br />
kurz zu kommen: Sie stehen für die Zuwendung zum Einzelnen, für Lebenshilfe und<br />
Rückenstärkung.<br />
Ob Seelsorge o<strong>der</strong> Sozialarbeit, freizeitähnliche o<strong>der</strong> gottesdienstliche Angebote –<br />
stets rücken die Angebote christlicher Präsenz in <strong>der</strong> Schule För<strong>der</strong>ung und<br />
Unterstützung Einzelner in den Vor<strong>der</strong>grund. Damit können sie Einzelnen bei <strong>der</strong><br />
Reflexion und Gestaltung ihres Lebens helfen; sie stellen aber in jedem Fall, also<br />
bereits als Angebot, ein Symbol dar für die Aufmerksamkeit von Schule für den<br />
Einzelnen und seine Lebenskrisen.<br />
Gerade dies scheint mir angesichts gewisser Krisenindizien <strong>der</strong> Sozialform Schule –<br />
Leistungsorientierung und Aufmerksamkeits- und Lernstörungen, Aggression und<br />
Gewalt etc. – von nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Bedeutung zu sein.<br />
Drittens: eine sozialisationstheoretische Begründung<br />
Christliche Präsenz in <strong>der</strong> Schule jenseits des RU ist legitim und notwendig, weil sie<br />
unterrichtliche religiöse Bildung unterstützt und verstärkt.