Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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Prof. Dr. Bernd Schrö<strong>der</strong>:<br />
Schule mit Profil –<br />
christliche Präsenz (in <strong>der</strong> Schule) nicht allein im Religionsunterricht<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
Hätte es den ersten Lehrerinnen- und <strong>Lehrertag</strong> schon in den 1968er und 70er<br />
Jahren gegeben, wäre es zu diesem Forum mit großer Wahrscheinlichkeit nicht<br />
gekommen.<br />
- Dass Religionsunterricht mit Kirche zu tun hat, das suchten damals viele<br />
möglichst zu kaschieren – zu frisch war die Erinnerung an die pastorale<br />
Überhöhung und Bevormundung <strong>der</strong> Religionslehrer im Zeichen <strong>der</strong><br />
Evangelischen Unterweisung, zu kritisch standen die Zeitgenossen <strong>der</strong><br />
<strong>Institut</strong>ion Kirche gegenüber.<br />
In Reaktion auf die früheren kirchennahen, binnentheologisch entwickelten<br />
Konzeptionen <strong>der</strong> EU und des hermeneutischen RU rief man nach<br />
Problemorientierung, nach kirchen- und religionskritischer<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung, nach Selbständigkeit und Kontaktlosigkeit <strong>der</strong> Schule<br />
und <strong>der</strong> Religionslehrer gegenüber <strong>der</strong> verfassten Kirche.<br />
- Dass eine Schule Profil brauchen könnte, kam damals kaum jemand in den<br />
Sinn – zu frisch war die Erinnerung an die wechselseitige Abschottung <strong>der</strong><br />
humanistischen und <strong>der</strong> naturwissenschaftlich-technischen Ideale höherer<br />
Bildung, zu froh war man, die Schule endlich auf ihr Kerngeschäft, den<br />
Unterricht, konzentriert zu haben und die Mitsprache äußerer Kräfte – sei es<br />
die Kirche, seien es an<strong>der</strong>e Hüter von Tradition – eingedämmt zu haben.<br />
In Reaktion auf die erste deutsche „Bildungskatastrophe“, 1964 durch Georg<br />
Picht ausgerufen, konzentrierte man die Schule auf Unterricht. Er wurde<br />
lernziel-orientiert, curricular durchgeplant, lerntheoretisch analysiert und –<br />
jedenfalls <strong>der</strong> Intention nach – einem kontinuierlichen Verbesserungsprozeß<br />
unterzogen. Schulleben galt demgegenüber als Allotria, als Ablenkung vom<br />
Wesentlichen.<br />
Im Jahr <strong>2006</strong> gibt es nun aber diesen Lehrerinnen- und <strong>Lehrertag</strong> und auch dieses<br />
Forum – beides aus gutem Grund. Ich möchte deshalb in meinem Impuls Gründe<br />
nennen, warum Sie und mich die Frage nach <strong>der</strong> Kooperation von Schule und<br />
Kirchengemeinde, die Frage nach dem Profil von Schule umtreibt, und dann einige<br />
Anregungen vortragen, um durch Kooperation von Schule und Kirche das Profil von<br />
Schule zu schärfen.<br />
1. Schule mit Profil – Impulse aus Schulpolitik und Schulforschung<br />
Gegenwärtig ist es Konsens in Schulpolitik und pädagogischer Schulforschung:<br />
Schule, die einzelne Schule braucht Profil. Alle Leitbegriffe <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Schuldebatte – ich nenne nur: „Schulprogramm“, „Schulautonomie“ und<br />
„Schulentwicklung“ – weisen darauf hin.<br />
Der Schultheoretiker Helmut Fend gehörte 1986 zu den ersten, die <strong>der</strong>gleichen<br />
for<strong>der</strong>ten. Von seiner For<strong>der</strong>ung, „die einzelne Schule als pädagogische<br />
Handlungseinheit“ anzuerkennen – so <strong>der</strong> Untertitel seines Aufsatzes „Gute Schule -<br />
schlechte Schule“ 1 – war es nicht weit bis zum Postulat, Schulautonomie und<br />
1 Veröffentlicht in: Die deutsche Schule 78 (1986), 275-293.