01.12.2014 Aufrufe

Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- 58 -<br />

religionspädagogische und seelsorgliche Aufgabe: Wie ist es möglich, daß er Wege<br />

findet, seine Einsamkeit nicht hinter <strong>der</strong> Geste des magischen Machers verstecken<br />

zu müssen, son<strong>der</strong>n fähig wird, diese Trauer auch auszuhalten?<br />

Ich fasse zusammen: Individualität und Christusbekenntnis kommen zusammen,<br />

wenn die eigene Lebensgeschichte sich öffnet für das, was in Tod und Auferstehung<br />

Jesu Christi ansichtig wird.<br />

Schluß<br />

Ich komme zum Schluß: Der Religionsunterricht mutet den Schülerinnen und<br />

Schülern die Anstrengung zu, einen eigenen individuellen Weg zu suchen und die je<br />

individuelle Realisierung dieser Herausfor<strong>der</strong>ung zu bedenken, auszuprobieren und<br />

zu reflektieren. Wie Schüler auf diese Herausfor<strong>der</strong>ung reagieren, ist nicht im Voraus<br />

zu bestimmen; aber darin, daß sie fähig werden, diese Herausfor<strong>der</strong>ung zu<br />

realisieren und sie individuell zu beantworten, sehe ich eine Chance gegenwärtigen<br />

Religionsunterrichts, <strong>der</strong> sowohl die religiöse Individualität respektiert und för<strong>der</strong>t als<br />

auch das Christusbekenntnis in vielen Facetten zur Sprache bringen kann, damit es<br />

nicht fremd bleibt. Daß in <strong>der</strong> Begegnung mit dem Christusbekenntnis die eigene<br />

religiöse Individualität sprachfähiger werden kann: Damit wäre ein wesentliches Ziel<br />

des Religionsunterrichts benannt. Sicher ist solche wachsende Sprachfähigkeit noch<br />

entfernt vom eigenen Christusbekenntnis. Aber sie ist die Voraussetzung dafür, daß<br />

die christliche Religion wie<strong>der</strong> als etwas wahrgenommen werden kann, was für mein<br />

Leben von elementarer Bedeutung ist; erst dann wie<strong>der</strong>um ist das<br />

Christusbekenntnis in seiner Relevanz erkennbar. Der postmo<strong>der</strong>ne Schein <strong>der</strong><br />

Unverbindlichkeit von Religion kann nur aufgelöst werden, wenn erkennbar wird, daß<br />

es hier um die Fragen geht, die sich in jedem eigenen Leben stellen. Das Freilegen<br />

dieser Fragen ist <strong>der</strong> erste Schritt.<br />

Ich fasse zusammen: Das Christusbekenntnis ist gleichsam <strong>der</strong> Verbündete <strong>der</strong><br />

religiösen Individualität, indem es die Gleichgültigkeit aufbricht und den Raum<br />

schafft, in dem nach Gültigem gesucht wird: Was könnte es sein, das in meinem<br />

Leben gelten kann und das mein Leben tragen kann?<br />

Dabei muß spürbar bleiben, daß <strong>der</strong> Christus auch den Lehrenden immer neu<br />

begegnet und nicht in <strong>der</strong> Sicherheit des Gelernten und Gewußten aufgeht. Das setzt<br />

auf Seiten <strong>der</strong> Lehrenden die Souveränität voraus, den Spuren folgen zu können, die<br />

in den Wahrnehmungen und Assoziationen <strong>der</strong> Schüler gelegt sind. Die Kompetenz<br />

dazu müssen die künftigen Pfarrerinnen und Pfarrer und die künftigen<br />

Religionslehrerinnen und -lehrer in ihrem ganzen Theologiestudium erwerben. Die<br />

Überlegungen dazu, wie das Christusbekenntnis den Religionsunterricht bestimmen<br />

kann, indem es die Individualität <strong>der</strong> Schüler ernster nimmt als das oft die Schüler<br />

selbst tun, haben darum auch Konsequenzen für die religionspädagogische Arbeit an<br />

<strong>der</strong> Universität. Es scheint mir offensichtlich, daß ein offener und zugleich<br />

theologisch orientierter Umgang mit den Gegenständen und Themen des<br />

Religionsunterrichts nur dann möglich ist, wenn Religionspädagogik den<br />

Studierenden nicht nur als eine Angelegenheit von Methodenkenntnis und<br />

Materialfundus begegnet, son<strong>der</strong>n auch mich als Lehrenden in die Bewegung des<br />

Christusbekenntnisses hineinzieht.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!