Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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Bedeutung des Faches und <strong>der</strong> fachlichen Wissensbestände für<br />
Weltzugänge und -sichten, also die „Philosophie des Faches“ immer schon<br />
mit thematisiert, verdeutlicht und erfahrbar gemacht werden muss.<br />
2. Dies gilt nicht nur für einzelne Lehrer im Bezug auf die Sache, das Fach und<br />
des Sinn des Faches, son<strong>der</strong>n auch für die Gestaltung <strong>der</strong> Schulkultur <strong>der</strong><br />
einzelnen Schule. Kollegien und Einzelschulen können so auch eine<br />
schulkulturelle Sinnstiftung, eine Reauratisierung ihrer Schulen in<br />
Angriff nehmen. Dies kann allerdings nur im Rekurs auf die sozialräumliche<br />
Einbettung <strong>der</strong> Schule, die Lebenslagen und Einbettungen ihrer<br />
Schülerschaft und <strong>der</strong>en Sinn- und Erfahrungshorizonte gelingen. Schulen<br />
können dann zu Kontrasträumen werden, in denen Erfahrungen und<br />
kulturelle Praktiken möglich sind, die in an<strong>der</strong>en Handlungsbereichen fehlen<br />
und die mit Sinn versehen werden können: Etwa in <strong>der</strong> von uns untersuchten<br />
Hauptschule (vgl. Helsper u.a. <strong>2006</strong>) die Erfahrung eines verlässlichen, Halt<br />
und Struktur gebenden Bildungsraumes <strong>der</strong> Anerkennung und <strong>der</strong><br />
Abwesenheit von Missachtung; o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Schule als eines<br />
sozialen Ortes <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit sozialen, ethischen und<br />
moralischen Fragen; bzw. <strong>der</strong> Schule als Ort <strong>der</strong> vertiefenden<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung mit ästhetischen Ausdrucks- und Gestaltungsformen<br />
etc.<br />
3. Die Konkurrenz zu an<strong>der</strong>en Bildungs- und Erfahrungsräumen darf allerdings<br />
nicht dazu führen, diese schulisch imitieren zu wollen: Jugendkulturelle<br />
Erfahrungswelten sollen jugendkulturelle bleiben, ebenso wie mediale,<br />
virtuelle o<strong>der</strong> bildhafte Räume. Der Versuch, diese in pädagogische Settings<br />
einzuholen o<strong>der</strong> diese gar entsprechend umzugestalten, würde sie in ihrer<br />
eigentlich interessanten Qualität zunichte machen. Es gilt vielmehr<br />
demgegenüber die Schule als „Differenzraum“ zu profilieren, also als<br />
Bildungsraum, in dem etwas geschieht, das ansonsten in dieser Form selten<br />
ist: Vertiefung, Versenkung, Konzentration, Perspektivenaustausch,<br />
kommunikative Dichte, bohrendes, insistierendes Fragen, Entschleunigung<br />
und bei <strong>der</strong> Sache bleiben. Dies kann durchaus in höchst unterschiedlichen<br />
Formen zwischen reflexiv-kognitiven bis hin zu sinnlich-ästhetischen und<br />
praktisch-gestalterischen Formen geschehen und selbstverständlich<br />
Anschlüsse an außerschulische Erfahrungswelten und lebensweltliche<br />
Rahmungen ermöglichen, die den Differenzraum Schule anschlussfähig und<br />
für Erfahrungen übergängig machen.<br />
Wenn es richtig ist, dass Jugendliche im Kontext des Bildungsparadoxons und <strong>der</strong><br />
sowohl jugendkulturellen als auch biographisch möglichen heterogenen<br />
Lebensentwürfe biographisches Orientierungswissen, beratende Begleitung<br />
benötigen und die Schule insgesamt für die Selbstentwicklung Jugendlicher eine<br />
nicht zu unterschätzende Bedeutung besitzt, dann bleiben – insbeson<strong>der</strong>e etwa für<br />
Jugendliche wie Tobias Silone o<strong>der</strong> auch Moritz (vgl. oben) – Lehrerinnen und<br />
Lehrer als bedeutsame, signifikante An<strong>der</strong>e für die Jugendbiographie auch in<br />
den skizzierten Verän<strong>der</strong>ungen nicht nur wichtig, son<strong>der</strong>n gewinnen auch neue<br />
Bedeutung. Dies zum einen durchaus im Sinne bildungsbiographischer<br />
Beratungsgespräche, aber vor allem auch im Sinne von an <strong>der</strong> Sache orientierten<br />
Sachwaltern von fachlichen Interessen und Weltzugängen im Zusammenhang <strong>der</strong><br />
Herausbildung bildungsbiographischer Interessensphären und Bildungs- sowie<br />
beruflicher Orientierungssuche: Was könnte mich so und warum so interessieren,<br />
dass ich dies noch lange vertiefen möchte? Dies gilt natürlich – man könnte auch