Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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Schule betroffen, die zunehmend mit heterogeneren Erscheinungsformen von<br />
Jugend, die immer weniger mit einfachen Zuordnungen und Klassifikationen zu<br />
fassen sind, konfrontiert wird. Die Schule selbst wird dadurch zu einem Feld, in dem<br />
es zwischen Jugendlichen zu einem Kampf um Anerkennung entlang jugendlicher<br />
Kulturen, Stile und Lebensformen kommt, Auseinan<strong>der</strong>setzungen, die auch den<br />
Unterricht und die Bildungsprozesse erreichen und diese durchdringen.<br />
Aus diesen Verän<strong>der</strong>ungen und Transformationen im Verhältnis von Jugend und<br />
Schule folgt nun nicht, dass Lehrer(innen) bedeutungsloser geworden wären (vgl.<br />
oben). Vielmehr ergeben sich daraus neue Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Lehrprofession<br />
und insbeson<strong>der</strong>e die Gestaltung <strong>der</strong> Lehrer-Schüler-Beziehungen. Diese sollen im<br />
Folgenden abschließend skizzenhaft entworfen werden.<br />
3. Konsequenzen aus den Strukturwandlungen des Verhältnisses von Schule<br />
und Jugend für Schule und Lehrer<br />
Die skizzierten Transformationen <strong>der</strong> Jugendphase und des Verhältnisses von<br />
Schule und Jugend haben für die professionelle Arbeit <strong>der</strong> Lehrerinnen und Lehrer<br />
Konsequenzen. Wenn die Verän<strong>der</strong>ung im Verhältnis von Jugendlichen, Lehrern und<br />
<strong>der</strong> Schule in eine Formel gebracht werden sollen, so lässt sich diese vielleicht<br />
folgen<strong>der</strong>maßen formulieren: Die Schule wird für Jugendliche – vor allem auch die<br />
sogenannte „höhere Bildung“ – banaler, alltäglicher, selbstverständlicher. Sie verliert<br />
– wie Ziehe und du Bois-Reymond formulieren (vgl. Ziehe 1996, du Bois-Reymond<br />
1998) – auch in Konkurrenz mit an<strong>der</strong>en Bildungsmöglichkeiten und<br />
Handlungsbereichen die Aura des Beson<strong>der</strong>en und Außeralltäglichen. Als so<br />
veralltäglichte Einrichtung expandiert sie zugleich in das Leben Jugendlicher und<br />
erfor<strong>der</strong>t mehr und größere Investitionen. Sie verliert an großen Sinnbezügen und<br />
symbolisch aufgeladener Bildungsbedeutung und gewinnt zugleich objektiv gesehen<br />
immer größere Bedeutung und Einfluss auf das Leben von Jugendlichen und ihre<br />
Zukunftschancen. Die Bedeutungssteigerung des Banalisierten – so lässt sich<br />
diese Formel formulieren.<br />
Ich möchte – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige beson<strong>der</strong>s bedeutsame<br />
Aspekte für Lehrer und Schule als Folgen aus den skizzierten Verän<strong>der</strong>ungen<br />
andeuten:<br />
Lehrer müssen verstärkt Antworten auf die Steigerung <strong>der</strong> Heterogenität und<br />
Pluralität bei Jugendlichen finden: Damit wird die spezielle Anfor<strong>der</strong>ung<br />
fallspezifisch zu diagnostizieren, den Ausgangslagen <strong>der</strong> Schüler gerecht zu werden,<br />
entsprechend zu differenzieren und zu individualisieren noch anspruchsvoller, die<br />
Orientierung an „Durchschnittsschülern“ immer schwieriger und gewissermaßen<br />
selbst zum Auslöser von Unterrichtskrisen und „Störfällen“. Dies kann nur<br />
ansatzweise individuell von einzelnen Lehrern bewältigt werden. Es bedarf vielmehr<br />
<strong>der</strong> umfassenden Schul- und Unterrichtsentwicklung, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
systematischen Kooperation (nicht nur) zwischen Fachlehrern, son<strong>der</strong>n auch im<br />
Sinne von Klassen- o<strong>der</strong> Jahrgangsteams, <strong>der</strong> Entwicklung und Erprobung eines<br />
Tableaus unterschiedlicher Aufgabentypen und <strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong><br />
Lehrerkooperation gerade auch im Unterricht. Und dazu bedarf es <strong>der</strong><br />
Implementierung <strong>der</strong>artiger Kooperations- und Entwicklungszeiten in die<br />
Lehrerarbeitszeit selbst, und zwar jenseits individueller Initiativen als organisatorisch