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Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

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<strong>der</strong> Klasse o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Peers gerade Geringschätzung auslösen. Das unterrichtliche<br />

Handeln <strong>der</strong> Schüler muss also immer nach zwei Seiten ausgelegt werden: Es<br />

muss peerverträglich und unterrichtstauglich sein und das passt nicht immer<br />

zusammen (vgl. Breidenstein <strong>2006</strong>).<br />

Kurz: Jugendliche agieren – verursacht durch die lebensgeschichtliche<br />

Vorverlagerung jugendlicher Ansprüche und die Expansion schulischer<br />

Bildungszeiten – immer länger im Spannungsfeld leistungs-, erfolgs- und an<br />

Selbstdisziplinierung orientierter schulischer Lebensführung einerseits und einer um<br />

Erlebnis, Ekstase und Event orientierten jugendkulturellen Lebensführung<br />

an<strong>der</strong>erseits. Diese Spannung auszubalancieren, so dass we<strong>der</strong> ein Ausschluss aus<br />

den jugendkulturellen Erfahrungswelten erfolgt (eine soziale und kulturelle<br />

Verarmung in einer Lebensform Schüler) noch diese Erfahrungswelten den Schulund<br />

Unterrichtsbezug unterminieren und die Bildungslaufbahn gefährden, das ist<br />

eine zentrale Aufgabe, die es in <strong>der</strong> Jugendbiographie zu bewältigen gilt und die sich<br />

immer spannungsreicher gestaltet.<br />

Von überschaubaren jugendlichen Stilen und Lebenslagen zur Pluralisierung<br />

und Ausdifferenzierung jugendlicher Lebenslagen im Zusammenspiel von<br />

sozialer Lage, Milieu, Ethnie, Geschlecht, Jugendkulturen und Region<br />

- Die bisher skizzierten Entwicklungen und Verän<strong>der</strong>ungen vereinfachen die Lage<br />

allerdings eher. Denn die skizzierten Entwicklungen treffen auf eine immer<br />

heterogener werdende Jugend, <strong>der</strong>en Ausgangslagen, Stile, Haltungen,<br />

Lebensführungen durchaus milieutypische Züge erkennen lassen, die sich aber<br />

mit unterschiedlichen jugendkulturellen, ethnischen, geschlechtsspezifischen und<br />

regionalen Stilelementen vermischen und überlagern. Inzwischen ist die<br />

Ausdifferenzierung von jugendkulturellen Stilen nicht nur weiter fortgeschritten,<br />

son<strong>der</strong>n es sind vielfältige Varianten von Ausdifferenzierungen innerhalb von<br />

Jugendstilen entstanden in Verbindung mit Stilmix, Retrostilen und Stilzitaten.<br />

- Dies impliziert für Jugendliche, dass ihre Orientierung in dieser pluralisierten<br />

Landkarte jugendlicher Stile, Kulturen und Lebensformen anspruchsvoller wird.<br />

Neben die lang- und mittelfristige Orientierung und Planung von<br />

Bildungsverläufen und Berufseinmündungen tritt somit auch die Anfor<strong>der</strong>ung,<br />

sich im Feld diverser Jugendstile und -kulturen zu platzieren, abzugrenzen und<br />

zu positionieren, um zugleich jugendkulturelle Zugehörigkeiten zu markieren aber<br />

auch Individualität zum Ausdruck zu bringen.<br />

- Und für die Schule impliziert dies, dass die Heterogenität und Differenzierung auf<br />

Seiten <strong>der</strong> Schüler zunimmt, so das angemessene Differenzierungen und<br />

schulische Profilbildungen immer bedeutsamer werden. Dies gilt selbst für die<br />

Hauptschule, die als die sozial homogenste Schulform betrachtet wird. Dies aber<br />

nur so lange, wie nicht ethnische, geschlechtsspezifische und jugendkulturelle<br />

Differenzen in den Blick genommen und zugleich höchst unterschiedliche<br />

Schulkarrieren markiert werden: Ehemalige Gymnasiasten o<strong>der</strong> Realschüler,<br />

treffen auf die Kin<strong>der</strong> von Asylbewerbern, verschiedenste Ethnien in <strong>der</strong> zweiten<br />

o<strong>der</strong> dritten Generation mit unterschiedlichsten jugendkulturellen Stilen auf<br />

deutschstämmige Jugendliche aus bildungsfernen Arbeitermilieus etc.<br />

Kurz: Die Orientierung Jugendlicher im immer heterogeneren und<br />

unübersichtlicheren Feld von Jugendstilen und -kulturen, die Herstellung von<br />

Zughörigkeiten, Abgrenzungen und Identifikationen wird zu einer immer<br />

anspruchsvolleren Aufgabe für die Herausbildung des jugendlichen Selbst und seiner<br />

Anerkennung im Feld <strong>der</strong> Gleichaltrigen (vgl. auch Fend 2000). Davon ist auch die

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