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Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

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Exklusionskarrieren bedeutet, so ist dies bei weiterführenden Schulabschlüssen<br />

zwar unwahrscheinlicher, aber nicht prinzipiell ausgeschlossen.<br />

- Auch für jene, die schulisch investieren, sich anstrengen und mittlere o<strong>der</strong><br />

höhere schulische Abschlüsse erreichen, ist damit keineswegs die Sicherheit<br />

verbunden, dass sie auch weitere Bildungs- und berufliche Möglichkeiten<br />

realisieren können, weil es zugleich zu einer „Inflationierung“ <strong>der</strong> höheren<br />

Bildungszertifikate kommt und sich damit <strong>der</strong> Wettbewerb um weitere<br />

Lebenschancen nun auch zwischen Jugendlichen mit höheren<br />

Bildungsabschlüssen abspielt (vgl. Bourdieu u.a. 1997).<br />

- Vor diesem Hintergrund wird es immer bedeutsamer, sich in <strong>der</strong> Schule und im<br />

Unterricht anzustrengen: Schuldistanz ist gleichbedeutend mit <strong>der</strong> Anbahnung<br />

von Ausschlusskarrieren. Und im oberen Bildungssegment ist das Abitur allein<br />

immer weniger hinreichend, um umfassende Möglichkeiten zu eröffnen: Es<br />

kommt immer stärker auf die Qualität des Abiturs, den Abiturdurchschnitt, den<br />

Besuch exklusiver Schulen mit gutem Ruf, hohem Sozialkapital <strong>der</strong> Eltern und<br />

Schüler, zahlreichen kulturellen und informellen Bildungsmöglichkeiten,<br />

verbunden mit Auslandsaufenthalten etc. an. Zugespitzt formuliert: Für die<br />

weitere Einmündung in privilegierte Bildungs- und Berufslaufbahnen macht nicht<br />

mehr <strong>der</strong> Besuch des Gymnasiums den Unterschied aus, son<strong>der</strong>n es kommt auf<br />

den Unterschied in <strong>der</strong> höheren Bildung an – von <strong>der</strong> Distinktion des<br />

Gymnasialen zur Distinktion im Gymnasialen.<br />

Kurz: Jugendliche sind damit konfrontiert, stärker in schulische Bildung investieren<br />

zu müssen, gezielt beson<strong>der</strong>s gute und anregungsreiche Schulen auszusuchen und<br />

auch neben <strong>der</strong> Schule weitere Bildungsanstrengungen zu unternehmen.<br />

Gleichzeitig steigt die Ungewissheit – selbst bei weiterführenden Schulabschlüssen<br />

– ob sich dies auch lohnt und welche weiteren Bildungswege und Lebensentwürfe<br />

gangbar und realisierbar sind. Damit wächst auch die Notwendigkeit für Jugendliche<br />

sowohl über umfassendes biographisches Orientierungswissen verfügen zu können<br />

als auch eine beratende Begleitung bei <strong>der</strong> Gestaltung von Bildungsbiographien zu<br />

besitzen.<br />

Von <strong>der</strong> Schule als Chance zur Schule als Risiko – o<strong>der</strong>: Die Kosten des<br />

schulisch gefor<strong>der</strong>ten erfolgszentrierten Erwerbsmenschen<br />

- Damit geht einher, dass die Schule – neben den Freiräumen die sie eröffnet –<br />

auch immer deutlicher als Belastungsraum für Jugendliche in Erscheinung tritt,<br />

nicht zuletzt deswegen, weil individuelle Leistung, gerade auch im Zuge <strong>der</strong><br />

Diskussion um PISA und Bildungsstandards, immer stärker zum Kernelement<br />

des Schulischen wird.<br />

- Dies lässt sich in Zahlen ausdrücken: Fast 40 % <strong>der</strong> 15-jährigen Schüler weisen<br />

in Form von Rückstellungen, Klassenwie<strong>der</strong>holungen o<strong>der</strong> Abstufungen<br />

Misserfolgs- o<strong>der</strong> Versagenskarrieren auf, davon fast 10 % mit mehrfachen<br />

Scheiternserfahrungen (Schümer 2005). Dabei ist <strong>der</strong> Wechsel zwischen<br />

Schulformen in <strong>der</strong> Regel ein Abstieg: PISA ermittelt ein Verhältnis von 1 : 5 für<br />

Aufstieg und Abstieg zwischen Schulformen (Län<strong>der</strong>differenz). Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Hauptschule wird im Laufe <strong>der</strong> Sekundarstufe I zum Ort, an dem sich<br />

Jugendliche mit Versagenskarrieren „sammeln“: Fast zwei Drittel <strong>der</strong><br />

Hauptschülerinnen und Hauptschüler sind dadurch gekennzeichnet, gegenüber<br />

gut 40 % <strong>der</strong> Realschüler und lediglich 15 % <strong>der</strong> Gymnasiasten (ebd.). Dabei<br />

sind Jungen, Jugendliche aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Milieus

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