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Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW

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1. die durch pädagogisches, didaktisches und methodisches Handeln<br />

angeleitete Ermöglichung <strong>der</strong> Aneignung domänenspezifischer, also<br />

fachlicher Wissensbestände in einer Form, die diese den Schülern<br />

verständlich und verstehbar macht und ihren Erfahrungshintergrund an<br />

fachsprachliche und fachwissenschaftliche Wissensbestände anschlussfähig<br />

werden lässt (fachliches Wissen und fachspezifische Kompetenzen im<br />

engeren Sinne).<br />

2. Die Einführung in die „Philosophie des Faches“ (vgl. Baumert 2003), also die<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Fragen, wofür dieses Fach unersetzbar ist, was<br />

verloren geht, wenn man die Welt nicht auch mathematisch o<strong>der</strong> ästhetisch<br />

zu sehen vermag und damit die Einführung in unersetzbare Welt- und<br />

Selbstzugänge. Es geht dabei um die Aufschließung des grundlegenden<br />

Sinns, sich mit diesem Fach – auch wenn es nicht im Zentrum <strong>der</strong> eigenen<br />

Interessen liegt – auseinan<strong>der</strong> zu setzen (Einführung in spezifische Formen<br />

des Weltzugangs).<br />

3. Den Aufbau – dies allerdings als „Gesamtlehrkörper“ und als<br />

Gesamtbildungsaufgabe <strong>der</strong> Schule – von grundlegenden sprachlichen,<br />

moralischen, sozialen und kognitiven Kompetenzen im Sinne einer<br />

Dezentrierung des Selbst- und Weltverständnisses, wie es etwa von Piaget,<br />

Kohlberg o<strong>der</strong> von Habermas als eine zunehmend komplexere, reflexivere<br />

und autonomere Möglichkeit zur Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> sozialen, <strong>der</strong><br />

natürlichen und <strong>der</strong> subjektiven Welt gefasst worden ist (Dezentrierung und<br />

Autonomieentfaltung).<br />

4. Damit geht auch die Aufgabe <strong>der</strong> Begleitung <strong>der</strong> Selbst- und<br />

Identitätsentwicklung über die Kindheit in die Adoleszenz mit all ihren<br />

entscheidenden psychischen und kognitiven Verän<strong>der</strong>ungen einher: Etwa <strong>der</strong><br />

Entstehung und selbstbezogenen Ausbildung fachlicher Interessen und<br />

Weltzugänge, <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit und Reflexion <strong>der</strong> eigenen<br />

Herkunftsbezüge und des bisherigen Selbst- und Weltverständnissen, <strong>der</strong><br />

reflexiven Neuorientierung und Selbstverortung. Hier fungieren Lehrerinnen<br />

und Lehrer als mögliche signifikante, für die Bildungsbiographie hoch<br />

bedeutsame An<strong>der</strong>e (Selbst- und Identitätsentwicklung).<br />

5. Zudem führt die Schule über den Kreis naher sozialer Zusammenhänge<br />

hinaus und öffnet den Horizont für gesellschaftlich-soziale Bildungsprozesse<br />

im erweiterten Maßstab – also die grundlegende soziale, moralische und<br />

politische Dimension <strong>der</strong> Schule als eines organisatorisch strukturierten<br />

Raumes <strong>der</strong> erweiterten Gesellschaft. Darin werden Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

zum ersten Mal verbindlich mit <strong>der</strong> sozialen Welt übergreifend geregelter,<br />

verbindlichen Maßstäben unterliegen<strong>der</strong> gesellschaftlicher <strong>Institut</strong>ionen<br />

konfrontiert und darin lernen sie exemplarisch den Umgang mit<br />

universalistisch geregelten sozialen Ordnungen, die über primäre,<br />

vergemeinschaftete soziale Zusammenhänge wie Familie, Nachbarschaft<br />

o<strong>der</strong> Freundschaften hinausweisen (politische und soziomoralische<br />

Bildung).<br />

6. Schließlich – im starken Spannungsverhältnis zu den an<strong>der</strong>en Bereichen (vgl.<br />

oben) – die Zuteilung und Zuweisung von Bildungslaufbahnen und<br />

Lebenschancen in <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> Selektionsaufgaben von Anfang an<br />

(Selektionsaufgabe).<br />

Wenn die Aufgabenbereiche 1 und 6 für Lehrer zumeist selbstverständlich sind, so ist<br />

bereits die Aufgabe, den Schülern die Philosophie des Faches nahe zu bringen, also<br />

eine fachspezifische Sinnstiftung vorzunehmen, keineswegs selbstverständlich. Und

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