Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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gemeinten bildenden Sinn gelernt werden. Die Schulen brauchen Lehrende, die mit<br />
diesen Vorgängen vertraut sind, also mehr als nur fachwissenschaftlich ausgebildete<br />
Lehrer und Lehrerinnen. Für das Gelingen <strong>der</strong> inhaltlichen Bildungsaufgaben ist<br />
deswegen die Qualität <strong>der</strong> unterrichtlichen Feinstruktur ausschlaggebend.<br />
Beobachtungen zeigen das wachsende Interesse an verständlichem,<br />
elementarisierendem Unterricht; Untersuchungen belegen aber auch, wie sehr über<br />
die Köpfe hinweg unterrichtet wird, am Zentrum <strong>der</strong> Selbstorganisation des<br />
individuellen Bewusstseins vorbei; Bildung als innere Kultur wird so verfehlt. Folglich<br />
liegt hier <strong>der</strong> Brennpunkt für eine qualitative Unterrichtserneuerung. Wird dies nicht<br />
beherzigt, könnte sich das gegenwärtige Interesse an beschleunigtem, intensiviertem<br />
Lernen, für das beson<strong>der</strong>s informationstechnologisch investiert werden soll, dem<br />
Wortsinn nach verrechnen. Wirtschaftlichkeitsanalysen dürfen den Faktor <strong>der</strong><br />
unverrechenbaren Zeit nicht unterschlagen. Sie dürfen auch die Zeit nicht<br />
unterschlagen, die für didaktischmethodische Vielfalt gebraucht wird: in Fortbildung<br />
und Vorbereitung ebenso wie in <strong>der</strong> Durchführung. Man kann kaum überschätzen,<br />
wie stark pädagogischer Erfolg von <strong>der</strong> täglich erfahrenen Unterrichtsbeziehungsweise<br />
Lehrkunst abhängt. Deutsche Schulen brauchen eine zu<br />
Leistungen herausfor<strong>der</strong>nde und die Lust zum Lernen ansprechende Lernkultur, für<br />
die auch Zeitmaße und Interaktionsstrukturen verän<strong>der</strong>t werden müssen. Sie<br />
brauchen aber auch die Wertschätzung <strong>der</strong> Bevölkerung und vor allem <strong>der</strong> Eltern für<br />
die tägliche und oftmals schwierige Arbeit <strong>der</strong> Lehrer und Lehrerinnen.<br />
5. Lehrerinnen und Lehrer brauchen Begleitung und Unterstützung.<br />
In allen Professionen ist eine regelmäßige persönliche Begleitung, Supervision und<br />
Fortbildung <strong>der</strong> handelnden Akteure selbstverständlich, ja sogar unabdingbar. Bei<br />
den Lehrkräften bleibt sie ihrer eigenen Initiative anheim gestellt. (Auch bei<br />
Pfarrerinnen und Pfarrern gibt es sie systematisch lei<strong>der</strong> nur in den ersten<br />
Amtsjahren.) Natürlich ist bereits die nicht selten ätzende und direkte Rückmeldung<br />
durch die Schüler ein wichtiges Korrektiv. Zur Weiterentwicklung von pädagogischen<br />
Kompetenzen ist für professionelle Lehrkräfte ein kritisches und för<strong>der</strong>ndes Korrektiv<br />
durch Erwachsene aber unverzichtbar.<br />
Für Karl Ernst Nipkow ist die Fähigkeit zu Selbstkontrolle und Selbstdistanzierung <strong>der</strong><br />
Lehrenden deshalb so wichtig, weil sie einer Indoktrination durch Abhängig-Halten<br />
entgegenwirkt. Die Lehrerrolle ist zudem nicht mehr ausschließlich als Unterrichtsund<br />
Erziehungstätigkeit im Klassenzimmer zu definieren, son<strong>der</strong>n im Ensemble des<br />
Bildungsauftrags einer Schule. Eine professionelle Lerngemeinschaft am Ort <strong>der</strong><br />
einzelnen Schule, zwischen Fachkollegen, durch Mentoren und Mentorinnen, in<br />
kooperativen Formen <strong>der</strong> Lehrerfortbildung, in Entwicklungsprojekten kann<br />
Anerkennung und Akzeptanz durch Kollegen erbringen und das Handlungs- und<br />
Reflexionsrepertoire anreichern. Dazu gehören Formen <strong>der</strong> Supervision, <strong>der</strong><br />
Fallbesprechung in Lehrergruppen, soweit darin nicht nur psychologisches, son<strong>der</strong>n<br />
auch didaktisches und fachliches Wissen und Können thematisiert wird.<br />
Als Kirche bieten wir Lehrerinnen und Lehrern Vergewisserung, Begleitung und<br />
Zuspruch an. Unsere Kirche hat pädagogische Handlungsfel<strong>der</strong> entwickelt, die unter<br />
je unterschiedlicher Zielsetzung und Perspektive die Schülerschaft, die Lehrkräfte,<br />
die Schule sowie ihre gesellschaftliche Bedeutung in den Blick nehmen. Regional<br />
und überregional hält die Kirche ein Netzwerk von <strong>Institut</strong>ionen bereit, die Beratung,<br />
Fortbildung und geistliche Begleitung gewährleisten. Qualitätssicherung, Kompetenz-