Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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2) Wir gehen von einem ganzheitlichen Bildungsverständnis aus.<br />
Orientierungswissen ist so wichtig wie Verfügungswissen, Glaubenswissen braucht in<br />
allen Bildungsvorgängen seinen Ort.<br />
3) Wir gehen von <strong>der</strong> Vorstellung lebenslangen Lernens aus. Bildung prägt die<br />
menschliche Biographie im Ganzen.<br />
4) Wir gehen von einem gerechtigkeitsorientieren Ansatz von Bildung aus. Wir finden<br />
uns nicht damit ab, dass Bildungsferne sich vererbt. Dieser Ansatz prägt unser<br />
Engagement in den eigenen kirchlichen Bildungseinrichtungen ebenso wie unser<br />
Engagement im staatlichen Bildungswesen.<br />
5) Wir orientieren uns am Leitbild einer gottoffenen Humanität. Der Sinn für die<br />
unantastbare Würde des Menschen und <strong>der</strong> Sinn für die Wirklichkeit Gottes gehören<br />
in unserem Verständnis zusammen. Verwurzelung in einer geklärten religiösen<br />
Identität und Dialogkultur sind uns deshalb in gleicher Weise wichtig. Das prägt unser<br />
Engagement für den Religionsunterricht wie für das pädagogische Klima im Ganzen<br />
in gleicher Weise.<br />
Beides ist in gleicher Weise notwendig. Ohne Zweifel ist gegenwärtig das<br />
Engagement für den Religionsunterricht in ganz beson<strong>der</strong>er Weise gefor<strong>der</strong>t. Ich<br />
kenne kein Unterrichtsfach, an das gegenwärtig vergleichbar hohe Erwartungen<br />
gestellt würden. Das gilt im Blick auf die Identifikation <strong>der</strong> Lehrenden mit dem Fach<br />
und seinen Inhalten, von <strong>der</strong> stets zu erneuernden Motivation <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler, das Fach aus freien Stücken zu bejahen, wie <strong>der</strong> Eltern, den Besuch des<br />
Faches durch ihre Kin<strong>der</strong> zu unterstützen. Es gilt für den Dialog <strong>der</strong><br />
Religionslehrerinnen und Religionslehrer mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die<br />
nicht selten dem Religionsunterricht mit großen Reserven gegenüberstehen, aber<br />
zugleich von den Religionslehrerinnen und Religionslehrern Auskunft erwarten,<br />
sobald sie ihrer eigenen Unkenntnis in elementaren Fragen des Glaubenswissens<br />
und <strong>der</strong> religiösen Bildung ansichtig werden. Ein nicht unwichtiger Teil des<br />
Religionsunterrichts findet heute in den Lehrerzimmern statt.<br />
Religion ist ein Großthema des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Die Vorstellung, dass religiöse<br />
Fragen an Bedeutung verlieren und deshalb auch an <strong>der</strong> Schule unwichtig werden,<br />
hat sich binnen weniger Jahre als unzutreffend erwiesen. Der Gedanke, dass<br />
gesellschaftliche Mo<strong>der</strong>nisierung automatisch zur Säkularisierung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
und damit zum Verschwinden religiöser Fragen führe, führt in die Irre.<br />
Dementsprechend wächst die Bedeutung des Religionsunterrichts an den Schulen.<br />
Es ist deshalb verfehlt, wenn man auf die heutige Situation mit <strong>der</strong> Einführung eines<br />
Einheitsfachs Ethik für alle Schülerinnen und Schüler meint reagieren zu sollen. In<br />
Berlin, so <strong>der</strong>gleichen für die Sekundarstufe I – also im Berliner Fall von <strong>der</strong><br />
Jahrgangsstufe 7 an – geplant wird, muss man als Folge eine weitgehende<br />
Verdrängung des Religionsunterrichts aus diesem Bereich befürchten. Angesichts<br />
<strong>der</strong> Verdichtung des Unterrichts und <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Pflichtstundenzahl in diesen<br />
Jahrgangsstufen wird man von einer zusätzlichen Wahl des Religionsunterrichts (<strong>der</strong><br />
nicht als ordentliches Unterrichtsfach gilt) kaum ausgehen können. Dabei wird <strong>der</strong><br />
Ethikunterricht, <strong>der</strong> allen Religionen und Weltanschauungen gegenüber neutral sein<br />
soll, die Erwartung, dass Schüler in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit einer<br />
Lehrerpersönlichkeit eine eigene Position entwickeln können, nicht erfüllen können.<br />
Er wird eher an eine Art des Musikunterrichts erinnern, in dem <strong>der</strong> Lehrerin o<strong>der</strong> dem