Lehrertag 2006 - Pädagogisches Institut der EKvW
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mich und stellte mich auf meine Füße. Wer ist Subjekt? Wer tut etwas und mit wem<br />
geschieht etwas? Es bleibt offen, was einer tut und was ihm geschieht. Diese<br />
sprachliche Unschärfe ist wohl so gewollt, die Ungenauigkeit ist Ausdruck höchster<br />
Genauigkeit, stellt <strong>der</strong> Bochumer Alttestamentler Jürgen Ebach zu dieser Stelle fest.<br />
Es bleibt unscharf, was ein Mensch tut und was ihm wi<strong>der</strong>fährt, wenn Gottes Geist<br />
am Werk ist. Wir kennen das auch aus <strong>der</strong> Umgangssprache: Meine Lebensgeister<br />
kehrten zurück, sagen wir o<strong>der</strong> Meine Lebensgeister erwachten wie<strong>der</strong>. Wo Gottes<br />
Geist weht, kommt Leben in uns und die Lebensgeister kehren zurück. Es bedarf<br />
mehr als des Ich, das um sich selber kreist, um zum Ich zu werden, um im Vollsinn<br />
Ich sagen zu können. Das Ich bedarf einer von außen kommenden Kraft, bedarf <strong>der</strong><br />
Kommunikation, <strong>der</strong> Beziehung. Allein auf sich selbst bezogen ist <strong>der</strong> Mensch<br />
eingekrümmt in sich selbst, incurvatus in se ipsum – so definiert Luther Sünde.<br />
Freiheit aber ist ein Geschenk. Freiheit kommt aus Anerkennung. Schon in <strong>der</strong> Taufe<br />
wurde uns gesagt: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Ein<br />
Mensch hat Wert und Würde allein, weil er da ist. Unabhängig von dem, was ein<br />
Mensch aus sich macht, hat er als Person eine unverrechenbare Würde. Wo Gottes<br />
Geist weht, erfahren wir Anerkennung und die weckt unsere Lebensgeister. Gottes<br />
Geist befreit zum Leben. Das Geschenk ist die tiefe Lebensgewissheit, dass wir viel<br />
mehr sind als das, was wir leisten o<strong>der</strong> anrichten. Das Geschenk ist ein getröstetes<br />
Herz. Wo <strong>der</strong> Geist Gottes weht, da kann ein Mensch aufatmen und durchatmen.<br />
Wirklich Ich sagen können ist immer mehr als nur Ich sagen: Ein eigener Mensch<br />
sein können, bedeutet, das Entscheidende empfangen zu haben und immer wie<strong>der</strong><br />
neu zu empfangen. Das schenkt eine unglaubliche Freiheit.<br />
IV<br />
Wo <strong>der</strong> Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Aber we<strong>der</strong> über den Geist des Herrn<br />
noch über die Freiheit können wir einfach verfügen. Wir können sie nicht mitnehmen,<br />
im Pult aufgewahren und jeden Tag ein Stückchen davon abschneiden. Wir leben<br />
von Grundlagen, die uns nicht einfach zur Verfügung stehen. Aber wir können dem<br />
Geist des Herrn Raum geben, damit sein frischer Wind bei uns wehen kann. Wie ihm<br />
Raum geben? Indem wir unter uns eine Mitte frei lassen für Gott; in je<strong>der</strong> Schule zum<br />
Beispiel eine Mitte frei räumen für Gott. Freiheit und Gemeinschaft wachsen dort, wo<br />
es einen Sinn für das Heilige gibt. Aus dieser Mitte wächst eine Freiheit aus Bindung<br />
und eben keine Beliebigkeit. Sie wurzelt in Gott.<br />
Diese Freiheit aus Bindung an Gott führt in die Verantwortung für an<strong>der</strong>e. Wie ein<br />
frischer Luftzug in stickiger Luft befreit sie Menschen. Es ist eine Befreiung, wenn<br />
Menschen selber schreiben, lesen und rechnen können, wenn Menschen sich in <strong>der</strong><br />
Welt orientieren und an<strong>der</strong>en Orientierung geben können. Bildung ist die Grundlage<br />
für die Freiheit, sich in Gesellschaft und Beruf einzubringen. Hingegen wird keine<br />
noch so reformfreudige Schule bei Jugendlichen fruchten, wenn sie in<br />
Arbeitslosigkeit mündet, in <strong>der</strong> Botschaft also: ihr werdet nicht gebraucht. Kein<br />
Mensch darf wegen seiner Herkunft in <strong>der</strong> Entwicklung behin<strong>der</strong>t werden. Darum<br />
setzt <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Freiheit uns an die Arbeit, Menschen durch Bildung von Fesseln<br />
zu befreien.<br />
Nein, wir haben es nicht eine Nummer kleiner: Schule, Freiheit und <strong>der</strong> Geist des<br />
Herrn gehören ganz eng zusammen.<br />
Mit den Worten von Hans Dieter Hüsch:<br />
Wie oft hat er uns verlassen