Kapitel 06 â Decken - Denkmalpflege TU-Wien
Kapitel 06 â Decken - Denkmalpflege TU-Wien
Kapitel 06 â Decken - Denkmalpflege TU-Wien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
<strong>Kapitel</strong> <strong>06</strong> – <strong>Decken</strong><br />
6.1 Allgemeines<br />
6.2 <strong>Decken</strong>systeme im Bestand<br />
6.3 Bestandsanalyse<br />
6.4 Vertiefte Untersuchung von<br />
Holzdecken<br />
6.5 Schadensbilder und mögliche<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
6.6 Holz – Beton - Verbunddecke
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
6.1 Allgemeines<br />
Holzdeckensysteme im Bestand (Altbauten)
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
<strong>Decken</strong>systeme im Bestand (Altbauten)<br />
Die <strong>Decken</strong> in Altbauten<br />
sind in den unteren Geschoßen<br />
in massiver Bauweise, in den<br />
oberen Geschoßen (ab Decke<br />
über 1.OG) in einer Holztrambauweise<br />
mit Beschüttung ausgeführt.<br />
Projekt: Braun & Co.<br />
Die charakteristische Spannrichtung ist im Regelfall von<br />
der straßenseitigen Außenwand zur Mittelwand und<br />
weiter zur hofseitigen Außenwand; übliche <strong>Decken</strong>spannweiten<br />
zwischen 4,50m bis 6,0m. Für größere<br />
Spannweiten werden Stahlträger (Walzprofile) im<br />
Seitenabstand von etwa 3,0m bis 4,0m und einer<br />
eingeschobenen Holztramdecke (wie vor) eingesetzt.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
6.2 <strong>Decken</strong>systeme im Bestand<br />
Bauernmarkt 21:
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
• Tramdecken<br />
Die Träme (40-60 cm lichter Abstand) erhalten eine<br />
Sturzschalung, auf welche dann die Beschüttung und<br />
eine Ziegelpflasterauflage aufgebracht wird. Die<br />
Untersicht bilden eine aufgenagelte<br />
Stukkaturschalung (od. Gipskartonplatte) und ein<br />
Putzträger (Holzstabgewebe etc.).<br />
<br />
Projekt: V3<br />
Projekt: Haidingergasse
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Projekt: V3<br />
Tramdecke mit versenkter Sturzschalung<br />
Die Konstruktionshöhe verringert sich um 4 cm. Auf zwei<br />
seitlich an den Trämen befestigten Leisten wird die Sturzschalung<br />
zwischen den Trämen versenkt eingelegt. Über<br />
dem Tram müssen mind. 4 cm Beschüttung verbleiben<br />
(Brandschutz).
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Fehltramdecke<br />
Der Haupttram trägt die Fußbodenkonstruktion, der ca. ¾ starke Fehltram<br />
trägt die Untersicht. Durch diese Entkopplung wird das Übertragen<br />
von Schwingungen vermieden – besserer Schallschutz!<br />
Am Auflager Luft lassen! Ideal mit Abstand zwischen<br />
den Systemen – Schallschutz!<br />
Dippelbaumdecke<br />
Häufig oberste Geschoßdecke. Dippelbäume sind „Mann an Mann“ liegende,<br />
dreiseitig bearbeitete Rundhölzer, alle 2 m mit Holzdübeln (Dippel)<br />
verbunden. Darauf Beschüttung und Ziegelpflasterauflage, Unterseite<br />
feuerhemmend mit Putz auf doppelter<br />
Berohrung.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Staußziegel – Sturzdecken<br />
Anstatt der Schalung wird ein Drahtgewebe aufgebracht – besserer<br />
Schallschutz.<br />
Tramtraversendecke<br />
Zur Vergrößerung der Spannweite werden Walzstahlträger gespannt,<br />
dazwischen werden die Holzträme eingelegt. Größere Belastbarkeit,<br />
geringere Fäulnisgefahr (kein Einbinden der Träme in<br />
die Mauern).
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
• Ziegelgewölbedecken, [Quelle: Pech A., Massivdecken, 2005]<br />
Projekt: V 3 – Ziegelgewölbe zwischen Stahlträgern<br />
• Betongewölbedecken, [Quelle: Pech A., Massivdecken, 2005]
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
6.3 Althaussanierung, <strong>Decken</strong>untersuchung<br />
Bestandsanalyse:<br />
Erhebung der Bestandsunterlagen<br />
bei der MA 37<br />
Endoskopie<br />
(Überprüfung des Bestands)<br />
<strong>Decken</strong>öffnung von oben<br />
(ca. 1 m²)<br />
Erstellen der Bestandsstatik<br />
Belastbarkeit<br />
Probeentnahme (bei sichtbarer<br />
Beschädigung oder Zweifel der<br />
Festigkeit)<br />
ZUSTANDSBEWER<strong>TU</strong>NG<br />
(Vorschlag allfälliger Baumaßnahmen
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Zerstörungsarme Methoden<br />
Endoskopische Untersuchung (mit Probeentnahme)<br />
Ergänzend zur Überprüfung der Bestandsunterlagen können die<br />
Bestandsdecken von unten nahezu zerstörungsfrei mittels<br />
Endoskop begutachtet werden. Es reicht eine Bohrung von etwa<br />
15 mm. In das Bohrloch wird mittels Endoskop der Hohlraum der<br />
Decke begutachtet und der Bestand mit den Plänen verglichen.<br />
Sind Abweichungen vom Bestand erkennbar, ist es notwendig,<br />
großflächige <strong>Decken</strong>öffnungen von oben (ca. 1 m²)<br />
durchzuführen.<br />
Untersuchungen mittels Endoskopie können auch zur Sichtung<br />
des Holzzustandes insbesondere im Auflagerbereich der<br />
<strong>Decken</strong>balken hilfreich sein.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Projekt: Schloss Ottenstein<br />
Grundrisse
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
<strong>Decken</strong>untersuchung<br />
Generell sind die <strong>Decken</strong> in Gründerzeithäusern in<br />
einem guten Erhaltungszustand. Schwachstellen sind<br />
die nicht vorhandene Horizontalträgerwirkung für den<br />
Lastfall Erdbeben (Beschüttung und zueinander<br />
verschiebbare <strong>Decken</strong>balken.<br />
Schwachstellen in Form von Fäulnis bzw. lokal<br />
verminderter Tragfähigkeit sind an jenen Stellen zu<br />
finden, die durch wechselnde Feuchtigkeit belastet<br />
wurden. Dies sind Küchen, Bad und WC und<br />
Balkenköpfe innerhalb von Fenstern.<br />
Die <strong>Decken</strong>untersuchungen sind daher<br />
stichprobenartig an den erwähnten Stellen bevorzugt<br />
durchzuführen. Wenn an der Stichprobe keine<br />
Schädlinge erkennbar sind, kann von einem guten<br />
Zustand des <strong>Decken</strong>abschnittes ausgegangen<br />
werden.<br />
Vor allem bei Dippelbaumdecken unter dem<br />
Dachraum treten Fäulnisschäden im Bereich der<br />
Balkenauflager sowie unter Dachluken/<br />
Dachflächenfenstern und zeitweise beschädigten<br />
Dachflächen (durchgerostete Verblechung) auf.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Projekt: Schloss Ottenstein<br />
Sanierung<br />
Die schadhaften Teile der<br />
Dippelbäume sind<br />
abzubeilen, die Geometrie<br />
aufzumessen, die<br />
Bestandsstatik zu<br />
erstellen, zu beurteilen<br />
und allfällige<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
festzulegen.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Projekt: Schloss Ottenstein<br />
<strong>Decken</strong>öffnungen
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Projekt: Schloss Ottenstein<br />
<strong>Decken</strong>öffnungen<br />
An dieser Stelle der Befundung hat man eine starke<br />
Vermorschung der Balken feststellen müssen.<br />
Dies deshalb, da an der Oberseite der<br />
Dippelbaumdecke eine Sperrschitcht, infolge eines etwa<br />
8cm starken Betonestrichs festgestellt wurde.<br />
Wasserdampf ist durch die Zwischenräume zwischen<br />
den Dippelbäumen nach oben gekommen und ist dann<br />
an der Unterseite des kalten Bauteils kondensiert.<br />
Die Dippelbäume waren diesem Einfluss über mehrere<br />
Jahre wechselnder Feuchtigkeit ausgesetzt und sind<br />
daraufhin vermorscht.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Träger weist erhebliche Korrosion im Auflagerbereich auf, [Quelle: Hublik 2005]<br />
Korrodierter Stahlträger einer Kappendecke, [Quelle: Hublik 2005]
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Projekt: BORG
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
6.4 Vertiefende Untersuchung von<br />
Holzdecken<br />
Voruntersuchungen allgemein:<br />
•Bestandsdauer / Umbauten<br />
•Aufbau der Holzkonstruktion<br />
•Tragsystem<br />
•Art der Anschlüsse und Knotenverbindung<br />
Bestandsdecken - Der Zustand der Bausubstanz kann<br />
teilweise in Mitleidenschaft gezogen sein.<br />
Manchmal lässt sich der schadhafte Anteil nur mit Hilfe<br />
von Gutachten, angefertigt von Spezialinstituten (z.B.:<br />
HFA – Holzforschung Austria) bestimmen. Die Gutachter<br />
können mikroskopisch bestimmen welche Schädigung<br />
durch Pilze oder Insekten vorhanden ist und ob diese<br />
behebbar (trockenes Umgebunsklima, Holzschutzmittel)<br />
oder unbehebbar ist.<br />
In solchen Gutachten werden relevante Bereiche der<br />
Tragstruktur hinsichtlich ihrer Standsicherheit überprüft<br />
und bewertet, welche Teile noch „in Ordnung“ und<br />
welche Teile „nicht mehr in Ordnung“ sind.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Beispiel Schloss Petronell:<br />
Bei diesem Projekt wurde die HFA zur Beurteilung der<br />
Bausubstanz hinzugezogen, da man nicht ohne weitere<br />
Hilfsmittel eventuellen Schädlingsbefall bzw. den<br />
Zustand des vorhandenen Holzes prüfen konnte.<br />
Der anschließende Bereicht der HFA enthielt eine<br />
Übersicht mit den in Mitleidenschaft gezogenen<br />
Tragwerksbestandteilen.<br />
Abb.: Übersicht <strong>Decken</strong>felder
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Beispiel Schloss Petronell:<br />
Aufgrund von Untersuchungen im Labor wurde für jeden<br />
Tram eine Aussage getroffen in welchem Maß dieser<br />
Beschädigt ist oder auch nicht.<br />
Abb.: Auszug der Beschädigungen im <strong>Decken</strong>feld 3<br />
Nach Erhalt dieses Berichtes wurden dann jene Teile,<br />
die nicht mehr zu retten waren ersetzt, die anderen<br />
bestmöglich saniert bzw. verstärkt
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
6.5 <strong>Decken</strong>erhaltung und – sanierung<br />
Schäden und mögliche Sanierungsmaßnahmen<br />
Zu große Durchbiegung<br />
- Teilauswechslung<br />
(Verstärkung mit seitlichen Laschen)<br />
- Polymerchemische Sanierung<br />
- Konsolenausbildung<br />
Einzelne Tramköpfe geschädigt<br />
- zusätzlich angeordnete Holz- oder Stahlträger<br />
- Auswechseln der Balken<br />
Einzelne Balken durchgehend<br />
geschädigt<br />
- Ergänzung durch Polymerbeton<br />
- Ausbildung eines Konsolenauflagers<br />
- Totalauswechslung (<strong>Decken</strong>tausch)<br />
- Abhängung schadhafter Kleinbereiche durch<br />
Verstärkungslaschen<br />
Durchgehende Schädigung<br />
der Auflager
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Schäden und mögliche Sanierungsmaßnahmen<br />
(Fortsetzung)<br />
Mögliche<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
- Zusatzdecken<br />
(z.B. Kap. 3.7.5 lastverteilender Aufbeton)<br />
- Systemversteifung durch Querschnittergänzung<br />
(z.B. Kap. 3.8.1 zusätzlich angeordnete Träger)<br />
- Lastverteilender Aufbeton<br />
(Leichtbetonausgleich)<br />
- Beschüttungsausgleich<br />
- Holzrippendecke<br />
(Holz – Holz - Verbundtragwerk)<br />
- Holz – Beton - Verbundtragwerk<br />
Schäden an den Holzbauteilen<br />
(Schadensbeschreibung)<br />
Schwingungsanfälligkeit<br />
Unebenheiten<br />
Zu große Durchbiegung
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Projekt: V3<br />
Sanierungsverfahren<br />
Laschenverstärkung im Auflagerbereich<br />
STAHL<br />
HOLZ<br />
Stahllaschen–beidseitig angebracht<br />
Die Stahllaschen sind meist [ - Profile oder Pfosten<br />
aus Holz.
dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.<br />
KAPITEL <strong>06</strong> – DECKENSYSTEME IM BESTAND<br />
Tragende Rippendecke<br />
Projekt: V3<br />
Sanierungsverfahren<br />
Bestand<br />
Neue Konstruktion<br />
Die bestehende Decke wird unterstellt. Die Träme aus<br />
Holz müssen den Bauzustand mittragen, haben allerdings<br />
danach nur noch das Gewicht der <strong>Decken</strong>untersicht zu<br />
tragen und sonst keine tragende Funktion mehr.<br />
Die neue Decke ist eine SBB Decke – eine Rippendecke.<br />
Die Rippen werden bewehrt. Die Hohlfelder werden aus<br />
Styropor bzw. Polystyrol geformt.<br />
Die Rippendecke ist eine leichte Betondecke,<br />
Spannweite 6 bis 8 m.