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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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war ja <strong>der</strong> Ausgangspunkt <strong>der</strong> eigentlichen Überlegung: Wie kann Kontrollversagen begegnet<br />

werden, wenn die Anfor<strong>der</strong>ungen so komplex werden, dass e<strong>in</strong>e genaue Konkretion <strong>der</strong><br />

Aufgaben nicht mehr möglich ist? Und die Logik von Kontrolle ist naturgemäß<br />

gr<strong>und</strong>verschieden gegenüber <strong>der</strong> „Handhabung“ von <strong>Vertrauen</strong>.<br />

<strong>Vertrauen</strong> kann das Kontrollproblem nicht lösen, weil die Freiheit, die es zu<br />

kontrollieren gilt, die Bed<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Möglichkeit für <strong>Vertrauen</strong> ist. Ist <strong>Vertrauen</strong> dann e<strong>in</strong><br />

irrationales – weil nicht handhabbares Modell für Organisationen <strong>und</strong> Unternehmungen?<br />

Ke<strong>in</strong>eswegs. Es gilt jedoch, sich auf das Spezifische <strong>der</strong> Dynamik e<strong>in</strong>zulassen, mit dieser<br />

Leerstelle <strong>Vertrauen</strong> umzugehen <strong>und</strong> diese Vakanz auszuhalten, auch – <strong>und</strong> gerade unter dem<br />

Aspekt e<strong>in</strong>es aufgeklärten Eigen<strong>in</strong>teresses. <strong>Vertrauen</strong> selbst wird dann zum Strukturmoment<br />

<strong>der</strong> Beziehung zwischen den Akteuren.<br />

Kapitel 3.4<br />

<strong>Vertrauen</strong> als das „Mehr“ <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Leerstelle<br />

The po<strong>in</strong>t is that trust itself affects the evidence we are look<strong>in</strong>g for<br />

Gambetta 1988, 233<br />

<strong>Vertrauen</strong> wurde bisher abgegrenzt von Vertrautheit e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> Zutrauen<br />

an<strong>der</strong>erseits. E<strong>in</strong>e Situation sollte weiterh<strong>in</strong> nur dann als <strong>Vertrauen</strong>ssituation def<strong>in</strong>iert werden,<br />

wenn sie aus e<strong>in</strong>er Perspektive doppelter Kont<strong>in</strong>genz die Freiheit des an<strong>der</strong>en nicht<br />

anreizorientiert kanalisiert, son<strong>der</strong>n die Selbstverpflichtung des an<strong>der</strong>en, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

generalisierten Erwartung, zur sozialen Voraussetzung werden lässt. Dadurch lässt sich nicht<br />

das Kontroll-problem lösen, es kann aber statt dessen an<strong>der</strong>e Ressourcen eröffnen.<br />

Macht es e<strong>in</strong>en Unterschied, ob e<strong>in</strong> Vorgesetzter se<strong>in</strong>em Untergebenen vertraut o<strong>der</strong><br />

ihn<br />

nur nicht kontrolliert? Und wenn es e<strong>in</strong>en Unterschied machen sollte, für wen ist er dann<br />

relevant? Die Antwort lautet: Ja, es macht e<strong>in</strong>e großen Unterschied, <strong>der</strong> für beide relevant<br />

werden kann, weil sich <strong>in</strong> genau dieser Dynamik sowohl die Prozesse <strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong>sbildung,<br />

als auch die „Kapitaleigenschaft“ <strong>der</strong> sich möglicherweise vergrößernden <strong>Vertrauen</strong>s-ressource<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Damit <strong>Vertrauen</strong> diese Eigenschaften entwickeln kann, gilt es zusammenfassend zu<br />

klären, wor<strong>in</strong> <strong>Vertrauen</strong> sich von möglichen Äquivalenten unterscheidet. <strong>Vertrauen</strong> ist nicht:<br />

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