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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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<strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> doppelten Kont<strong>in</strong>genz dargestellt, was letztlich e<strong>in</strong>em Modell über<br />

<strong>Vertrauen</strong> zugr<strong>und</strong>e liegen muss, um <strong>der</strong> ganzen Komplexität gerecht werden zu können.<br />

Kapitel 3.3<br />

<strong>Vertrauen</strong> unter Ungewissheit<br />

Die Notwendigkeit zu entscheiden reicht weiter, als die Fähigkeit zu erkennen<br />

Immanuel Kant<br />

Die Frage zu Beg<strong>in</strong>n dieses Kapitels war, ob Vertrautheit e<strong>in</strong>e notwendige Bed<strong>in</strong>gung<br />

ist, um <strong>Vertrauen</strong> schenken zu können. Das Problem an Vertrautheit als Selbstverständlichkeit<br />

<strong>und</strong> Gewohnheit ist, dass es gleichsam „h<strong>in</strong>ter dem Rücken <strong>der</strong> Akteure“ abläuft. Man kann<br />

sich nicht entscheiden, ob man sich e<strong>in</strong>er Sache vertraut fühlt, man ist es e<strong>in</strong>fach; bzw., wenn<br />

man beg<strong>in</strong>nt, sich hierüber Gedanken zu machen, ist meist etwas Unvertrautes schon<br />

e<strong>in</strong>getreten. Bei Coleman wurde deshalb Vertrautheit zu e<strong>in</strong>em Parameter unter an<strong>der</strong>en,<br />

welcher dann <strong>in</strong> die Kalkulation des Akteurs mit e<strong>in</strong>fließt. Ob man e<strong>in</strong>em Nachbarn vertraut,<br />

wird zu e<strong>in</strong>er Entscheidung unter Risiko, über die Berechnung von Gew<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Verlust, sowie<br />

über die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>der</strong> Rechtfertigung von <strong>Vertrauen</strong>. Die Stärke dieses Konzeptes<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht, e<strong>in</strong>fach kont<strong>in</strong>gente Anreizstrukturen unter <strong>der</strong> Überlegung zu<br />

konzipieren, ob es für den e<strong>in</strong>zelnen Akteur „rational“ ist, dem Treuhän<strong>der</strong> zuzutrauen, dass<br />

die gegebenen Anreize h<strong>in</strong>reichend für diesen s<strong>in</strong>d, gemäß dieser Motivationsstruktur zu<br />

handeln. Unter <strong>der</strong> Perspektive von Coleman kann <strong>Vertrauen</strong> ke<strong>in</strong>e Kategorie personalen<br />

<strong>Vertrauen</strong>s se<strong>in</strong>, weil die Person an sich ke<strong>in</strong>e Kalkulationsbasis darstellt. Die Person def<strong>in</strong>iert<br />

sich ausschließlich über ihre bek<strong>und</strong>eten Interessen, Präferenzen <strong>und</strong> Ziele. Die gängige Kritik,<br />

dass <strong>Vertrauen</strong> nicht mehr relevant ist, wenn pr<strong>in</strong>zipielle Klarheit über die Konsequenzen e<strong>in</strong>er<br />

Entscheidung herrscht (vgl. Preisendörfer 1995), <strong>und</strong> dass die Annahme über die pr<strong>in</strong>zipielle<br />

Verfügbarkeit aller situationsspezifischen Parameter e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlichen Beschränkung<br />

unterliegt, lässt sich nicht vollständig ausräumen. Wenn man jedoch Colemans <strong>Vertrauen</strong> als<br />

Zutrauen def<strong>in</strong>iert, so bleibt auch die Entscheidung des Zutrauens e<strong>in</strong>e pr<strong>in</strong>zipiell riskante<br />

Entscheidung. Man entschärft aber die gr<strong>und</strong>sätzliche Kritik, wenn man die Sphäre des<br />

„re<strong>in</strong>en“ <strong>Vertrauen</strong>s nochmals hiervon abgrenzt.<br />

Sicht <strong>der</strong> handelnden Akteure gar ke<strong>in</strong>e irrationalen Handlungen geben kann.<br />

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