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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Untergebenen. Der Markt als Alternative würde dann wie<strong>der</strong>um an das Eigen<strong>in</strong>teresse <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen appellieren.<br />

So wie Märkte <strong>und</strong> Hierarchien ihre Grenzen haben, weil sie so funktionieren, wie sie<br />

funktionieren, ist auch <strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> Misstrauen an die eigenen Mechanismen geb<strong>und</strong>en.<br />

Erstarrtes <strong>Vertrauen</strong> mag zur Zwanghaftigkeit führen, <strong>und</strong> wenn Selbstverpflichtung ohne Ziel<br />

propagiert wird, dann blockiert <strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t nicht mehr (vgl. Giddens 1996, 167). Ebenso<br />

kann e<strong>in</strong> „Schuss ges<strong>und</strong>es Misstrauen“ e<strong>in</strong>en vor allzu bl<strong>in</strong>dem <strong>Vertrauen</strong> bewahren, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Absolutheit wirkt Misstrauen jedoch <strong>in</strong> Konsequenz selbstzerstörerisch.<br />

Es kommt auf die Mischung an <strong>und</strong> auf die Fähigkeit zu ergänzen <strong>und</strong> zu beschränken,<br />

wo es relevant wird. Die Mischformen von Markt/ Hierarchie <strong>und</strong> <strong>Vertrauen</strong>/ Misstrauen<br />

wurden bereits angesprochen, so dass im letzten Abschnitt dieses Kapitels nochmals genauer<br />

auf die „Komb<strong>in</strong>ierbarkeit“ e<strong>in</strong>gegangen werden soll.<br />

Kapitel 2.5<br />

Mischformen – Notformen?<br />

The most basic form of human cooperation, abstention from mutual <strong>in</strong>jury,<br />

is <strong>und</strong>oubtedly a precondition of potentially beneficial competition.<br />

F. Hirsch 1977, zit. n. Gambetta 1988, 215<br />

Hierarchien kontrollieren die Akteure so lange, bis die Handlungen nicht mehr<br />

kontrollierbar s<strong>in</strong>d. Märkte setzten auf Wettbewerb <strong>und</strong> das Eigen<strong>in</strong>teresse <strong>der</strong> Akteure <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Selbststeuerung so lange, bis die unterschiedlichen Eigen<strong>in</strong>teressen wie<strong>der</strong> koord<strong>in</strong>iert<br />

werden müssen – über Autorität. Dass sich die Akteure <strong>in</strong> hierarchischen Organisationen oft<br />

völlig an<strong>der</strong>s verhalten, als sie es <strong>in</strong> Wettbewerbsmärkten tun würden, wird dabei durch die<br />

Institution verursacht <strong>und</strong> nicht durch die Irrationalität <strong>der</strong> Akteure. E<strong>in</strong> selbständiger<br />

Aktienhändler hat selbst ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß auf den Markt, aber er wird verhandeln, Angebote<br />

e<strong>in</strong>holen, verkaufen, etc.. Es geht um Profit <strong>und</strong> Geld. Sollte er sich mit an<strong>der</strong>en Händlern<br />

verbünden, so ist das e<strong>in</strong>e Strategie se<strong>in</strong>es Gew<strong>in</strong>nstrebens, gegen die ggf. nur das Kartellamt<br />

legale E<strong>in</strong>wände erheben kann. Wäre dieser Akteur e<strong>in</strong> Angestellter e<strong>in</strong>er großen<br />

Investmentfirma, sähe se<strong>in</strong>e Motivationslage völlig an<strong>der</strong>s aus. Er wäre aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

spezifischen Qualifikationen <strong>und</strong> Erfahrungen e<strong>in</strong>gestellt worden, auch im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern. Se<strong>in</strong> Gehalt wird ihm auch dafür gezahlt, damit er die<br />

Firmenautorität akzeptiert, <strong>und</strong> mit se<strong>in</strong>em Chef ist er e<strong>in</strong>en möglicherweise längerfristigen<br />

Vertrag e<strong>in</strong>gegangen. Es bleibt aber dabei, dass beide ke<strong>in</strong>e vollständigen Informationen über<br />

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