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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Perspektive von Hierarchien, stellt somit den <strong>Vertrauen</strong>svorschuss von Seiten <strong>der</strong> Organisation<br />

dar, damit sich die Akteure dieser Sicherheit gewiss se<strong>in</strong> können, um ihrerseits, gleichsam<br />

risikoarm, das <strong>Vertrauen</strong> zu erwi<strong>der</strong>n. Damit wird aber nicht zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e flexible Form des<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s <strong>in</strong>itiiert, son<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e Perspektive, vergleichbar dem unendlich oft<br />

wie<strong>der</strong>holten Gefangenendilemma. <strong>Vertrauen</strong> selbst kann dann zum retardierenden Moment<br />

werden, denn nicht nur, dass man die Regeln nicht verletzten darf, man würde zusätzlich ja<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Vertrauen</strong>sbruch begehen, wenn man die Regeln nach se<strong>in</strong>em Ermessen auslegt.<br />

Dann müsste die Lösung lauten, dass zwar die Hierarchie beibehalten wird, dafür aber<br />

die bürokratischen Regeln abschafft werden, damit es ke<strong>in</strong>e Regelverletzung mehr geben kann,<br />

wenn e<strong>in</strong> konkreter Akteur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Idee hat. Alle Beteiligten würden sich folglich nur<br />

noch auf <strong>Vertrauen</strong> verlassen – damit hätten man aber auch die Hierarchie abgeschafft. 59<br />

Der Markt als Alternative<br />

Die Macht <strong>der</strong> „alten Autoritäten“ beruhte darauf, dass sie alle<strong>in</strong> über die Informationen<br />

<strong>und</strong> das Wissen verfügten, welches den ausführenden Beschäftigten nicht zugänglich war. Der<br />

klassische Industriebetrieb hatte deshalb die sachliche Berechtigung zur Machtausübung.<br />

Alltäglich erteilte das Management Anweisungen <strong>und</strong> führte entsprechende Kontrollen durch.<br />

Diese tief verwurzelte traditionelle Konzeption von Autorität (vgl. Heisig 1997, 146) machte die<br />

Kluft zwischen Leitungs- <strong>und</strong> Ausführungsebene deutlich. E<strong>in</strong> solches „Befehlsmodell“ <strong>der</strong><br />

Organisation wird jedoch zunehmend we<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, die notwendigen Informationen<br />

<strong>und</strong> Wissensbestände zur Herstellung mo<strong>der</strong>ner Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen ausschließlich auf<br />

Managementebene zur Verfügung zu stellen, noch die Durchführung h<strong>in</strong>reichend zu<br />

kontrollieren. Die Legitimation <strong>der</strong> Autorität kann sich damit nicht mehr auf e<strong>in</strong>en<br />

Wissensvorsprung berufen, son<strong>der</strong>n wird mehr <strong>und</strong> mehr abhängig von den Informationen <strong>der</strong><br />

58 Hierzu zählen die „üblichen“ Informationsdefizite, welche unter den Begriffen: „moral hazard“, „shirk<strong>in</strong>g on<br />

the job“ <strong>und</strong> „pr<strong>in</strong>cipal agent“ bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

59 Fast identisch stellt sich das Problem mit e<strong>in</strong>igen im deutschen Industriemodell zugr<strong>und</strong>eliegenden Institutionen<br />

dar, wie bspw. dem Berufssystem o<strong>der</strong> den Unternehmensnetzwerken, von denen e<strong>in</strong>e „Schwerkraft ausgeht, die<br />

die Kooperation <strong>und</strong> damit die Wissensartikulierung immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die relativ engen Bahnen alter<br />

Organisationsschemata h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zieht. <strong>Vertrauen</strong> spielt dabei die Rolle e<strong>in</strong>er retardierenden B<strong>in</strong>dekraft“ (Kern 1997,<br />

277).<br />

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