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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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von Betrieben <strong>und</strong> Großunternehmen 56 . „Kritikern zufolge herrschten <strong>in</strong> dezentralisierten<br />

Unternehmen partikulare Orientierungen vor, die sich ausschließliche auf ökonomische Größen<br />

wie ‚speed‘, ‚result‘ <strong>und</strong> ‚profit‘ richteten <strong>und</strong> die nur wenig darüber h<strong>in</strong>ausgehende<br />

Identifikationsmöglichkeiten böten“ (Hirsch-Kre<strong>in</strong>sen 1995, 431). Unternehmen, die radikal auf den<br />

Abbau von Zentralisierung <strong>und</strong> Hierarchie gesetzt haben, müssen mehr <strong>und</strong> mehr feststellen,<br />

dass sie gr<strong>und</strong>legend <strong>in</strong> ihrer Funktionsfähigkeit beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />

Miller (1992, 15ff.) def<strong>in</strong>iert drei Gründe, weshalb Konkurrenzmärkte versagen. Erstens<br />

weil Informationen niemals symmetrisch verteilt s<strong>in</strong>d. D.h. das Verhältnis von Investition,<br />

Produktion <strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>n verursacht immer Transaktionskosten 57 , welche nie vollständig<br />

transparent <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> zu überwachen s<strong>in</strong>d. Zweitens treten bei den meisten Handlungen externe<br />

Effekte auf, bspw. hängt die Effektivität e<strong>in</strong>er Gruppe von <strong>der</strong> Mitarbeit aller ab, mit <strong>der</strong><br />

Möglichkeit für jeden, ggf. auf Kosten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en weniger zu arbeiten. Je kle<strong>in</strong>er die Zahl <strong>der</strong><br />

Konkurrenten ist, je mehr sie e<strong>in</strong>e monopole Stellung erreichen, sei es auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong><br />

Anbieter o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abnehmer, um so eher führt dies drittens zu e<strong>in</strong>er Verzerrung <strong>der</strong> Preise, die<br />

auf e<strong>in</strong>em großen Wettbewerbsmarkt an<strong>der</strong>s verteilt wären. Wann immer e<strong>in</strong>er dieser Faktoren<br />

auftaucht, wird <strong>der</strong> Wettbewerbsmarkt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>effektive Allokation <strong>der</strong> Ressourcen verursachen,<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ruf nach e<strong>in</strong>er hierarchischen Lösung des Problems wird wahrsche<strong>in</strong>lich, o<strong>der</strong><br />

vielmehr wünschenswert.<br />

Misstrauen auf dem Markt<br />

Derartige Situationen haben an sich noch nichts mit Misstrauen zu tun. Wenn sich e<strong>in</strong><br />

Monopol bildet, tut es nichts zur Sache, ob man <strong>Vertrauen</strong> schenkt o<strong>der</strong> misstrauisch ist bzgl.<br />

<strong>der</strong> Preispolitik des Unternehmens. Wenn es für e<strong>in</strong> Monopol rational ist, die Preise zu<br />

erhöhen, um den Nutzen zu maximieren, dann ist e<strong>in</strong> möglicher <strong>Vertrauen</strong>sverlust auf Seiten<br />

<strong>der</strong> Käufer ke<strong>in</strong>e moralisch zu berücksichtigende Kategorie, son<strong>der</strong>n tritt allenfalls unter <strong>der</strong><br />

Rubrik „Transaktionskosten“ <strong>in</strong>s Gewicht. Man würde über e<strong>in</strong> positives Image verfügen,<br />

wenn e<strong>in</strong>em zusätzlich vertraut werden würde, aber als Monopolist fällt dies gerade nicht <strong>in</strong>s<br />

Gewicht.<br />

Misstrauensspiralen funktionieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Weise. Da Misstrauen – ebenso wie<br />

<strong>Vertrauen</strong> – auf e<strong>in</strong>er subjektiven „Täuschung“ beruht, weiß man ja nicht etwa mehr als zuvor.<br />

56 Dies trifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei unternehmens<strong>in</strong>ternen Profit- o<strong>der</strong> Costcentern zu (hierzu <strong>in</strong>sbes. Kapitel 4.2).<br />

57 Der E<strong>in</strong>zige Index auf dem Markt ist Angebot <strong>und</strong> Nachfrage, nicht gut o<strong>der</strong> schlecht, ehrlich/ unehrlich,<br />

funktional/ dysfunktional. Es spielt also ke<strong>in</strong>e Rolle, ob e<strong>in</strong> Berater „se<strong>in</strong> Geld wirklich wert ist“. Wenn <strong>der</strong> Markt<br />

den Berater nachfragt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Preis entsprechend hoch ist, wird <strong>der</strong> Preis gezahlt werden. Die<br />

Informationsasymmetrie besteht nun dar<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Nachfrager nach Beratung nicht weiß, wie gut <strong>der</strong> Berater<br />

tatsächlich ist, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anbieter ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit sieht, sich unter Marktwert „verkaufen“ zu wollen.<br />

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