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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Missbrauchs von <strong>Vertrauen</strong>, wird auch das <strong>Vertrauen</strong> selbst elim<strong>in</strong>iert. 44 Insofern mögen diese<br />

unterstützenden Mechanismen e<strong>in</strong> Appell an die Freiwilligkeit des Treugebers se<strong>in</strong> – aber auch<br />

nicht mehr.<br />

In <strong>der</strong> bisherigen Untersuchung wurde <strong>Vertrauen</strong> eher implizit an<strong>der</strong>en Mechanismen<br />

gegenübergestellt. Sei es, dass das <strong>Vertrauen</strong>sproblem zu e<strong>in</strong>em Kontrollproblem wurde, o<strong>der</strong><br />

dass <strong>Vertrauen</strong> die e<strong>in</strong>e Seite <strong>der</strong> Schwelle darstellte, während auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite das<br />

Misstrauen begann. Unter den re<strong>in</strong> rationalen Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es Gefangenendilemmas ist<br />

Kooperation irrational; <strong>und</strong> auch komplexitätsreduzierende Mechanismen wie Versprechen<br />

<strong>und</strong> Reputation können letztlich am Fakt des Risikos aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Freiwilligkeit nichts än<strong>der</strong>n.<br />

Der Treuhän<strong>der</strong> hat <strong>in</strong> all den Situationen immer die Exit-Option als Handlungs-alternative.<br />

Vielleicht kann man dem Mechanismus <strong>Vertrauen</strong> näher kommen, wenn man ihm<br />

funktional äquivalente Mechanismen gegenüberstellt, <strong>und</strong> zwar unter folgen<strong>der</strong> Überlegung:<br />

Wenn Kooperation unter <strong>Vertrauen</strong> e<strong>in</strong>e unsichere Angelegenheit bleibt, warum verzichtet man<br />

dann nicht ganz darauf, bzw. um welchen Preis müsste man die an<strong>der</strong>en Mechanismen <strong>in</strong> Kauf<br />

nehmen?<br />

Kapitel 2.3<br />

Funktionale Äquivalente<br />

<strong>Vertrauen</strong> wird jedoch typisch gerade dort <strong>in</strong> Anspruch genommen, wo an<strong>der</strong>e<br />

Mittel <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>fachten Orientierung <strong>und</strong> Absicherung des Handelns versagen.<br />

Luhmann 1989, 95f.<br />

Das gern benutzte <strong>und</strong> Len<strong>in</strong> zugeschriebene Wort: „<strong>Vertrauen</strong> ist gut, Kontrolle<br />

besser!“ geht implizit von e<strong>in</strong>er Dichotomie von <strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> Kontrolle aus. Ebenso s<strong>in</strong>d die<br />

gegenteiligen Auffor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> aktuellen Managementliteratur zu verstehen, wenn man<br />

endlich den Sprung von e<strong>in</strong>er Kontrollkultur zu e<strong>in</strong>er <strong>Vertrauen</strong>skultur schaffen will. 45 Die<br />

Frage ist nur, ob das e<strong>in</strong>e gleichsam die Leerstellen des an<strong>der</strong>en füllen kann?<br />

Wenn dem so wäre, müsste man Fälle def<strong>in</strong>ieren können, <strong>in</strong> denen man<br />

Kontrollversagen adäquat durch den E<strong>in</strong>satz von <strong>Vertrauen</strong> begegnen könnte <strong>und</strong><br />

43 Der Glaube daran, dass das Rechtssystem funktioniert, setzt se<strong>in</strong>erseits auch wie<strong>der</strong> <strong>Vertrauen</strong> voraus, hierzu<br />

aber ausführlich Kap. 3<br />

44 O<strong>der</strong> man denke an den Satz: „Der größte Fe<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Freiheit ist e<strong>in</strong> glücklicher Sklave“ (vgl. Beckert 1997, 53).<br />

Das Problem ist nur, dass Glück gar ke<strong>in</strong> Unterscheidungskriterium für Freiheit versus Unfreiheit se<strong>in</strong> kann.<br />

45 vgl. hierzu ausführlich Kapitel vier <strong>und</strong> fünf dieser Arbeit<br />

54

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