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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Konsequenz e<strong>in</strong> Ergebnis hat. Wie<strong>der</strong>holte Spiele machen Kooperation möglich, aber<br />

ke<strong>in</strong>eswegs unausweichlich. Das sogenannte Folk-Theorem 32 <strong>der</strong> nicht-kooperativen<br />

Spieltheorie besagt, „that we can susta<strong>in</strong> feasible expected payoffs as noncooperative<br />

equilibrium payoffs for players that are sufficiently above the worst that other can <strong>in</strong>flict on<br />

them. The term “feasible” means that there must be some way to play the game and get those<br />

expected payoffs” (Kreps 1990, 102) 33 . Letztlich ist also alles möglich. In diesem S<strong>in</strong>ne gibt es<br />

unendlich viele Spielmöglichkeiten <strong>und</strong> Gleichgewichte unter <strong>der</strong> Perspektive e<strong>in</strong>er potentiell<br />

endlosen Fortsetzung des Spiels, bzw. unter e<strong>in</strong>er endlichen Wie<strong>der</strong>holung des Spiels, dessen<br />

Ende den Spielern unbekannt ist.<br />

Sollte allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Akteure wissen, wann das letzte Spiel stattf<strong>in</strong>det, so wird es<br />

rationaler für ihn se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dieser letzten R<strong>und</strong>e nicht-kooperativ (im absoluten S<strong>in</strong>n) zu handeln<br />

<strong>und</strong> er wird versuchen, e<strong>in</strong>en letzten höheren Gew<strong>in</strong>n für sich e<strong>in</strong>zustreichen. In diesem Fall<br />

kann auch <strong>der</strong> Spieler B nicht mehr se<strong>in</strong>erseits Vergeltung durch e<strong>in</strong>e zukünftige<br />

Nichtkooperation üben. Wenn allerd<strong>in</strong>gs B nun se<strong>in</strong>erseits weiß, dass A im letzten Spiel nicht<br />

kooperieren wird, so wäre es für ihn ebenfalls rational, bereits im vorletzten Spiel nicht zu<br />

kooperieren. Dieses Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> „rückwärtsgerichteten Induktion“ (Beckert 1997, 42) ließe sich so<br />

bis zum ersten Spiel fortsetzen, so dass es gar nicht erst zu Kooperation kommen wird. Damit<br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> impliziten Voraussetzungen, damit das wie<strong>der</strong>holte Gefangenendilemma zu<br />

irgende<strong>in</strong>er Form von Kooperation führt, die, dass die Akteure von e<strong>in</strong>em endlosen Spiel<br />

ausgehen, bzw. über die letzte R<strong>und</strong>e nichts wissen dürfen.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Voraussetzung ist die Annahme, dass die Akteure bereits e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Wissen darüber haben, dass je<strong>der</strong> von ihnen Kooperation als e<strong>in</strong>e Alternative überhaupt <strong>in</strong><br />

Betracht zieht. D.h. wenn A den ersten Schritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperation macht, geht er davon aus,<br />

dass auch B diesen Plan se<strong>in</strong>erseits kennt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zuordnen versteht <strong>und</strong> daran glaubt, dass <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um daran festhält (vgl. Miller 1992, Kap.9).<br />

E<strong>in</strong>e dritte Implikation, welche mit <strong>der</strong> ersten zusammenhängt, ist die Annahme <strong>der</strong><br />

unmittelbaren Gegenseitigkeit. A wird das von B <strong>in</strong> ihn gesetzte <strong>Vertrauen</strong> immer dann<br />

enttäuschen, wenn er <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten R<strong>und</strong>e auch mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Akteur kooperieren kann.<br />

Wenn man potentiell auf endlos viele Partner zurückgreifen könnte, so wäre es e<strong>in</strong>e enorm<br />

nutzenmaximierende Strategie, immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e neue Kooperation zu <strong>in</strong>itiieren <strong>und</strong> dann den<br />

32 „Sogenannt“, weil es schon so lange bekannt war, dass niemand es für sich selbst proklamieren konnte (vgl.<br />

Kreps 1990, 102)<br />

33 Das Folk-Theorem geht implizit davon aus, dass Kooperation selbst ke<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante Strategie ist, selbst dann<br />

nicht, wenn sich das Gefangenendilemma sehr lang wie<strong>der</strong>holt. Das Problem ist, dass die Spieltheorie ke<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>deutige Basis für e<strong>in</strong>e Auswahl bietet. Wenn sich das Spiel wie<strong>der</strong>holt, ist letztlich alles möglich, so dass nicht<br />

vorhergesagt werden kann, was genau <strong>in</strong> wie<strong>der</strong>holten Aktionen passieren wird.<br />

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