01.12.2014 Aufrufe

Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Frage bleibt also, wie sich e<strong>in</strong>e Lösung aus <strong>der</strong> Heuristik des Spiels selbst ergeben<br />

kann? Dazu ist es unabd<strong>in</strong>gbar, das Spiel <strong>in</strong> gewisser Weise zu verän<strong>der</strong>n, allerd<strong>in</strong>gs unter <strong>der</strong><br />

Prämisse, den Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen treu zu bleiben. E<strong>in</strong>e Möglichkeit ist es, das Spiel zu<br />

wie<strong>der</strong>holen.<br />

Die beiden Akteure betrachten die Möglichkeit zur Kooperation nicht als e<strong>in</strong>malige<br />

Situation, son<strong>der</strong>n erwarten, mit dem an<strong>der</strong>en Spieler zukünftig erneut zu kooperieren. E<strong>in</strong><br />

solches Spiel kann unter bestimmten Voraussetzungen zu bed<strong>in</strong>gter Kooperation als dom<strong>in</strong>ante<br />

Strategie führen. Axelrod veröffentlichte 1984 se<strong>in</strong>e Untersuchungen über die Evolution von<br />

Kooperation (vgl. Gambetta 1988, Kap.3; Miller 1992, Kap.9; Beckert 1997, 41f). Se<strong>in</strong>e These dabei ist,<br />

dass Spieler so lange kooperieren werden, solange <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Spieler ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />

Kooperationsstrategie verfolgt. D.h. wenn sie sich vertrauen können, dass sie sich zukünftig<br />

vertrauen werden, werden sie sich vertrauen. Mit dem Unterschied, dass <strong>Vertrauen</strong> als Resultat<br />

verstanden werden soll anstatt als e<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung.<br />

Der Ausgangspunkt <strong>der</strong> Taktik ist die tit-for-tat-Strategie: „Kooperiere beim ersten Mal<br />

<strong>und</strong> tue dann das, was <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e tut“. Die Zukunft wirft dabei gleichsam ihren Schatten<br />

zurück <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flusst dadurch die laufende Strategie. In diesem S<strong>in</strong>ne werden rationale<br />

Egoisten dann kooperieren, wenn die zukünftige Transaktion ihnen e<strong>in</strong>en größeren Gew<strong>in</strong>n<br />

verspricht als kurzfristige opportunistische Aktionen. Der Schlüssel zum Erfolg ist <strong>der</strong><br />

Re<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Transaktion, nicht Normen wie Ehre <strong>und</strong> Treue. Dies kann dann sogar so weit<br />

führen, dass sich Kooperationen lohnen, obgleich <strong>der</strong> Austausch nicht immer 1:1 ist. Man<br />

stelle sich vor, e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> beiden Akteure, nämlich A stellt folgende Bed<strong>in</strong>gung: Ich kooperiere<br />

nur mit dir, wenn ich mich 100% auf dich verlassen kann, ansonsten breche ich die Beziehung<br />

sofort ab, du aber musst damit rechnen, dass ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Drittel <strong>der</strong> Fälle de<strong>in</strong> <strong>Vertrauen</strong><br />

missbrauchen werde. Aus rationaler Sicht kann es nun durchaus für B lohnend se<strong>in</strong>, sich auf<br />

diesen Deal e<strong>in</strong>zulassen, dann nämlich, wenn die langfristige Kooperation tatsächlich <strong>in</strong> zwei<br />

Dritteln <strong>der</strong> Fälle stattf<strong>in</strong>det <strong>und</strong> <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>n höher als ohne Kooperation ist. 31<br />

Voraussetzungen zur Lösung<br />

Die Spieltheorie erklärt nachvollziehbar, warum Kooperation selbst dann nicht als<br />

Strategie gewählt wird, wenn die Beteiligten dadurch besser gestellt werden würden. Sie kann<br />

aber nicht def<strong>in</strong>itiv erklären, wie e<strong>in</strong>e rationale Kooperationsstrategie aussieht, die als<br />

31 Zur Illustration mag man sich e<strong>in</strong>e Partnerschaft vorstellen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>er sporadisch fremd geht, ohne dass <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong> immer treu ist, ernsthaft <strong>in</strong> Betracht zieht, die Beziehung deswegen zu beenden – auch e<strong>in</strong>e Form von<br />

<strong>Vertrauen</strong>.<br />

44

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!