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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Nachdem sie all das erklärt hat, geht sie <strong>in</strong> die Zelle von Jones <strong>und</strong> macht ihm das ihm<br />

entsprechende Angebot. Die Tabelle zeigt die Matrix <strong>der</strong> möglichen Spielzüge für beide.<br />

Jones gesteht Jones gesteht nicht<br />

Smith gesteht S. bekommt 3 Jahre S. bekommt nichts<br />

J. bekommt 3 Jahre J. bekommt 10 Jahre<br />

Smith gesteht nicht S. bekommt 10 Jahre S. bekommt 1 Jahr<br />

J. bekommt nichts J. bekommt 1 Jahr<br />

(Abbildung 2.1.1 <strong>in</strong> Anlehnung an Miller 1992, 22f)<br />

Wie kann für Smith die dom<strong>in</strong>ante Strategie nur aussehen? Er wird auf alle Fälle<br />

gestehen! Sollte Jones nämlich nicht gestehen, würde er frei kommen. Wenn Jones allerd<strong>in</strong>gs<br />

se<strong>in</strong>erseits gesteht, muss er natürlich auch gestehen, da er ansonsten 10 Jahre bekommt. Egal<br />

was Jones machen wird, er wird immer besser dran se<strong>in</strong>, wenn er gesteht.<br />

In dieser Strategie arbeitet das Eigen<strong>in</strong>teresse <strong>der</strong> Akteure gegen Smith <strong>und</strong> Jones. Je<strong>der</strong><br />

wird gestehen, obwohl das Ergebnis, wenn sie beide nicht gestehen, für beide zusammen e<strong>in</strong><br />

besseres se<strong>in</strong> wird. Dennoch handelt es sich um e<strong>in</strong> stabiles suboptimales Gleichgewicht, d.h.<br />

selbst wenn beide die Möglichkeit hätten, ihren Zug nochmals zu revidieren, nachdem sie den<br />

Spielzug des an<strong>der</strong>en aufgezeigt bekämen, so gäbe es ke<strong>in</strong>en rationalen Gr<strong>und</strong>, an <strong>der</strong> ersten<br />

Wahl etwas zu än<strong>der</strong>n. Ke<strong>in</strong>er von beiden könnte im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Situation verbessern.<br />

Bekannt ist dieser Zustand als Nash-Gleichgewicht. 29 Der e<strong>in</strong>zige Gr<strong>und</strong>, se<strong>in</strong>e Strategie zu<br />

bereuen, nachdem man den Spielzug des an<strong>der</strong>en aufgezeigt bekommen hat, bestünde dar<strong>in</strong>, <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Handeln das Risiko e<strong>in</strong>gegangen zu se<strong>in</strong>, sich auf den an<strong>der</strong>en verlassen zu haben. In<br />

diesem Fall, darauf zu vertrauen, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e auch nicht gesteht.<br />

Es f<strong>in</strong>det also ke<strong>in</strong>e Kooperation statt, da die Überzeugung o<strong>der</strong> auch nur die<br />

Erwartung, dass <strong>der</strong> zweite Spieler den ersten verraten könnte, den ersten unkooperativ handeln<br />

lässt. Tragisch ist die Situation eigentlich dann, wenn <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne gerne vertrauen würde, aber<br />

fürchtet, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ke<strong>in</strong> <strong>Vertrauen</strong> zu e<strong>in</strong>em selbst hat <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verrat ausschließlich e<strong>in</strong><br />

Mangel an diesem <strong>Vertrauen</strong> darstellt. Der Anreiz, im Gefangenendilemma zu gestehen, ist so<br />

29 Deutschland bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nash-Gleichgewicht, <strong>in</strong>dem je<strong>der</strong> rechts fährt. Da auch je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e rechts<br />

fährt, könnte man se<strong>in</strong>e Situation nicht wesentlich verbessern, wenn man l<strong>in</strong>ks führe, auch wenn man den ganz<br />

dr<strong>in</strong>genden Wunsch danach verspürt (vgl. Friedman 1999, 205).<br />

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