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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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dysfunktionalere Konsequenzen folgen. Es besteht nun die Gefahr <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>terpretation <strong>der</strong><br />

Handlungen unter e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en komplexitätsreduzierenden Mechanismus: dem Misstrauen.<br />

<strong>Vertrauen</strong> ist damit nicht nur riskant, weil es den Treugeber <strong>in</strong> die Situation versetzt,<br />

e<strong>in</strong>e riskante Vorleistung zu erbr<strong>in</strong>gen, son<strong>der</strong>n auch riskant, weil möglicherweise <strong>der</strong><br />

Kontrollmechanismus <strong>Vertrauen</strong> nicht mehr unter die eigene Kontrolle gebracht werden kann.<br />

Also tut man vielleicht besser daran, im Vorfeld genau abzuwägen, ob es s<strong>in</strong>nvoll ist, sich auf<br />

<strong>Vertrauen</strong> überhaupt e<strong>in</strong>zulassen – wenn man die Wahl dazu hat.<br />

Kapitel 1.4<br />

<strong>Vertrauen</strong> <strong>und</strong> Wahlfreiheit<br />

„Dass er (<strong>der</strong> Homo sapiens, d. Verf.) entstanden ist, lag nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Absicht <strong>der</strong><br />

Natur – weil die Natur ke<strong>in</strong>e Absicht kennt. Der Mensch selbst aber ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, absichtsvoll zu handeln <strong>und</strong> neigt oft zu dem Glauben, dass die Welt als<br />

solche absichtsvoll geplant <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>er zweckgerichteten Ordnung durchflutet<br />

se<strong>in</strong> müsse. Dieser Glaube ist, wie Lorenz richtig bemerkte, gefährlich, weil er<br />

den e<strong>in</strong>zelnen von <strong>der</strong> Eigenverantwortung entlastet.“<br />

Franz M. Wuketits 1999, 251f<br />

<strong>Vertrauen</strong> wurde bisher als e<strong>in</strong>e Ressource dargestellt, <strong>der</strong>en Vorteile sich <strong>in</strong> vielen<br />

Situationen sowohl persönlich als auch ökonomisch als entscheidend darstellen. Es ist das<br />

e<strong>in</strong>zelne Subjekt, welches diese Komplexitätsreduktion leisten muss, <strong>und</strong> <strong>in</strong>dem <strong>Vertrauen</strong> als<br />

e<strong>in</strong>e akteurspezifische Handlungsalternative an Relevanz gew<strong>in</strong>nt, vergrößert sich zugleich<br />

auch das geme<strong>in</strong>schaftliche soziale Kapital des <strong>Vertrauen</strong>s selbst. Wenn also alle an e<strong>in</strong>er<br />

Transaktion beteiligten Akteure dies e<strong>in</strong>sehen könnten, dann müsste sich doch fast von selbst<br />

e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung verbreiten, nach <strong>der</strong> je<strong>der</strong> dann auch tatsächlich vertrauensvoll handeln will.<br />

Wissen <strong>und</strong> Wollen<br />

Für Deutschmann (1991, 33) nimmt <strong>in</strong> <strong>der</strong> populärwissenschaftlichen Literatur <strong>der</strong><br />

Kulturbegriff sehr <strong>in</strong>strumentalistische Züge an. „Kultur“ 18 steht dabei für Propaganda <strong>und</strong><br />

bewusste Manipulation von Symbolen, Mythen <strong>und</strong> Ritualen, die sich von e<strong>in</strong>er Monatslosung<br />

18 Auch Kultur stellt e<strong>in</strong>e Form von sozialem Kapital dar <strong>und</strong> ist daher <strong>in</strong> ihrer Logik an das bisher Gesagte<br />

unmittelbar anschlussfähig, gerade unter <strong>der</strong> Perspektive, dass <strong>der</strong> Kultur e<strong>in</strong> ökonomisch <strong>in</strong>teressanter<br />

Stellenwert beigemessen wird.<br />

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