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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Unternehmen s<strong>in</strong>d auf ökonomische Größen ausgerichtet. Das ist notwendig <strong>und</strong><br />

legitim. Wenn allerd<strong>in</strong>gs gehäuft die Themen Partizipation <strong>und</strong> Konsens bis h<strong>in</strong> zur<br />

Wertedebatte für diese partikularen Ziele „benutzt“ werden, dann ist die Frage, ob auch durch<br />

e<strong>in</strong>e solche „falsche Verführung“ <strong>Vertrauen</strong> geschaffen werden kann? Der Begriff<br />

„Unternehmenskultur“ kann bspw. als die Gesamtheit <strong>der</strong> Normen <strong>und</strong> Handlungsmuster <strong>der</strong><br />

Akteure def<strong>in</strong>iert werden. Die Kultur e<strong>in</strong>er „verantwortlichen Autonomie“ des e<strong>in</strong>zelnen<br />

Akteurs müsste dann das Kontrollproblem quasi von selbst lösen können. Damit aber verlagert<br />

sich das Problem lediglich: Je höher das Ausmaß <strong>der</strong> „wahren“ Autonomie <strong>und</strong> Verantwortung<br />

seitens <strong>der</strong> Akteure, desto ger<strong>in</strong>ger die planbare Organisiertheit des Unternehmens als Ganzes.<br />

Das Ziel ist es vielmehr, über das mutmaßlich „freiwillige Mitspielen“ <strong>der</strong> Akteure, das<br />

Kontrolldilemma zu umgehen <strong>und</strong> letztlich die Angestellten mit <strong>der</strong> ganzen Komplexität ihrer<br />

jeweiligen Aufgabe alle<strong>in</strong> zu lassen. Damit bleiben es partikulare Maßnahmen des<br />

Managements – jenseits sozialer Räume. Wenn soziale Spielräume e<strong>in</strong>e Voraussetzung dafür<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>dividuell <strong>Vertrauen</strong> zu vergeben, stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wieweit aktuelle<br />

Managementkonzepte nicht doch auf gerade diese Bed<strong>in</strong>gung Rücksicht nehmen. Unter diesem<br />

Fokus werden drei „Methoden“ untersucht, erstens Lean-Management, zweitens das Konzept<br />

<strong>der</strong> Gruppenarbeit <strong>und</strong> drittens Wissensmanagement.<br />

Bei „Lean-Konzepten“ geht es um die Fähigkeit, immer schneller auf mögliche<br />

Marktverän<strong>der</strong>ungen reagieren zu können. Das Programm lautet: tätigkeits<strong>in</strong>tegrierte Fertigung<br />

seitens des Arbeiters anstelle arbeitsteiliger Massenfertigung. Dabei führt wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e<br />

ausschließlich ökonomische Fixierung auf Kostensenkung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en<br />

Rationalisierung, bei den Mitarbeitern eher zu mehr Angst <strong>und</strong> Misstrauen als zu <strong>Vertrauen</strong>.<br />

Der Wi<strong>der</strong>spruch bleibt <strong>der</strong>selbe: Die Verantwortung wird auf die Individuen delegiert <strong>und</strong> die<br />

Fehler werden diesen unmittelbar zugeordnet. Wenn sich „Lean“ lediglich dar<strong>in</strong> manifestiert,<br />

dass die Schnittstellen <strong>und</strong> Red<strong>und</strong>anzen hierarchischer Organisationen reduziert werden, dann<br />

ist die For<strong>der</strong>ung nach sozialer Kompetenz <strong>und</strong> Teamfähigkeit die zentrale ökonomische<br />

Lösungsidee, das Manko fehlen<strong>der</strong> Kooperationsstrukturen ausgleichen zu wollen.<br />

Des<strong>in</strong>tegration, Intransparenz, bed<strong>in</strong>gte Kommunikation <strong>und</strong> Misstrauen lassen sich aber nicht<br />

durch den lapidaren Verweis auf personale Kompetenzen lösen, während die betriebliche<br />

Handlungslogik e<strong>in</strong>e soziale Handhabung konterkariert.<br />

Nicht viel an<strong>der</strong>s verhält es sich bei Team- bzw. Gruppenarbeitskonzepten. Streben die<br />

Unternehmen vertikal danach, flache <strong>und</strong> flexible Organisationen zu werden, so erfor<strong>der</strong>t<br />

ebenso die horizontale Zusammenarbeit auf <strong>der</strong> Teamebene e<strong>in</strong>e verstärkte Bereitschaft,<br />

<strong>Vertrauen</strong> zu gewähren <strong>und</strong> zu rechtfertigen. Der Gruppe wird e<strong>in</strong> Höchstmaß an<br />

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