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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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das Vorurteil will, <strong>und</strong> sie ist auch ke<strong>in</strong> Reich des Selbstzweckes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Selbstf<strong>in</strong>dung, wie<br />

sie es für viele war.“ Und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung treten die Perspektiven <strong>der</strong> Individuen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Interesse an fachlicher Souveränität <strong>und</strong> sozialer Emanzipation – bislang gewichtige<br />

didaktische Orientierungsl<strong>in</strong>ien – mehr <strong>und</strong> mehr <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zugunsten des Primats<br />

ökonomischer Parameter (vgl. Novak 1998, 100).<br />

Alle diese Aussagen s<strong>in</strong>d m.E. richtig <strong>und</strong> falsch zugleich. Sie s<strong>in</strong>d richtig, weil das,<br />

was sich heute vollzieht, tatsächlich nur noch wenig mit Bildung zu tun hat; sie s<strong>in</strong>d falsch,<br />

weil es sich damit <strong>in</strong> den Aktionen auch nicht mehr um Bildung handelt <strong>und</strong> die Kritik daher<br />

auch nicht treffen kann. Bildung lässt sich genauso wenig befehlen wie <strong>Vertrauen</strong>. Und wie<br />

<strong>Vertrauen</strong> kann Bildung <strong>in</strong> ihrer Logik nur deshalb mit Subjektivität umgehen, weil sie diese<br />

Subjektivität zur Voraussetzung <strong>der</strong> Bildung selbst macht. Bildung ist e<strong>in</strong> qualitativer Begriff.<br />

Bildung hat immer e<strong>in</strong> Ideal, e<strong>in</strong>en Zweck vor Augen, nämlich das gebildete Individuum.<br />

Dieses Individuum zeichnet sich durch se<strong>in</strong>e ihm eigene Persönlichkeit aus, die es<br />

handlungsfähig <strong>und</strong> wirksam se<strong>in</strong> lässt. Bildung ist teleologisch <strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>ale Vorstellung<br />

<strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht gerade dar<strong>in</strong> <strong>der</strong> Parole des „Lebenslangen Lernens“ als „Permanenz des<br />

Ungenügens“.<br />

Wenn <strong>der</strong> konkrete Akteur heute im Unternehmen wichtig wird, dann nicht, weil er <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Position als Personal funktional ersetzbar ist, son<strong>der</strong>n weil er durch se<strong>in</strong>e Persönlichkeit<br />

Mehrwert schaffen soll. Das ist die eigentliche Po<strong>in</strong>te, dass all die proklamierten<br />

„Superkompetenzen“, von denen man sich die entscheidenden Innovationen erhofft, letztlich<br />

nicht mehr s<strong>in</strong>d als das Resultat e<strong>in</strong>er gebildeten Persönlichkeit. Und so schreibt Littler (1987,<br />

50f): „Die Subjektivität <strong>der</strong> Arbeit muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsorganisation, <strong>der</strong> Arbeitsproduktivität<br />

sowie <strong>in</strong> den Beziehungen zwischen Arbeitern <strong>und</strong> Management bzw. zwischen Kapital <strong>und</strong><br />

Arbeit e<strong>in</strong> notwendiger Bestandteil se<strong>in</strong>.“ Und mit dieser Subjektivität <strong>der</strong> Arbeit ist schlicht<br />

das Menschliche <strong>der</strong> Arbeitshandlung geme<strong>in</strong>t.<br />

Für diese Art von „Problemen“ kann es ke<strong>in</strong>e schnell e<strong>in</strong>setzbaren <strong>und</strong> wirkenden<br />

Patentrezepte aus e<strong>in</strong>er Beratungstrickkiste geben. Für komplizierte Probleme kann es nur<br />

komplizierte Lösungen geben, ansonsten muss man davon ausgehen, dass die Probleme<br />

trivialisiert o<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihren gr<strong>und</strong>legenden Zusammenhängen übersehen werden o<strong>der</strong> mögliche<br />

Neben- <strong>und</strong> Wechselwirkungen e<strong>in</strong>fach nicht antizipiert werden.<br />

Spielräume schaffen soziale Enklaven schaffen Spielräume ...<br />

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