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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Produktionsfaktor avanciert, schlicht unprofessionell. Ganz gleich, wie gespickt das<br />

Verbalarsenal <strong>der</strong> New-economy mit verme<strong>in</strong>tlich pädagogisch-anthropologischen Begriffen<br />

ist, <strong>in</strong> ihrer gebetsmühlenartigen For<strong>der</strong>ung nach Individualität 185 , sozialer Kompetenz,<br />

kooperativer Kompetenz <strong>und</strong> Integrationskompetenz lässt es die Seite <strong>der</strong> Unternehmer nur<br />

noch hilfloser ersche<strong>in</strong>en. Ihr verzweifelter Versuch besteht dar<strong>in</strong> zu leugnen, dass das<br />

eigentlich Problem ihrer Unternehmung – dass das eigentlich Harte, das Weiche ist.<br />

Kapitel 5.5<br />

Bildung <strong>und</strong> die Ökologie des <strong>Vertrauen</strong>s – Ausblicke <strong>und</strong> Schluss<br />

Der wahrhaft zeitgemäße Mensch ist multiethnisch <strong>und</strong> multiethisch, multikulturell<br />

<strong>und</strong> multifunktional. Er besteht aus Fragmenten. Er hat ke<strong>in</strong>e Intimität mehr,<br />

son<strong>der</strong>n frei fluktuierende Intimitäten, <strong>der</strong>en Grenzen sich von Fall zu Fall<br />

ergeben. Se<strong>in</strong>e Scham ist nicht mehr existentiell, son<strong>der</strong>n akzidenziell.<br />

Ulrich Gre<strong>in</strong>er 2000, 43<br />

Regellosigkeit ist noch ke<strong>in</strong>e Selbständigkeit, Unentschlossenheit ist etwas an<strong>der</strong>es<br />

als Ambivalenzen aushalten, e<strong>in</strong> Kollektiv ist ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> E<strong>in</strong>samkeit<br />

nicht dasselbe wie Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong>können; so machen Unbefangenheit <strong>und</strong><br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> noch nicht den Menschen, den wir uns als Ablösung des<br />

Funktionärs, des Konsumenten, des Egomanen erhoffen – den Menschen, <strong>der</strong><br />

Aufgaben <strong>und</strong> Probleme erkennt, den Kopf <strong>und</strong> die S<strong>in</strong>ne frei hat für mögliche<br />

unmögliche Lösungen <strong>und</strong> den Mut zum Risiko, das dar<strong>in</strong> steckt.<br />

Hartmut von Hentig 1998, 31<br />

„Genug ist nicht genug, genug kann nie genügen“ sang vor längerer Zeit e<strong>in</strong>mal<br />

Konstant<strong>in</strong> Wecker. Wäre das Lied heute noch aktuell, so müsste sich je<strong>der</strong> angesprochen<br />

fühlen. Alles<br />

um uns herum ist ungenügend: es herrscht permanenter Zeit-, Geld- <strong>und</strong> Wissensmangel. Von<br />

allem will man mehr <strong>und</strong> immer mehr haben <strong>und</strong> für jedes dieser Probleme gibt es immer mehr<br />

professionelle Abhilfe: Zeitmanagement-Sem<strong>in</strong>are, F<strong>in</strong>anzdienstleister sowie das Lebenslange<br />

Lernen. Über die ganze Euphorie des „Mehr“ ist offensichtlich das „Wofür“ aus dem Blickfeld<br />

geraten. Und auf die Frage nach dem „Wofür“ mit e<strong>in</strong>em „Noch-Mehr“ zu antworten, wirft uns<br />

wie<strong>der</strong> auf den s<strong>in</strong>nigen Spruch zurück, dass ja <strong>der</strong> Weg schon das Ziel sei.<br />

185 Von <strong>der</strong> Priddat sagt, dass sie als Kompetenz zu den Standards neuzeitlicher Mo<strong>der</strong>nisierung des Abendlandes<br />

gehört (vgl. 1999, 139f).<br />

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