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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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vollziehenden Vorgang, nicht aber als e<strong>in</strong>en unternehmens<strong>in</strong>ternen Prozess, <strong>der</strong> von<br />

handelnden Personen mit unterschiedlichen Interessenlagen vorangetrieben wird. So ist <strong>der</strong><br />

Blick auf den konkreten Akteur traditionellerweise eher fremd (vgl. Spr<strong>in</strong>ger 1998, 85). Das<br />

Management ist aber mehr denn je auf die autonome Lernfähigkeit, Entscheidungskompetenz<br />

<strong>und</strong> Verantwortungsbereitschaft <strong>der</strong> Beschäftigten angewiesen. Diese Fähigkeit zur Eigenregie<br />

lässt sich aber we<strong>der</strong> durch ökonomischen Druck <strong>und</strong> Kontrolle erzw<strong>in</strong>gen, noch nachweislich<br />

kommandieren, <strong>und</strong> damit wird <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Akteur um so wichtiger (<strong>und</strong> mächtiger), je<br />

stärker das Management auf eben diese Produktions<strong>in</strong>telligenz angewiesen ist. Damit unterliegt<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dustrielle Wandel dem komplexen Zusammenspiel <strong>der</strong> unterschiedlichen Interessenlagen<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Akteure. „Wir werden nicht umh<strong>in</strong> kommen, die „neuen Arbeiter“ ... auf allen<br />

Ebenen zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> teilautonom operieren zu lassen. Körperliche Leistungen kann man für<br />

Geld kaufen, aber die geistigen Leistungen bedürfen e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Ansporns: nämlich den,<br />

dass sie selbst verwirklicht werden können“ (Priddat 1999, 136).<br />

Je größer die betrieblichen Flexibilitätsspielräume werden <strong>und</strong> je mehr die<br />

Beschäftigten e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können – weil sie es müssen, desto größer werden logischerweise die<br />

Chancen direkter Partizipation. Die verschiedenen Wissensträger verschmelzen dann ihre<br />

jeweilige Expertise so, dass e<strong>in</strong>e neue ökonomische Funktion erfüllt werden kann (vgl. Kern<br />

1997, 271). Diese Kooperation kann nicht an<strong>der</strong>s gedacht werden als e<strong>in</strong> offener, risikoreicher<br />

Prozess, <strong>der</strong> gerade nicht ex ante <strong>in</strong> allen Details def<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> abgesichert werden kann, weil er<br />

sonst nicht <strong>in</strong>novativ wäre 184 . Dazu gehört auch, dass wissens<strong>in</strong>tensive Produktionen an<strong>der</strong>e,<br />

soziale Zeitmuster haben, welche tendenziell mehr Entwicklungszeit <strong>und</strong> längere<br />

Zeitperspektiven beanspruchen – unabhängig vom l<strong>in</strong>earen Zeitdruck <strong>der</strong> Ökonomie.<br />

Erfolgversprechende Innovation als Haupt<strong>in</strong>itiative des Wissensmanagements muss mit<br />

dieser Ungewissheit umgehen – <strong>und</strong> <strong>Vertrauen</strong> wäre dann <strong>der</strong> soziale Stoff, <strong>der</strong> sicherstellt,<br />

dass <strong>der</strong>artige Unbestimmtheiten nicht <strong>in</strong> Risikoaversion, vorzeitige Kontroll<strong>in</strong>tervention <strong>und</strong><br />

Misstrauen umschlagen. Dazu muss aber <strong>Vertrauen</strong> bereits zu e<strong>in</strong>er sozialen Größe im Betrieb<br />

geworden se<strong>in</strong> mit all den Implikationen, die bisher dargestellt wurden.<br />

Sich als Unternehmer aus dieser Verantwortung stehlen zu wollen, auch soziale<br />

Prozesse adäquat zu managen, wäre <strong>in</strong> <strong>Zeiten</strong>, <strong>in</strong> denen Wissen zum entscheidenden<br />

184 Und dar<strong>in</strong> besteht wie<strong>der</strong>um das Dilemma <strong>der</strong> Risikokalkulation. Wenn ich e<strong>in</strong>e Innovation wünsche, von<br />

welchen Risikoparametern sollte ich dann ausgehen könne? Wie bestimmt sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass e<strong>in</strong><br />

Mitarbeiter <strong>in</strong>novativ ist, wie groß ist <strong>der</strong> zu erwartende Nutzen, wenn ich nicht weiß, wie neu tatsächlich das<br />

Produkt se<strong>in</strong> wird. In dem Moment, wo ich glaube faktisch e<strong>in</strong>e Risikokalkulation e<strong>in</strong>gehen zu können, brauche<br />

ich ke<strong>in</strong> <strong>Vertrauen</strong> mehr, da ich den Großteil <strong>der</strong> Stellgrößen potentiell beherrschen kann – über Anreiz <strong>und</strong><br />

Kontrolle.<br />

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