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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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erschöpft sich dann auch für Willke die Klärung <strong>der</strong> Frage, wie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Akteur nun<br />

konkret dazu veranlasst werden kann, se<strong>in</strong> Wissen auch preiszugeben.<br />

Die Produktionsfaktoren: Boden, Arbeit, Kapital <strong>und</strong> Wissen<br />

Der Begriff <strong>der</strong> „Wissensgesellschaft“ macht <strong>in</strong>sofern S<strong>in</strong>n, als damit gegenwärtig<br />

beschrieben wird, wie das verwissenschaftlichte Wissen <strong>in</strong> nahezu alle Lebensbereiche, ebenso<br />

wie <strong>in</strong> das Alltagshandeln e<strong>in</strong>geht bzw. schon e<strong>in</strong>gedrungen ist. In <strong>der</strong> oben wie<strong>der</strong>gegebenen<br />

Argumentation erhält er allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e völlig an<strong>der</strong>e Bedeutung. Nicht mehr „Arbeit“ <strong>und</strong><br />

schon gar nicht mehr Boden (als „Klassiker“ unter den Produktions-faktoren) son<strong>der</strong>n<br />

„Wissen“ – so wird es allerorten unterstellt – wird neben Kapital zur zweitwichtigsten<br />

Ressource. Wissen im S<strong>in</strong>ne von verwertbarem Humankapital stellt sich <strong>in</strong> dieser Logik als<br />

völlig ökonomisch kompatibel dar. Dies bedeutet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt natürlich, dass<br />

Wissen ohne Kapital auch ke<strong>in</strong>en Nutzen mehr hat. „Unternehmerische Wissensgesellschaft<br />

heißt, dass <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Gesellschaft, die große Mehrheit <strong>der</strong> Arbeitnehmer, ob mit Job o<strong>der</strong><br />

ohne, ökonomisch von schw<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Bedeutung ist <strong>und</strong> immer weniger gebraucht wird“<br />

(Bergmann 1998, 325).<br />

Und diejenigen, die als neue Wissensarbeiter gebraucht werden, bekommen, wenn ich<br />

es so nennen darf, eher den Charakter von „Nutzvieh“, da alle Organisationsmodelle nicht<br />

müde werden zu betonen, dass das Wissen ja „<strong>in</strong> den Leistungsprozessen e<strong>in</strong>er Organisation <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er dem oberflächlichen Beobachter entzogenen Weise als geme<strong>in</strong>schaftliche Ressource<br />

genutzt <strong>und</strong> durch erfolgreiche Anwendung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Brauchbarkeit bestätigt <strong>und</strong><br />

weiterentwickelt“ (Wimmer 1999, 34) wird. Und wenn es nun immer noch schwer fällt, die<br />

Zurechnung von Wissen von <strong>der</strong> konkreten Person zu lösen, dann folge man <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des<br />

Begriffs „organisationales Wissen“, „also e<strong>in</strong> Wissen, das nicht <strong>in</strong> den Köpfen von Menschen<br />

ge-speichert ist, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Operationsformen e<strong>in</strong>es sozialen Systems. Organisationales<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionelles Wissen steckt <strong>in</strong> den personen-unabhängigen, anonymisierten<br />

Regelsystemen, welche die Operationsweise e<strong>in</strong>es Sozialsystems def<strong>in</strong>ieren“ 180 (Willke 1998, 16,<br />

kursiv i. Orig.).<br />

Wor<strong>in</strong> besteht nun das spezifische E<strong>in</strong>kommen, das sich aus <strong>der</strong> Nutzung des<br />

Produktionsfaktors „Wissen“ ergibt? Hierzu wie<strong>der</strong> Willke (1998): „In e<strong>in</strong>em globalen<br />

Wettbewerb ist e<strong>in</strong>e Organisation nur dann zukunftsfähig, wenn sie Wissen als kritische<br />

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