01.12.2014 Aufrufe

Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bil<strong>der</strong>. Systemtheoretisch bedeutet dies, dass jede Information immer nur systemrelativ se<strong>in</strong><br />

kann: „E<strong>in</strong>e Information ist nur dann konstituiert, wenn e<strong>in</strong> beobachtendes System über<br />

Relevanzkriterien verfügt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Datum e<strong>in</strong>e spezifische Relevanz zuschreibt“ (ebd. 8).<br />

Daraus folgt, dass Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen unmöglich ist.<br />

E<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Informationsaustausch setzt damit voraus, dass die beiden austauschenden<br />

Systeme zum<strong>in</strong>dest identische Relevanzkriterien haben. Von dieser Identität kann zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal nicht ausgegangen werden <strong>und</strong> die Frage ist, <strong>in</strong>wieweit die beiden Systeme ihre<br />

Relevanzkriterien ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angleichen können. 178<br />

Aus Informationen wird dann durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en zweiten Kontext von<br />

Relevanzen Wissen. Dieser zweite Kontext besteht aus bedeutsamen Erfahrungsmustern, die<br />

das System <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em speziell dafür erfor<strong>der</strong>lichen Gedächtnis speichert <strong>und</strong> verfügbar hält.<br />

Wissen ist ohne Gedächtnis nicht möglich. „Wissen ist deshalb immer zweckgeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

bezieht se<strong>in</strong>e spezifische Bedeutung aus <strong>der</strong> Grammatik <strong>der</strong> Zwecke (Systemrationalitäten) <strong>und</strong><br />

aus <strong>der</strong> strategischen Ausrichtung e<strong>in</strong>es Systems“ (ebd. 12).<br />

E<strong>in</strong>e zweite „klassische“ Unterscheidung von Wissen ist dagegen von gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong><br />

Bedeutung für das Wissensmanagement: es ist die Differenz von implizitem <strong>und</strong> explizitem<br />

Wissen. 179 Implizites Wissen ist e<strong>in</strong> Wissen, über das man nicht selbst etwas wissen muss, man<br />

muss es auch nicht erklären können. Es ist das „Know-how“ wie e<strong>in</strong> fünfjähriges K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach<br />

Fahrradfahren kann, ohne zu wissen, warum es funktioniert o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mechaniker e<strong>in</strong><br />

Motorproblem treffsicher diagnostiziert. Explizites Wissen dagegen ist e<strong>in</strong> ausgesprochenes,<br />

formuliertes, dokumentiertes <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne expliziertes Wissen. E<strong>in</strong> Wissen also, von<br />

dem <strong>der</strong> Wissende weiß <strong>und</strong> über das er sprechen kann.<br />

Die Po<strong>in</strong>te e<strong>in</strong>es erfolgreichen Wissensmanagements besteht nun im Prozess <strong>der</strong><br />

Explizierung impliziten Wissens. E<strong>in</strong>e wissensbasierte Organisation kann dann zu e<strong>in</strong>er<br />

Generierung <strong>in</strong>novativen Wissens gelangen, „wenn sie die schwierigen <strong>und</strong><br />

voraussetzungsreichen Übergänge zwischen explizitem <strong>und</strong> implizitem Wissen <strong>in</strong> rout<strong>in</strong>isierte<br />

organisationale Prozesse fasst, die för<strong>der</strong>n, dass <strong>in</strong>dividuelles Wissen artikuliert <strong>und</strong> durch<br />

Zugänglichkeit verbreitet wird“ (Willke 1998, 15 im Verweis auf Nonaka).<br />

Mit diesen Aussagen <strong>und</strong> dem Verweis, dass damit die Schwierigkeiten <strong>der</strong><br />

Vergeme<strong>in</strong>schaftung von Wissen durch Komb<strong>in</strong>ation allerd<strong>in</strong>gs nur angedeutet s<strong>in</strong>d (vgl. ebd.),<br />

178 Was Luhmann mit dem unvergleichlichen Satz beschreibt: Verstehen ist Missverstehen ohne „Miss“.<br />

179 Willke greift hierbei auf das Konzept von Michael Polanyi von 1958 sowie später auf die Unterscheidung von<br />

Ikujiro Nonaka <strong>und</strong> Hirotaka Takeuchi von 1995 zurück.<br />

217

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!