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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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sollte ke<strong>in</strong>e Rolle spielen. Möchte e<strong>in</strong> Akteur bspw. e<strong>in</strong>en Gebrauchtwagen kaufen, <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Preis des Wagens entspricht exakt se<strong>in</strong>em Zeitwert, <strong>der</strong> Vertrag, den er schließt, lässt ke<strong>in</strong>e<br />

Fragen offen, <strong>und</strong> er erhält unmittelbar den Wagen ausgehändigt, dann haben sowohl <strong>der</strong><br />

Händler als auch <strong>der</strong> Käufer das „ehrlicherweise“ Optimale aus dem Tausch herausgeholt (vgl.<br />

Dasgupta 1988, Friedman 1999, sowie Beckert 1997, <strong>der</strong> das Beispiel auf Akerlof 1970 zurückführt).<br />

In <strong>der</strong> realen Welt nimmt die Abwicklung von Transaktionen zum e<strong>in</strong>en jedoch immer<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Zeit <strong>in</strong> Anspruch, <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>n ist e<strong>in</strong> solcher Tausch für beide Akteure mit<br />

Risiken behaftet. Diese Risiken können sich aus <strong>der</strong> falschen E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Ware ergeben o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Nichterfüllung des Vertrages durch den an<strong>der</strong>en<br />

Akteur. Auch wenn beide e<strong>in</strong> Interesse am Zustandekommen des Tausches haben, „ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tauschbeziehung die Möglichkeit zur Erlangung von Vorteilen aus <strong>der</strong> Entziehung von<br />

Verpflichtung angelegt“ (Beckert 1997, 35).<br />

Zunächst zum Problem <strong>der</strong> mangelnden Information auf e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> beiden Seiten, o<strong>der</strong><br />

genauer: zur asymmetrischen Informationsstruktur. Als theoretische Erklärungsmodelle können<br />

dazu die Transaktionskostenanalyse sowie <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>zipal-Agens-Ansatz herangezogen werden<br />

(vgl. Rößl 1996, Krystek 1997, Sjurts 1998). Was passiert, wenn an<strong>der</strong>e mehr wissen als man selbst,<br />

<strong>und</strong> wenn das, was man tun will, unmittelbar durch eben dieses Nichtwissen bee<strong>in</strong>flusst wird?<br />

Kann <strong>der</strong> Käufer dem Gebrauchtwagenhändler tatsächlich trauen? Kann <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

tatsächlich davon ausgehen, dass se<strong>in</strong> Angestellter alles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Macht stehende tut, um die an<br />

ihn gestellten Aufgaben zu erfüllen?<br />

Wie komplex diese Handlungen s<strong>in</strong>d, wird e<strong>in</strong>em erst dann <strong>in</strong> vollem Umfang bewusst,<br />

wenn ke<strong>in</strong>e Reduktionsmechanismen mehr funktionieren. Die notwendigen Informationen, die<br />

e<strong>in</strong> effizientes Ergebnis garantieren könnten, s<strong>in</strong>d im wesentlichen „Privateigentum“ <strong>der</strong><br />

Akteure. D.h. die Akteure haben vielleicht bewusst Interesse daran, gewisse Informationen zu<br />

verschleiern. Der Tauschpartner hat an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong> berechtigtes Interesse daran, diese wahren<br />

Absichten <strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergründe herauszubekommen. Und selbst, wenn beide Akteure geme<strong>in</strong>sam<br />

etwas geschaffen haben, wie sollten sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Schritt dann die Gew<strong>in</strong>ne<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufteilen?<br />

Wo fallen diese spezifischen Kosten nun überall an? Krystek unterscheidet hierbei<br />

zwischen externen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternen Transaktionskosten: Externe Transaktionskosten ergeben sich<br />

als Kosten durch die Anbahnung e<strong>in</strong>er Beziehung, durch das F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung, sowie<br />

die Kosten für Kontrolle <strong>und</strong> Anpassung. Interne Transaktionskosten fallen an durch die<br />

Lenkung <strong>und</strong> Steuerung <strong>der</strong> Beziehung selbst, wobei vergleichbares auch für die sog.<br />

Agencycosts gilt (vgl. <strong>der</strong>s. 1997, 270). Diese entstehen nach den Pr<strong>in</strong>zipal-Agens-Ansatz dann,<br />

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