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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Teamfähigkeit <strong>und</strong> Kreativität etwas, das ohne so genannt worden zu se<strong>in</strong>, schon lang<br />

praktiziert wurde. Man hatte dafür bisher nur nicht e<strong>in</strong>e so schöne Bezeichnung gef<strong>und</strong>en.<br />

Netzwerke, Seilschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> „<strong>in</strong>offizielle Dienstweg“ haben schon immer stillschweigend<br />

funktionsübergreifende Anpassungsleistungen erbracht. Schon immer wurden mit hoher<br />

Kreativität <strong>und</strong> enormem Teamgeist die Lücken des formalen Systems <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong><br />

Steuerung gefüllt, so dass die schlimmsten Folgen plangenauen Handelns weitgehend<br />

vermieden werden konnten. Bürokratien funktionierten nicht trotz, son<strong>der</strong>n gerade wegen <strong>der</strong><br />

menschlichen Akteure, die sich immer Zonen <strong>der</strong> Ungewissheit für sich sicherten – natürlich<br />

auch, um sie dysfunktional zu nutzen 164 .<br />

Damit wären wir wie<strong>der</strong> am Kontrollproblem angekommen mit <strong>der</strong> Frage, ob<br />

marktliche Strukturen das dysfunktionale Manko <strong>der</strong> Bürokratie ausmerzen können. Die<br />

Antwort lautet: Ja, wenn man bereit ist, auch die an<strong>der</strong>en Kosten zu akzeptieren, welche durch<br />

Konkurrenz ausgelöst werden, wie Des<strong>in</strong>tegration, Intransparenz, bed<strong>in</strong>gte Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Misstrauen. Und dar<strong>in</strong> besteht wie<strong>der</strong>um das Dilemma <strong>der</strong> Argumentation, dass <strong>Vertrauen</strong><br />

als soziale Ressource nicht geeignet ist, das Kontrollproblem an sich zu lösen. <strong>Vertrauen</strong> liegt<br />

ebenso wie Misstrauen auf e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Argumentationsebene, die e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Logik folgt.<br />

Zum <strong>Vertrauen</strong> gehört die Möglichkeit des <strong>Vertrauen</strong>sbruchs, die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

opportunistischen Exit-Option. Erst dann, wenn dieser Spielraum zugelassen wird, stellt sich<br />

überhaupt erst die Frage, ob <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Akteur e<strong>in</strong>e riskante Entscheidung treffen soll, <strong>und</strong> es<br />

bietet sich die Möglichkeit, <strong>Vertrauen</strong>sbeziehungen aufzubauen <strong>und</strong> produktiv zu machen.<br />

164 Dar<strong>in</strong> besteht wie<strong>der</strong>um für Coleman (1991, 100) <strong>der</strong> f<strong>und</strong>amentale Schwachpunkt von Bürokratien weil die<br />

bürokratischen Kontrolleure ke<strong>in</strong> <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisches Interesse an <strong>der</strong> Aufdeckung <strong>der</strong> Mängel ihrer Untergebenen<br />

haben. So kommt es zu Verhaltensweisen wie: Bestehlen des Arbeitgebers, Bummeln bei <strong>der</strong> Arbeit,<br />

Überbesetzung von Arbeitsplätzen (wenn z.B. zwei Personen die Arbeit e<strong>in</strong>er Person verrichten), Fälschen von<br />

Spesenkonten, Nutzung von organisationseigenen Ressourcen für persönliche Zwecke <strong>und</strong> Verschwendung.<br />

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