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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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statt dessen auf gewisse Institutionen stützen, die ihrerseits die Interaktionen absichern sollen.<br />

Dies führt dann <strong>in</strong> den Bereich positionaler Systeme, welche im zweiten Kapitel besprochen<br />

werden.<br />

Bisher wurde <strong>Vertrauen</strong> jedoch erst als e<strong>in</strong>e Form von Kapital behandelt, welche dem<br />

Handeln selbst konstitutionslogisch vorgeordnet ist. Als vorhandene Ressource erleichtert es<br />

die Durchführung von Transaktionen, <strong>und</strong> dies lässt sich letztlich als konkrete Kosten-ersparnis<br />

def<strong>in</strong>ieren. Wie effizient <strong>Vertrauen</strong> dabei ist, wird e<strong>in</strong>em meist erst dann schmerzlich bewusst,<br />

wenn es nicht mehr „funktioniert“.<br />

Kapitel 1.3<br />

Transaktionskosten <strong>und</strong> Schwellenkontrolle<br />

„E<strong>in</strong>es Tages“, sagte er, „werde ich den Fehler machen, vor dem es<br />

e<strong>in</strong>em Menschen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Stellung am allermeisten graut. Dann werde<br />

ich mit jemandem e<strong>in</strong> Geschäft machen, auf den ich mich verlassen kann,<br />

<strong>und</strong> ich werde e<strong>in</strong>fach zu clever se<strong>in</strong>, um ihm wirklich zu vertrauen.“ 11<br />

Raymond Chandler 1949<br />

Transaktionskostenanalyse<br />

<strong>Vertrauen</strong> als e<strong>in</strong> Mechanismus, <strong>der</strong> komplexitätsreduzierend wirkt, entlastet das<br />

Handeln <strong>der</strong> Akteure vor allem auf <strong>der</strong> Wissens-, Informations- <strong>und</strong> Kontrollseite. E<strong>in</strong>em Arzt<br />

zu vertrauen, heißt, das Wissen selbst nicht zur Verfügung zu haben, ke<strong>in</strong>e Anstalten zu<br />

machen, sich die notwendigen Informationen zu besorgen <strong>und</strong> auch ke<strong>in</strong> Interesse daran zu<br />

haben, <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form das zu kontrollieren, was <strong>der</strong> Arzt mit e<strong>in</strong>em gemacht hat. Dies<br />

könnte man eigentlich als ideale Voraussetzungen bezeichnen, um sich gegenseitig sozial<br />

auszutauschen. In diesem S<strong>in</strong>ne ist Nachbarschaftshilfe ebenfalls e<strong>in</strong>e Form des sozialen<br />

Tauschs, wo ke<strong>in</strong>e ökonomischen Waren, son<strong>der</strong>n Gaben getauscht werden. Das Austauschen<br />

dieser gegen-seitigen Verpflichtungen wirkt dann solange, solange sich die Akteure auch<br />

gegenseitig dazu verpflichtet fühlen.<br />

Wie müsste demgegenüber e<strong>in</strong> perfekter Markt aussehen, damit er für alle Beteiligten<br />

zufriedenstellend funktioniert? In <strong>der</strong> Ökonomie gibt es dafür drei Bed<strong>in</strong>gungen: es bedarf <strong>der</strong><br />

vollkommenen Information, Transaktionskosten dürfen ke<strong>in</strong>e entstehen <strong>und</strong> die Zeit-dimension<br />

11 Aus e<strong>in</strong>em Krim<strong>in</strong>alroman, zit. n. Coleman 1991, 127.<br />

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