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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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primär als Befreiung (bspw. von Taylorismus) begreifen. „Je mehr Autonomie, desto größer<br />

die Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong> desto ger<strong>in</strong>ger <strong>in</strong>strumentelle Arbeitsorientierung. Je mehr<br />

Verantwortung, desto mehr „commitment“ <strong>der</strong> Beschäftigten, so lauten die unh<strong>in</strong>terfragbaren<br />

anthropologischen Gr<strong>und</strong>annahmen“ (ebd. (8)).<br />

War also Subjektivierung e<strong>in</strong>e Maßnahme zur Selbstbestimmung <strong>und</strong> damit gegen<br />

Fremdbestimmung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Verobjektivierung gerichtet, so liegt das Dilemma o<strong>der</strong><br />

besser <strong>der</strong> Irrtum an <strong>der</strong> Konzeption <strong>der</strong> Re-Subjektivierung nun dar<strong>in</strong>, dass trotz<br />

Dezentralisierung <strong>und</strong> Virtualisierung die Institutionen, die Macht über Subjekte ausüben,<br />

immer noch voll aktiv s<strong>in</strong>d. Sie haben allerd<strong>in</strong>gs ihre Form verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d wesentlich<br />

subtiler geworden: „Die „Neue Ökonomie“ kann, mit an<strong>der</strong>en Worten, auf Subjekte bauen,<br />

welche die Herrschafts- <strong>und</strong> Funktionsmechanismen dieser Gesellschaft soweit <strong>und</strong> auf so<br />

hohem Niveau <strong>in</strong>ternalisiert haben, dass auf sichtbarere, unflexiblere Herrschaftstechniken<br />

weitgehend verzichtet werden kann“ (ebd. (10)). Und wenig später die Folgerung: „Der Zugriff<br />

auf die ganze Person wird selbst zu e<strong>in</strong>er betrieblich-zweckrationalen Verwertungsstrategie.<br />

Und dieser Zugriff prägt, verwandelt se<strong>in</strong> „Objekt“ <strong>in</strong> etwas, was sich von den Idealisierungen<br />

des Subjektiven weit entfernt“ (ebd. (17)).<br />

Und genau damit s<strong>in</strong>d wir wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Unvere<strong>in</strong>barkeit <strong>der</strong> sozialen mit <strong>der</strong><br />

ökonomischen Logik angekommen. Der „Nutzen“ von Subjektivität kann ökonomisch nur als<br />

Ökonomie <strong>der</strong> Subjektivität <strong>und</strong> nicht als Subjektivität selbst beschrieben werden. Wenn das<br />

Attraktive für das Unternehmen, wenn <strong>der</strong> zukünftige Mehrwert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freiheit des Subjekts<br />

liegt, <strong>und</strong> das Unternehmen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Totalität die Subjektivität okkupiert, verliert es beides:<br />

die Subjektivität <strong>und</strong> die Macht. Nochmals stellt Foucault (1985 zit. n. Moldaschl 2001/II, (12))<br />

hierzu klar, dass es „Machtbeziehungen nur <strong>in</strong> dem Maße geben kann, wie die Subjekte frei<br />

s<strong>in</strong>d. Wenn e<strong>in</strong>er von beiden vollständig <strong>der</strong> Verfügung des an<strong>der</strong>en unterliegt <strong>und</strong> dessen<br />

Sache geworden ist, ... gibt es ke<strong>in</strong>e Machtbeziehungen“ – <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Freiheit.<br />

Wenn Werte Universalität herstellen sollen<br />

Es wird also dem Markt überlassen, das zu regeln, was er fähig ist zu regeln. Und er<br />

wird nicht regeln, wozu er nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist. Damit wird es zugleich für den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Akteur ökonomisch rationaler, selbst e<strong>in</strong>e kurzfristige <strong>und</strong> betont <strong>in</strong>dividuell<br />

nutzenmaximierende Werkvertrags- <strong>und</strong> Zulieferermentalität gegenüber <strong>der</strong> Firma aufzubauen,<br />

als Kompensation für den Verlust an Sicherheit <strong>und</strong> Dazugehörigkeit. Und diese strukturellen<br />

Egoismen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelkämpfertendenzen s<strong>in</strong>d nicht nur hypothetische Konstrukte, son<strong>der</strong>n<br />

werden sehr wohl von den Akteuren als solche wahrgenommen. So heißt es bspw. <strong>in</strong> den<br />

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