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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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gesprochen wird, um so die Ver<strong>in</strong>nerlichung verb<strong>in</strong>dlicher Unternehmensziele <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

weitreichende E<strong>in</strong>ebnung des betrieblichen Wi<strong>der</strong>spruchspotentials zu erreichen, dann kann die<br />

Form <strong>der</strong> Entfremdung nicht höher ausfallen (vgl. Dörre et al. 1993, 16f u. Ortmann 1992, 243), <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Mensch kann nicht deutlicher zum Mittel gemacht werden.<br />

Instrumentalisierung des Subjekts durch Subjektivierung<br />

E<strong>in</strong>e wie auch immer geartete „kontrollierte Autonomie“ läuft <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>härenten<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit Gefahr, irgendwann von den Akteuren als solche „erkannt“ zu werden.<br />

Die latente <strong>und</strong> stets virulente Unvere<strong>in</strong>barkeit <strong>der</strong> Arbeitnehmer-/ Arbeitgeber<strong>in</strong>teressen<br />

könnte je<strong>der</strong>zeit aufbrechen <strong>und</strong> den Angestellten könnte das „wahre Ausmaß“ <strong>der</strong> faktischen<br />

<strong>Unkontrollierbarkeit</strong> ihrer Arbeit bewusst werden. 145 Unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen kann also<br />

e<strong>in</strong> Unternehmen dann überhaupt nur bereit se<strong>in</strong>, Autonomie zuzulassen? Das Beste wäre es<br />

doch, wenn die Weisungsgeb<strong>und</strong>enen die Absichten <strong>der</strong> Weisungsbefugten schon im Vorfeld<br />

antizipieren würden, die befehlende Instanz gewissermaßen ver<strong>in</strong>nerlichen, um dadurch e<strong>in</strong><br />

Gefühl von realer Selbständigkeit zu entwickeln; <strong>und</strong> weil dieses Gefühl dann so angenehm<br />

<strong>und</strong> sogar schmeichelhaft se<strong>in</strong> kann, könnte es bis zur Selbsttäuschung gesteigert werden?<br />

Nur gehorchen macht ke<strong>in</strong>en Spaß, re<strong>in</strong>e Kommandos s<strong>in</strong>d nicht motivierend <strong>und</strong><br />

Zwang ist etwas an<strong>der</strong>es als Schwung. In ernsthafte Verlegenheit kommt das<br />

Kommandosystem allerd<strong>in</strong>gs dann, wenn es se<strong>in</strong>erseits unter Zeitdruck darauf warten muss,<br />

dass se<strong>in</strong>en Befehlsempfängern e<strong>in</strong>e gute Idee o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e ganz bestimmte Lösung für e<strong>in</strong><br />

neuartiges <strong>und</strong> unerwartetes Problem e<strong>in</strong>fällt. Hochqualifizierte Tätigkeitsbereiche passen nicht<br />

mehr zu Befehl <strong>und</strong> Gehorsam. Also lobt das Kommandosystem se<strong>in</strong>e eigene<br />

Unsichtbarmachung als Prämie für das reibungslose Funktionieren <strong>der</strong> Befehlsempfänger aus<br />

(vgl. Peters 1995, 26f). Es macht Politik mit se<strong>in</strong>er eigenen unangenehmen Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit,<br />

<strong>in</strong>dem allen Akteuren klar gemacht wird, dass man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „neuen Unternehmen“ lieber<br />

so verhalten sollte, als ob es e<strong>in</strong> Verhältnis von Befehl <strong>und</strong> Gehorsam gar nicht gäbe. Die<br />

Maßgabe lautet wie folgt: Ihr <strong>in</strong>telligenten Hochqualifizierten wisst doch, was von euch<br />

erwartet wird, also befehle ich nicht <strong>und</strong> drohe nicht, ich überlasse es eurer Selbstbestimmung,<br />

das Rechte zu tun. Und wer dann als Wissensarbeiter unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen glaubt, nicht<br />

unter die Kategorie Befehl <strong>und</strong> Gehorsam zu fallen, unterliegt bereits <strong>der</strong> Perfektion des<br />

Systems.<br />

145 Damit wie<strong>der</strong>um steigt das Risiko e<strong>in</strong>er opportunistisch, defektistischen Handlung seitens des Treuhän<strong>der</strong>s.<br />

185

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