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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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gekennzeichnet, womit sich wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e enge Def<strong>in</strong>ition von Vorgaben für die<br />

Arbeitsausführung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kontrolle ausschließt. 142<br />

Beide Strategietypen haben e<strong>in</strong>en Wi<strong>der</strong>spruch: „Personen haben e<strong>in</strong>en unabhängigen<br />

<strong>und</strong> oftmals eigens<strong>in</strong>nigen Willen, <strong>der</strong> nicht zerstört werden kann 143 , <strong>und</strong> das Ziel von<br />

Managern besteht letztlich dar<strong>in</strong>, stetige <strong>und</strong> hohe Profite zu machen <strong>und</strong> nicht dar<strong>in</strong>, auf die<br />

Bedürfnisse ihrer Arbeiter e<strong>in</strong>zugehen“ (Friedman 1987, 101). Je höher also die Grade <strong>der</strong><br />

Organisiertheit des Unternehmens ist, desto größer ist das Ausmaß des Autonomieverzichts <strong>der</strong><br />

organisierten Individuen. 144 In dieser Nullsumme spielt es überhaupt ke<strong>in</strong>e Rolle, ob <strong>der</strong><br />

Autonomieverzicht freiwillig o<strong>der</strong> unfreiwillig erfolgt, „denn e<strong>in</strong>e Unfreiheit, <strong>in</strong> die ich mich<br />

aus freien Stücken begebe, hört deswegen nicht auf, e<strong>in</strong>e zu se<strong>in</strong>“ (Peters 1995, 24). Das<br />

Spezifikum <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise ist die Warenförmigkeit <strong>der</strong> Arbeitskraft <strong>und</strong><br />

die Organisation des Faktors Mensch, als ob er sich nicht von D<strong>in</strong>gen, von an<strong>der</strong>en<br />

Produktions-faktoren unterscheiden würde. Damit erhalten Menschen e<strong>in</strong>en Preis. Und auch<br />

<strong>der</strong> neue Begriff <strong>der</strong> Personalunion än<strong>der</strong>t daran nicht viel, wenn die Interessen <strong>der</strong><br />

Kapitaleigner <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeitnehmer durch die Schaffung von „Arbeitskraftunternehmern“<br />

(Voß/ Pongratz 1998) „kle<strong>in</strong>en Selbständigen“ o<strong>der</strong> „Mitarbeiterunternehmern“ auf e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie<br />

gebracht werden sollen (vgl. Moldaschl/ Sauer 2000, 214).<br />

Bevor Missverständnisse auftreten, möchte ich hervorheben, dass es nicht um das<br />

triviale Argument e<strong>in</strong>er bösen kapitalistischen Ausbeutung geht, nach dem Motto: drückt <strong>der</strong><br />

Kapitalist die Löhne, beutet er aus, erhöht er die Löhne, beutet er um so raff<strong>in</strong>ierter aus.<br />

Natürlich ist <strong>der</strong> Unternehmer nicht dazu da, Wohltaten zu bescheren, die Sache wird nur dann<br />

prekär, wenn <strong>der</strong> Kapitalismus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Absolutheit darauf abzielt, dass „jene Verbesserungen<br />

auch dann Verbesserungen bleiben <strong>und</strong> genannt werden müssen, wenn die e<strong>in</strong>zelne<br />

Unternehmung sie um irgendwelcher Wettbewerbsvorteile willen e<strong>in</strong>führt“ (Ortmann 1992, 243).<br />

Maßnahmen solcher Art s<strong>in</strong>d dann prekär im S<strong>in</strong>ne ihrer Verlässlichkeit <strong>und</strong><br />

Dauerhaftigkeit, weil sie e<strong>in</strong>e universale <strong>und</strong> verlässliche Bedeutung transportieren (sollen),<br />

obgleich sie ausschließlich <strong>in</strong>strumentell e<strong>in</strong>gesetzt werden. Wenn formelhaft von „high trust<br />

<strong>in</strong>dustrial relations“, vom „Geist gegenseitigen <strong>Vertrauen</strong>s“, von <strong>der</strong> „partizipativen Wende“<br />

142 Dies soll nicht heißen, dass Kommandostrukturen gänzlich ausgedient hätten. Immer dann, wenn schnelle<br />

Reaktionen erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, die ke<strong>in</strong>e Zeit für Diskussion <strong>und</strong> Abstimmung lassen, immer dann, wenn<br />

Führungswissen bzw. Wissensvorsprung die Lösung e<strong>in</strong>es Problems gewährleistet, immer dann, wenn Geld,<br />

Gewalt o<strong>der</strong> Überredung an<strong>der</strong>e dazu br<strong>in</strong>gt, genau das zu tun, was man will, ist e<strong>in</strong>e Kommandostruktur<br />

unschlagbar (vgl. Peters 1995, 23f).<br />

143 so wie Macht <strong>und</strong> Zwang niemals total se<strong>in</strong> können.<br />

144 An dieser Stelle möchte ich auf die nicht unerhebliche Differenzierung zwischen Selbstorganisation <strong>und</strong><br />

Selbstbestimmung aufmerksam machen. Während Selbstorganisation lediglich die Möglichkeit bietet, selbst zu<br />

entscheiden, wie man etwas tut, bedeutet Selbstbestimmung die Entscheidung darüber, was <strong>und</strong> warum man etwas<br />

tut, d.h. welche Ziele man hat <strong>und</strong> welchen S<strong>in</strong>n man verfolgt.<br />

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