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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Gesamtheit <strong>der</strong> Wertvorstellungen, Normen, Denkweisen <strong>und</strong> Handlungsmuster <strong>der</strong> Menschen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen“ (i.e. die unentscheidbaren Entscheidungsprämissen). Diese Kultur, die,<br />

wenn vorhanden, ihrerseits ebenfalls e<strong>in</strong> soziales Kapital darstellt, ist, wie gesagt, nie alle<strong>in</strong> auf<br />

die strategische Aktion e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen bestimmten Akteurs zurückzuführen, son<strong>der</strong>n entsteht<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger ungeplant aus e<strong>in</strong>er Vielzahl sozialer Interaktionen.<br />

Immer dann, so möchte ich im Umkehrschluss me<strong>in</strong>e These formulieren, wenn Kultur<br />

die Aufgabe <strong>der</strong> betrieblichen Integration <strong>in</strong> post-hierarchisch <strong>und</strong> hoch-kont<strong>in</strong>genten <strong>Zeiten</strong><br />

leisten soll <strong>und</strong> zu jenem unsichtbaren Faktor werden soll, „<strong>der</strong> die Selbstdiszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Beschäftigten <strong>und</strong> ihr gegenseitiges <strong>Vertrauen</strong> zu gewährleisten hat“ (Nigsch 1999, 13); immer<br />

dann, wenn über das E<strong>in</strong>klagen von Kultur dem Wunsch nach konfliktarmer, unbürokratischer,<br />

aber dennoch wirksamer Verhaltenssteuerung nachgekommen werden soll, immer<br />

dann, wird e<strong>in</strong>e so beabsichtigte „Kultur“ nur e<strong>in</strong>e mehr o<strong>der</strong> weniger subtile Form von<br />

Manipulation <strong>und</strong> Propaganda darstellen? 139<br />

Kontrolle <strong>und</strong> Autonomie – e<strong>in</strong>e Nullsumme?<br />

Das Management ist heute mehr denn je auf die optimalen Nutzung <strong>der</strong> humanen<br />

Ressourcen angewiesen. Gegen die Übermacht <strong>der</strong> nicht planbaren Marktzukunft werden<br />

autonome Lernfähigkeit, Entscheidungskompetenz <strong>und</strong> Verantwortungsbereitschaft <strong>der</strong><br />

Beschäftigten zu den augenblicklichen Wettbewerbsvorteilen. „Man spricht weniger von<br />

„Hierarchie“ <strong>und</strong> mehr von „Aufbau“organisation – so als ob das System von unten nach oben<br />

„aufgebaut“ werden müsse. „Herrschaft“ ist verpönt, „Entscheidung“ ist angesagt“ (Luhmann<br />

2000, 305). E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Relativierung <strong>der</strong> hierarchischen Strukturen bedeutet damit immer<br />

auch e<strong>in</strong>e „Ausweitung <strong>der</strong> Zonen <strong>der</strong> Unsicherheit <strong>und</strong>, damit verb<strong>und</strong>en, e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>der</strong><br />

Bedeutung <strong>der</strong> Kontrollierbarkeit <strong>der</strong> mentalen Faktoren“ (Nigsch 1999,13); wenn man davon<br />

ausgeht, dass das Management nicht e<strong>in</strong>fach so auf Kontrolle verzichten möchte. Dies br<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>e Verschiebung <strong>der</strong> Akzente von Anordnung <strong>und</strong> Befehl zu Praktiken <strong>der</strong> Animation <strong>und</strong><br />

Manipulation mit sich.<br />

139 Durch diese These soll ke<strong>in</strong>eswegs die pr<strong>in</strong>zipielle „Unentscheidbarkeit“ wie<strong>der</strong> relativiert werden, im<br />

Gegenteil, es soll den dom<strong>in</strong>anten Strömungen nachgegangen werden, die seitens des Managements deutlich<br />

forciert werden, um gerade dadurch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es „Ma<strong>in</strong>stream“, als „kognitive Rout<strong>in</strong>en“ (Luhmann 2000, 250)<br />

e<strong>in</strong>e kulturelle Verfestigung zum<strong>in</strong>dest wahrsche<strong>in</strong>licher werden zu lassen.<br />

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