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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Diese neuen Term<strong>in</strong>ologien s<strong>in</strong>d sche<strong>in</strong>bar nach allen Richtungen offen; sie erstrecken<br />

sich von Humanisierung <strong>der</strong> Arbeit über neue Organisationskulturen, Motivation, Partizipation,<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Konsens bis h<strong>in</strong> zur Wertedebatte. In dieser Tendenz mutet es schon e<strong>in</strong><br />

wenig irritierend an: Geht es im Unternehmen denn gar nicht mehr irgendwo auch noch um<br />

Geld, fragt Deutschmann (1991, 29f). Erliegen wir <strong>in</strong> diesem Sog nicht allesamt e<strong>in</strong>er<br />

manipulativen Verführung, e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>s raff<strong>in</strong>ierten Schachzug des Kapitals, <strong>der</strong> uns e<strong>in</strong>en<br />

falschen Konsens vorspielen will? Was aber ist falsch an diesem Konsens, warum sollte man<br />

an dieser Zukunftsidylle zweifeln?<br />

Immer dann, wenn e<strong>in</strong>e Firma <strong>in</strong> negative Zahlen kommt, redet sie umgehend von<br />

Mitarbeiter-Motivation sowie von Gruppen <strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>nbeteiligung. Es gibt also Stellgrößen<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Organisation, welche immer dann aktiviert werden, sobald es Not tut. Das heißt<br />

im Umkehrschluss, dass das Unternehmen nichts tut, wenn es nicht unter Druck steht. All die<br />

„neuen Managementmethoden“ s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern nichts weiter als die jeweils konsequente Antwort<br />

auf dysfunktional gewordene – aktuell bürokratische <strong>und</strong> <strong>in</strong>flexible – Organisations- <strong>und</strong><br />

Arbeitsstrukturen. Im Zeichen <strong>der</strong> Dezentralisierung <strong>und</strong> Individualisierung werden diese alten<br />

Strukturen nun aufgebrochen <strong>und</strong> durch wie auch immer geartete selbstorganisierte autonome<br />

Teilprozesse ersetzt. Die Frage ist nun, was dabei herauskommt, wenn man die neuen<br />

Arbeitskulturen auf ihre Dichte abklopft, <strong>und</strong> wenn man den <strong>in</strong>härenten, oftmals<br />

anthropologisch orientierten Versprechungen genauer nachgeht. Me<strong>in</strong> Vermutung ist es, dass<br />

diese „Kulturen“ nur die Spitze e<strong>in</strong>es Eisberges darstellen, e<strong>in</strong>es Eisberges, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Wahrheit<br />

aus Styropor besteht. Unter <strong>der</strong> Wasserl<strong>in</strong>ie bef<strong>in</strong>det sich fast nichts. Alles ist sichtbar, alles<br />

Oberfläche. Was sollte sich bspw. dah<strong>in</strong>ter verbergen, wenn <strong>in</strong>ternes Unternehmertum – als<br />

re<strong>in</strong> ökonomische Kategorie – nach systemfrem<strong>der</strong> (Unternehmens-)Kultur als e<strong>in</strong>er sozialen<br />

Metapher ruft?<br />

Me<strong>in</strong>e Absicht ist es hierbei, erstens den möglichen „Funktionsweisen“ von<br />

Organisationskulturen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wie sie Luhmann (2000) darstellt, nachzugehen, um<br />

dadurch die Paradoxie aufzeigen zu können, dass sich, wie auch immer geartete Kulturen nicht<br />

unmittelbar <strong>in</strong>itialisieren lassen. Und zweitens wird es dann vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> „doppelt<br />

unmöglich“ ersche<strong>in</strong>en, via Instrumentalisierung des Subjektes e<strong>in</strong>e Kultur <strong>der</strong> Subjektivierung<br />

erreichen zu wollen.<br />

Unternehmenskultur: Komplex <strong>der</strong> unentscheidbaren Entscheidungsprämissen<br />

Die Krisenphänomene <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Unternehmen stellen sich <strong>in</strong>sgesamt überaus<br />

ähnlich dar. Kritikern zufolge herrschen gerade <strong>in</strong> dezentralisierten Unternehmen zu e<strong>in</strong>seitige<br />

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