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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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die Ziele <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommandostruktur <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Vertrauen</strong>sorganisation ähnlich s<strong>in</strong>d. Der<br />

Umgang unter <strong>der</strong> Voraussetzung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Subjekts ist jedoch gr<strong>und</strong>verschieden.<br />

Nochmals zurück zum Aspekt: <strong>der</strong> Weg ist das Ziel, das Lernen muss gelernt werden.<br />

Schlüsselqualifikationen <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>e soziale Kompetenzen verweisen auf nichts als auf<br />

e<strong>in</strong>e bloße „Mittelhaftigkeit“. Damit bleiben die Akteure zwangsläufig auf nichts an<strong>der</strong>es<br />

verwiesen als auf sich selbst. Wenn ich Teamfähigkeit als soziale Kompetenz gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

erlernen kann, wird das konkrete Team völlig irrelevant <strong>und</strong> austauschbar. Die menschlichen<br />

Teammitglie<strong>der</strong> werden zu Statisten me<strong>in</strong>er Teamfähigkeit. Wenn ich kommunikationsfähig<br />

b<strong>in</strong>, heißt das, dass ich immer <strong>und</strong> überall kommunizieren kann, ganz gleich worüber. Wenn<br />

Kommunikation allerd<strong>in</strong>gs zum Selbstzweck wird, ist die Grenze zum Geschwafel nicht weit.<br />

Deutschmann (1999 II, 513) nennt diese Begriffe daher treffend „Vermeidungsimperative“.<br />

Alles hat se<strong>in</strong>en Preis, <strong>der</strong> Mensch alle<strong>in</strong> hat Würde – wo aber s<strong>in</strong>d die Refugien, <strong>in</strong><br />

denen dieser Satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> apodiktischen Unanfechtbarkeit e<strong>in</strong>es Kants noch gelten. In <strong>der</strong><br />

Totalität des Marktes hat dieser Satz ke<strong>in</strong>erlei Relevanz. Allerd<strong>in</strong>gs kann <strong>der</strong> Markt auch ke<strong>in</strong><br />

soziales Kapital herstellen, jedenfalls nicht als Markt. M.E. geht es aber nicht ohne – lei<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> vielleicht zum Glück. Wir brauchen beides: Soziales <strong>und</strong> Ökonomie, <strong>und</strong> wir müssen die<br />

Eigenlogiken bei<strong>der</strong> Systeme respektieren – müssen wir zwar nicht, sollten wir aber, wenn wir<br />

auf die Ressourcen Rücksicht nehmen wollen. Die Frage ist, <strong>in</strong>wieweit man zu e<strong>in</strong>er Ökologie<br />

des <strong>Vertrauen</strong>s kommen sollte <strong>und</strong> kommen kann.<br />

Der Fokus dieses Kapitels liegt wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Ebene des Akteurs <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Handlungsmotiven. G<strong>in</strong>g es im vierten Kapitel um die Frage, <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong> Gesellschaft ihre<br />

Vertrautheit „abhanden“ gekommen ist <strong>und</strong> die Entstehung von <strong>Vertrauen</strong> nicht mehr auf diese<br />

Ressource aufbauen kann, möchte ich zum Abschluss <strong>der</strong> Frage nachgehen, <strong>in</strong>wiefern<br />

<strong>Vertrauen</strong> auf dem <strong>in</strong>dividuellen Entschluss basiert, die riskante Vorleistung zu erbr<strong>in</strong>gen.<br />

- Was s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>dividuellen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Möglichkeit, daran <strong>in</strong>teressiert zu se<strong>in</strong>, auf die<br />

Ressource <strong>Vertrauen</strong> zu vertrauen?<br />

- Inwieweit kann <strong>Vertrauen</strong> erlernt werden o<strong>der</strong><br />

- kann man vielleicht das Lernen von <strong>Vertrauen</strong> erlernen? 135<br />

Diese Fragen möchte ich wie<strong>der</strong>um am großen Feld <strong>der</strong> Arbeitsbeziehungen spiegeln.<br />

Der Gang <strong>der</strong> Untersuchung verläuft dabei über die Frage, <strong>in</strong>wiefern Kontrollkulturen die<br />

135 Vielleicht gibt es auch gute Gründe, <strong>Vertrauen</strong> <strong>in</strong>s lebenslange Lernen zu fassen?<br />

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