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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Führungskräfte zu sehr damit beschäftigen, Mittel als Zwecke zu def<strong>in</strong>ieren, anstatt umgekehrt,<br />

Ziele zu def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> Mittel bereitzustellen?<br />

Was soll <strong>der</strong> Satz bedeuten, dass man e<strong>in</strong>e <strong>Vertrauen</strong>sorganisation werden möchte?<br />

Möchte man das <strong>Vertrauen</strong> nun selbst verkaufen? – Es ist schon klar, was damit geme<strong>in</strong>t ist, es<br />

soll bedeuten, dass man neue Wege des Managements ausprobieren will. Und wozu?! Um<br />

Profit zu machen – das ist legitim. Das Ziel ist kurzfristiger Profit, nicht die Zeit überdauerndes<br />

<strong>Vertrauen</strong>. Korrekter wäre es doch dann zu sagen: wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Profitorganisation <strong>und</strong> wir<br />

wollen diesmal das Mittel <strong>Vertrauen</strong> ausprobieren, um Mehrwert zu schaffen, <strong>und</strong> wir werden<br />

so lange <strong>Vertrauen</strong> als Mittel beibehalten, solange <strong>der</strong> Profit stimmt. Sollten sich im Laufe <strong>der</strong><br />

Zeit bessere Konzepte bieten, wird auch dieses <strong>Vertrauen</strong>skonzept wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Frage gestellt<br />

werden, bspw. dann, wenn e<strong>in</strong> Kommandosystem effizienter ist. Das wäre doch ziemlich<br />

ehrlich.<br />

Me<strong>in</strong>e These lautet nun wie folgt: <strong>Vertrauen</strong> kann beides se<strong>in</strong>, Mittel <strong>und</strong> Zweck,<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht gleichzeitig <strong>und</strong> nur unter spezifischen Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

<strong>Vertrauen</strong> ist e<strong>in</strong>erseits ebenso wie Lernen e<strong>in</strong> Mittel mit sehr spezifischen<br />

Eigenschaften; u.a. <strong>der</strong> Paradoxie, dass <strong>Vertrauen</strong> sich für das Entstehen selbst voraussetzt. Ob<br />

e<strong>in</strong>e Handlung tatsächlich aus <strong>Vertrauen</strong> geschieht, lässt sich, wie gezeigt, niemals e<strong>in</strong>deutig<br />

ersehen. Der Satz: Ich vertraue dir, heißt zunächst nichts an<strong>der</strong>es als: ich riskiere, von dir<br />

enttäuscht zu werden <strong>und</strong> gehe das Risiko – aus welchen Gründen auch immer – e<strong>in</strong>. <strong>Vertrauen</strong><br />

ist an<strong>der</strong>erseits jedoch selbst Zweck, wenn es auf die Person, auf die Subjektivität des an<strong>der</strong>en<br />

abzielt, wenn es den an<strong>der</strong>en als Zweck behandelt. Personales <strong>Vertrauen</strong> hat die Potenz, <strong>in</strong>dem<br />

es auf das Soziale abzielt, soziales Kapital entstehen zu lassen.<br />

Handle so, dass du de<strong>in</strong>en Nächsten immer nur als Zweck behandelst, niemals nur als<br />

Mittel; <strong>und</strong> später heißt es ebenfalls bei Kant: alles hat e<strong>in</strong>en Preis, <strong>der</strong> Mensch alle<strong>in</strong> hat<br />

Würde. Dies wäre das moralische Pr<strong>in</strong>zip, dessen genaue Befolgung sich niemals ganz<br />

nachweisen lassen kann. Immer wird man den Handlungsweisen e<strong>in</strong>es Menschen utilitäre <strong>und</strong><br />

partikulare Absichten unterstellen können, die Frage muss dann se<strong>in</strong>, wie offensichtlich o<strong>der</strong><br />

besser, wie plump diese Verkehrung von Zweck <strong>und</strong> Mittel passiert.<br />

<strong>Vertrauen</strong> kann als e<strong>in</strong> Mittel betrachtet werden, mit dessen Hilfe man mit <strong>der</strong> genu<strong>in</strong>en<br />

Ungewissheit sozialer Situationen umgehen kann. Jede zwischenmenschliche Beziehung ist<br />

zum<strong>in</strong>dest dah<strong>in</strong>gehend komplex, dass die subjektive Intentionalität (i.e. <strong>der</strong> freie Wille) nur<br />

um den Preis reduziert werden kann, dass man sie ausmerzt 134 . So kann es durchaus se<strong>in</strong>, dass<br />

134 Methoden des Drills o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gehirnwäsche tun ihr Mögliches...<br />

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