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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Nochmals möchte ich die fünf Risiken (vgl. auch Novak 1998, 100ff) zusammenfassen, die<br />

mit den augenblicklichen Verän<strong>der</strong>ungsprozessen verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, bevor die möglichen<br />

Lösungsansätze beschrieben werden.<br />

Wir bef<strong>in</strong>den erstens uns ganz offensichtlich am Ende <strong>der</strong> E<strong>in</strong>deutigkeit. Es ist<br />

ungewiss, was zukünftig auf uns zukommen wird, <strong>und</strong> es gibt niemanden <strong>der</strong> weiß – o<strong>der</strong> für<br />

e<strong>in</strong>e vergleichbare Aussage zur Rechenschaft gezogen werden will – „was“ für konkrete<br />

Qualifikationen für das Überleben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft gelernt werden müssen; wobei sich die<br />

Diskussion um mögliche Schlüsselqualifikationen m.E. als <strong>der</strong> faulste aller Kompromisse<br />

darstellt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Une<strong>in</strong>deutigkeit wird zweitens die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es zu erwartenden<br />

Arbeitsplatzwechsels zu e<strong>in</strong>em permanenten Zustand. Dabei darf gerade nicht übersehen<br />

werden, dass je<strong>der</strong> neue Wechsel immer wie<strong>der</strong> die alten B<strong>in</strong>dungskräfte <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auflöst. Solidarität <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Belegschaft ist jedoch ke<strong>in</strong> Zustand, <strong>der</strong> sich<br />

e<strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausschalten lässt. Im Gegenteil, mit jedem Wechsel läuft man e<strong>in</strong>mal mehr Gefahr<br />

zukünftig ausgegrenzt zu werden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> permanenten Selbst<strong>in</strong>tegration nicht<br />

mehr gerecht zu werden.<br />

Der spezifische Modus, um Wirklichkeit zu erschließen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Identität zu f<strong>in</strong>den,<br />

muss drittens mit eben diesen permanenten Brüchen umgehen. Nachdem Traditionen nur mehr<br />

den Charakter von Folklore besitzen, ist es die Aufgabe e<strong>in</strong>es jeden e<strong>in</strong>zelnen, sich aus <strong>der</strong><br />

Pluralität <strong>der</strong> Lebensmuster e<strong>in</strong>e eigene Biographie zusammenzubasteln.<br />

Bei all diesen „E<strong>in</strong>zelprojekten“ wird man allerd<strong>in</strong>gs viertens feststellen müssen, dass<br />

diese meist nur ungenügend aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt s<strong>in</strong>d. Wer, wenn nicht man selbst,<br />

organisiert noch den Zusammenhang, ohne dass man Gefahr läuft, die Komplexität zu leicht<br />

von suspekten Instanzen reduziert zu bekommen o<strong>der</strong> sich e<strong>in</strong>em fatalistischen „Treibenlassen“<br />

h<strong>in</strong>zugeben.<br />

Mag se<strong>in</strong>, dass es fünftens zu viel verlangt ist, dass die Führungsebenen <strong>der</strong><br />

Unternehmen die Arbeitswelt sozio-ökonomisch fair <strong>und</strong> verträglich reorganisieren, abgesehen<br />

davon, dass sie mit ihrem bisherigen Führungsrepertoire an ihre Grenzen gestoßen s<strong>in</strong>d. Es ist<br />

jedoch m.E. zu e<strong>in</strong>fach, bei dem Zustand zu verbleiben, die komplette Koord<strong>in</strong>ationslast auf<br />

Kosten <strong>der</strong> Erwerbstätigen auszutragen, ganz gleich auf welchen Etagen. Für komplizierte <strong>und</strong><br />

komplexe Probleme kann es ke<strong>in</strong>e simplen Antworten geben. Man wird sich schon die Mühe<br />

machen müssen, komplizierte <strong>und</strong> komplexe Lösungen zu f<strong>in</strong>den.<br />

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