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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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„Verwertung“ des Humankapitals zu erreichen 126 . Die kritischen Erfolgsfaktoren des<br />

vollendeten 20. Jahrh<strong>und</strong>ert s<strong>in</strong>d dabei Arbeitsformen jenseits des Dogmas klassischer<br />

Rationalisierung tayloristischen Zuschnitts. Hierzu gehören vor allem, wie bereits beschrieben,<br />

die Rücknahme <strong>der</strong> Arbeitsteilung, die gr<strong>und</strong>sätzliche Erneuerung von Arbeitsprozessen <strong>und</strong><br />

die umfassende Nutzung <strong>und</strong> Entfaltung menschlicher Handlungs-kompetenz.<br />

Das tayloristische Produktionsmodell scheiterte an den Bed<strong>in</strong>gungen, die es e<strong>in</strong>st<br />

erfolgreich machten: „Wo Flexibilitätsanfor<strong>der</strong>ungen des Umfeldes die Anpassungsfähigkeit<br />

von Produktionssystemen übersteigen, muss dessen <strong>in</strong>terne Struktur qualitativ geän<strong>der</strong>t<br />

werden“ (Brödner 1998, 34). Flexibilität <strong>und</strong> Anpassung wird <strong>in</strong> die Verantwortung <strong>der</strong><br />

Beschäftigten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Unternehmen gelegt, sowohl <strong>in</strong> den zeitlich begrenzten, sich<br />

häufig thematisch <strong>und</strong> personell än<strong>der</strong>nden Projekten, als auch <strong>in</strong> den zunehmend eher<br />

selbständigen <strong>und</strong> befristeten Beschäftigungsverhältnissen. Damit werden auch die Arbeits<strong>und</strong><br />

Berufsbiographien zunehmend durch mehr Diskont<strong>in</strong>uität, als durch Kont<strong>in</strong>uität geprägt,<br />

ebenso wie durch die Risiken des Arbeitsmarktes. Unter re<strong>in</strong> ökonomischen Gesichtspunkten<br />

s<strong>in</strong>d Hierarchien seit dieser Wendung zu e<strong>in</strong>em Luxus geworden. Man muss sich schon den<br />

aufwendigen <strong>und</strong> zeitraubenden Interessenausgleich zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Abteilungen <strong>und</strong><br />

Unternehmensbereichen, sowie generell zwischen Kapital <strong>und</strong> Arbeit leisten können (vgl. Heisig/<br />

Littek 1995, 294). Das heißt, dass <strong>der</strong> Abstimmungs- <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ationsaufwand zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Abteilungen <strong>und</strong> Akteuren, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> positionalen Bestimmung <strong>in</strong>nerhalb von<br />

Hierarchien, im Voraus geregelt ist. Insofern waren <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Hierarchien geschlossene<br />

Systeme, <strong>der</strong>en funktionale <strong>und</strong> positionale Differenzierung den Arbeitserfolg – zu ihrer Zeit<br />

sicherstellten. Sie s<strong>in</strong>d jedoch nicht dafür ausgerüstet, sich auf schnell än<strong>der</strong>nde Begebenheiten<br />

adäquat e<strong>in</strong>zustellen. Wie aber lassen sich ehemals streng geordnete Arbeitsabläufe<br />

„aufweichen“?<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten Restrukturierungen im Bereich <strong>der</strong> neuen Produktionsmethoden war<br />

1974, als Volvo <strong>in</strong> Kalmar (Schweden) e<strong>in</strong>e Fließbandfabrik für Autos baute, die nicht e<strong>in</strong>er<br />

traditionellen Fabrik entsprach, wie bspw. bei Ford (ref. n. Miller 1992, Kap. 9). Sie bestand aus<br />

kooperativen Arbeitsteams. In jedem Bereich waren ca. 15–20 Arbeiter tätig, die <strong>in</strong><br />

Gruppenarbeit jeweils e<strong>in</strong>en bestimmten Komplex am Auto geme<strong>in</strong>sam fertigten, von dem<br />

Lenkungssystem bis h<strong>in</strong> zur Elektrik. Wie aber überwacht, koord<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> entlohnt e<strong>in</strong>e<br />

Hierarchie die e<strong>in</strong>zelnen Individuen <strong>der</strong> 30 Arbeitsteams? Ganz e<strong>in</strong>fach dadurch, dass es für<br />

126 Neben dem „Human Kapital“ womit das Personal geme<strong>in</strong>t ist, lassen sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftsliteratur noch das<br />

„Intellectual Capital“ (Wissen), das „Social Capital“ (Reputation, <strong>Vertrauen</strong>, Beziehungen) <strong>und</strong> das „Market<br />

Capital“ (Börsenwert) unterscheiden. Die ersten drei Kapitalien s<strong>in</strong>d dabei „flüchtiger Natur“ (vgl. Jansen 2000,<br />

38). Wor<strong>in</strong> allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> Nutzen e<strong>in</strong>er expliziten Trennung bspw. von Personal <strong>und</strong> <strong>Vertrauen</strong> liegt, bleiben die<br />

meisten Überlegungen schuldig.<br />

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