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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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nicht mehr h<strong>in</strong>reichend war <strong>und</strong> was mit dem entstandenen Vakuum passiert ist, bzw. wie <strong>der</strong><br />

Verlust an<strong>der</strong>weitig ausgefüllt wurde. Dabei verblieb die Untersuchung bisher weitgehend auf<br />

<strong>der</strong> System-, Gesellschafts- o<strong>der</strong> Makroebene, um das Dilemma <strong>der</strong> Kontrollproblematik<br />

nachzuzeichnen.<br />

<strong>Vertrauen</strong> gründet <strong>in</strong> diesem Zusammenhang primär auf Vertrautheit <strong>und</strong> stellt e<strong>in</strong>e<br />

spezifische Ressource sozialen Kapitals dar. Wenn die Arbeit, bzw. die Formen <strong>der</strong><br />

Erwerbsarbeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Entwicklung zunehmend un-sozial werden aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

beschriebenen Dezentralisierungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> neoliberalen Trends, dann ist diese Arbeit<br />

eigentlich nicht mehr anschlussfähig für die auf Vertrautheit basierende Form von <strong>Vertrauen</strong>.<br />

Das Dilemma stellt sich wie folgt dar: Wo Kontrolle aufhört, müsste <strong>Vertrauen</strong> folgen, um mit<br />

Freiwilligkeit überhaupt umgehen zu können. <strong>Vertrauen</strong> ist jedoch e<strong>in</strong> sozialer Mechanismus.<br />

Wenn alles dezentralisiert <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividualisiert wird, kann <strong>Vertrauen</strong> gar nicht mehr wirksam<br />

werden, da die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Möglichkeit für <strong>Vertrauen</strong> gleichsam entzogen werden.<br />

Die neuen Rationalisierungs-, Produktions- <strong>und</strong> Arbeitsmethoden s<strong>in</strong>d an sich nicht<br />

„besser“ o<strong>der</strong> „schlechter“ als die alten, sie stellen meist den Versuch e<strong>in</strong>er möglichen Antwort<br />

auf sozio-ökonomische Verän<strong>der</strong>ungen dar. Aber im Zeichen <strong>der</strong> aktuellen<br />

Beschleunigungsdynamik beschleunigen sich auch die Wechsel dieser Konzepte selbst. Viele<br />

<strong>der</strong> mutmaßlich neuen Arbeitsmethoden funktionieren dabei nur bed<strong>in</strong>gt, bleiben auf halber<br />

Strecke stehen o<strong>der</strong> unterliegen e<strong>in</strong>er neu e<strong>in</strong>geführten Re-Taylorisierung. Die Frage ist nun,<br />

ob diese Konzepte <strong>in</strong> sich nicht schlüssig s<strong>in</strong>d, ob ihnen nur nicht die Zeit zugestanden wird,<br />

die sie zur vollen Entfaltung ihrer Wirksamkeit bedürfen o<strong>der</strong> ob es an dem Unwillen, resp.<br />

Unvermögen <strong>der</strong> Akteure liegt, dass sie sich nicht vollständig realisieren lassen.<br />

Anhand dieser Darstellung wird sich e<strong>in</strong>mal mehr die These nachzeichnen lassen, dass<br />

die neuen Arbeitsformen im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Humanisierung, Beteiligung <strong>und</strong> Eigenverantwortung,<br />

sowohl implizit, als auch explizit auf Idealisierungen, Tugenden <strong>und</strong> vormo<strong>der</strong>nen<br />

E<strong>in</strong>stellungen fußen. Diese eher traditionellen Gr<strong>und</strong>lagen, die sich unter postmo<strong>der</strong>nen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen systematisch auflösen, werden jedoch im Rahmen <strong>der</strong> aktuellen<br />

Rationalisierungen lediglich „ausgebeutet“, ohne Mittel <strong>und</strong> Wege zur Verfügung zu stellen,<br />

um den Erhalt <strong>und</strong> Fortbestand dieser „Werte“ system<strong>in</strong>tern sicherstellen zu können.<br />

Ablauf <strong>der</strong> Rationalisierungspolitik: Der Mehrwert durch soziales Kapital<br />

Nachdem (fast) alles, was masch<strong>in</strong>ell rationalisiert werden konnte, auch rationalisiert<br />

wurde, versuchen die neuen Arbeitsformen e<strong>in</strong>en Mehrwert primär durch e<strong>in</strong>e geschickte<br />

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