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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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denen es gel<strong>in</strong>gt, sich an die verän<strong>der</strong>ten sozio-ökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen anzupassen.<br />

Wobei <strong>der</strong> Preis e<strong>in</strong>e utilitaristisch-kalkulative Verdichtung ihrer Verhaltensmuster mit sich<br />

führt (vgl. Markert 1998, 76). Der an<strong>der</strong>e, wachsende Teil <strong>der</strong> Bevölkerung darf sich dann <strong>in</strong> freier<br />

Arbeitslosigkeit <strong>in</strong>dividualisierte Lebensentwürfe ausdenken. 125<br />

In dieser Zuspitzung ist das Problem auch nicht mehr lösbar. Es stellt sich überhaupt die<br />

Frage, wie e<strong>in</strong>e vollständig <strong>in</strong>dividualistische, durch utilitaristische Kalkulation durchdrungene<br />

Gesellschaft – als Gesellschaft existieren soll. „We<strong>der</strong> kann sie über den kurzfristigen<br />

Utilitarismus <strong>und</strong> das Erlebnisbedürfnis h<strong>in</strong>ausweisende Orientierungen <strong>und</strong> Motivationen<br />

erzeugen, noch stellt sie ... den für unternehmerisches Handeln unentbehrlichen sozialen<br />

Rückhalt bereit. ... Die permanente Revolutionierung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Struktur <strong>und</strong> <strong>der</strong> mit<br />

ihr verknüpften sozialen Verhältnisse ... erzeugt e<strong>in</strong>en Zustand allgeme<strong>in</strong>er Unsicherheit, <strong>in</strong><br />

dem alles <strong>und</strong> nichts zugleich möglich ist“ (Deutschmann 1999, 160).<br />

Also muss es Zäsuren geben. E<strong>in</strong>e Misstrauensspirale braucht Endpunkte, um nicht<br />

alles <strong>in</strong> ihrem Strudel zu verzehren. Endpunkte müssen gesetzt werden, um von dort aus wie<strong>der</strong><br />

weiter zu machen, um wie<strong>der</strong> neues soziales Kapital aufzubauen. O<strong>der</strong> sollte es möglich se<strong>in</strong>,<br />

soziales Kapital „<strong>in</strong>stant-mäßig“ zu <strong>in</strong>itiieren?<br />

Kapitel 4.5<br />

Verän<strong>der</strong>ungsaktionismus: Die Permanenz <strong>der</strong> De-Revidierung<br />

Denn das, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krise gelernt wird, ist <strong>in</strong> aller Regel zu eng auf<br />

Krisenbewältigung ausgerichtet <strong>und</strong> vernachlässigt die Frage nach den<br />

tiefersitzenden <strong>und</strong> längerfristigen Ursachen <strong>der</strong> Krise.<br />

Helmut Willke 1995, 307<br />

Der revolutionäre Fortschritt endet häufig damit, dass nachher die gleichen Fehler<br />

wie vor dem Umsturz gemacht werden, nur hektischer <strong>und</strong> radikaler.<br />

Karlhe<strong>in</strong>z Geißler 2000, 25<br />

Das Kapitel begann mit <strong>der</strong> Feststellung, dass die Arbeit unvertraut wurde, <strong>in</strong>dem sie<br />

ihre Rout<strong>in</strong>en, ihrer Selbstverständlichkeiten <strong>und</strong> ihre Vertrautheiten verlor. Das war zunächst<br />

nichts weiter als e<strong>in</strong>e These, die zu den Fragen führte, warum das alte Management-Paradigma<br />

125 Der Arbeitsmarkt lässt sich <strong>in</strong>tern weiter ausdifferenzieren. Kategorie 1 kann als die neue Elite <strong>der</strong><br />

Wissensarbeiter bezeichnet werden, worunter hochqualifizierte Superprofis zu verstehen s<strong>in</strong>d. Kategorie 2 wären<br />

die Kernbelegschaften <strong>der</strong> Unternehmen, die aus qualifizierten Arbeitskräften, Facharbeitern, Ingenieuren<br />

bestehen. In <strong>der</strong> 3. Kategorie verbleiben dann die „Jobnomaden“ welche die unqualifizierten Je<strong>der</strong>mannsarbeit<br />

verrichten (vgl. Kern 1997, 273; Willke 1998; Wimmer 1999).<br />

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