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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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anhaltenden Politisierung <strong>der</strong> Unternehmen im Reorganisationsprozess. In e<strong>in</strong>er von<br />

Deutschmann et al. 1995 durchgeführten Untersuchung wurde es letztlich von den<br />

Führungskräften als Wi<strong>der</strong>spruch angesehen, dass e<strong>in</strong>erseits unter dem Stichwort „soziale<br />

Kompetenz“ die Persönlichkeit <strong>der</strong> Führungskräfte gefor<strong>der</strong>t ist, sie aber an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Situation gedrängt werden, „die zu e<strong>in</strong>er Verkümmerung <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />

Persönlichkeitsmerkmale beiträgt“ (ebd. 448). 124<br />

Arbeit <strong>und</strong> Identität<br />

„Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Erwerbsarbeit, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei besser qualifizierten<br />

Beschäftigten führt nicht zu e<strong>in</strong>er Reduktion, son<strong>der</strong>n zu e<strong>in</strong>er Verstärkung des fachlichen<br />

Identitätsbezugs von Arbeit“ (Arnold 1998, 228, kursiv d. Verf.). Diese Folgerung ist konsequent,<br />

sonst gibt es ja auch nichts mehr, auf das man se<strong>in</strong>e Identität gründen könnte – wenn man zu<br />

den besser Qualifizierten gehört, möchte man ergänzen.<br />

Zunächst aber nochmals zurück zur e<strong>in</strong>gangs gestellten Frage <strong>der</strong> sozialen Integration<br />

über den Beruf <strong>und</strong> <strong>der</strong> Frage, ob es überhaupt denkbar ist, <strong>in</strong> Formen gesellschaftlicher Arbeit<br />

autonome Subjektivität auszubilden. Die Antwort lautet: Ja – aber. Autonomie an sich ist<br />

s<strong>in</strong>nlos. Autonomie war für Rob<strong>in</strong>son ke<strong>in</strong>e Kategorie, worüber er nachdenken musste, es<br />

wurde für ihn frühestens dann relevant, als Freitag auftauchte. Der Beruf war e<strong>in</strong>e<br />

gesellschaftliche Kategorie <strong>und</strong> legitimierte sich hauptsächlich über diesen universalen<br />

Anspruch. Damit stand er gleichsam auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> partikularen Unternehmens<strong>in</strong>teressen<br />

<strong>in</strong> ihrer ökonomischen Logik. Autonom war das e<strong>in</strong>zelne Subjekt <strong>in</strong>nerhalb dieser<br />

Unterscheidung durch den Beruf, auf Gr<strong>und</strong>lage des gesellschaftlichen Universalismus<br />

gegenüber e<strong>in</strong>er unternehmerischer Partikularität. Der Beruf hat se<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

gerade unabhängig von <strong>der</strong> betrieblichen Organisationsform. Beruf bedeutet, dass Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Wissen im Besitz <strong>der</strong> Personen selbst ist, dass das Handeln unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />

Expertenschaft stattf<strong>in</strong>det (vgl. Harney 1998). Auch die berufliche Ausbildung unterliegt <strong>in</strong>sofern<br />

genau dieser normativen Bedeutung. So hatte die Personengeb<strong>und</strong>enheit des Berufskonzepts<br />

immer auch e<strong>in</strong>en sittlichen <strong>und</strong> tugendhaften Charakter <strong>und</strong> war gerade deshalb schon immer<br />

e<strong>in</strong> Anpassungsmodell, <strong>in</strong>dem es die Individuen an das herrschende System anpasste. Die<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Fortbildungsschule <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> die ihr um die letzte Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

nachfolgende Pflichtschule hatten genau dieses gesellschaftspolitische <strong>und</strong> sozial<strong>in</strong>tegrative<br />

124 Es ist nun m.E. unwahrsche<strong>in</strong>lich, diese Diskrepanz mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Schlüsselqualifikation<br />

Ambiguitätstoleranz zu beseitigen – aber das nur am Rande.<br />

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