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Vertrauen und Vertrauensspielräume in Zeiten der Unkontrollierbarkeit

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Reagiert wurde zu dieser Zeit we<strong>der</strong> auf die Arbeit selbst, noch auf die betriebliche <strong>und</strong><br />

betriebsorganisatorische Seite <strong>der</strong> Arbeit. Der Staat nahm nicht unmittelbar auf die Betriebe<br />

o<strong>der</strong> die dar<strong>in</strong> stattf<strong>in</strong>dende Arbeit E<strong>in</strong>fluss, son<strong>der</strong>n griff wie<strong>der</strong>um auf das personenbezogene<br />

Konzept beruflicher Bildung zurück, um auf diese Art universal auf die partikulare mo<strong>der</strong>ne<br />

Betrieblichkeit des Arbeitens <strong>und</strong> ihre Folgeprobleme zu antworten. Der Beruf als staatlich<br />

def<strong>in</strong>ierter <strong>und</strong> staatlich nachgewiesener Qualifikationscluster mit sittlichem Anspruch sollte<br />

dem e<strong>in</strong>zelnen nicht nur Handlungsfähigkeit, son<strong>der</strong>n auch Autonomie zusichern. So wird die<br />

berufliche Erstausbildung zu e<strong>in</strong>er Interaktionsfläche zwischen öffentlicher Regulation <strong>und</strong><br />

privatbetrieblicher Betreiberschaft, so dass <strong>der</strong> Betrieb für das deutsche Berufsbildungssystem<br />

e<strong>in</strong>e quasi öffentliche E<strong>in</strong>richtung ist, die man mit universalistischen Standards <strong>und</strong><br />

Erwartungen „belasten“ kann (vgl. Harney 1998, 27).<br />

Dies stellt bis heute den Steuerungszusammenhang zwischen Staat, Kammern <strong>und</strong><br />

Innungen sowie Gewerkschaften <strong>und</strong> Arbeitgeberverbänden dar <strong>und</strong> vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

vollzog sich die Arbeit als Motor <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Mo<strong>der</strong>nisierung. Arbeit war zwar „das<br />

Herzstück gesellschaftlicher Reichtumsproduktion“ (Galuske 1999, 69), aber das Spezifische an<br />

ihr war die Art <strong>und</strong> Weise, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Industriegesellschaft selbst zum Hort <strong>der</strong><br />

Sicherheiten <strong>und</strong> Selbstverständlichkeiten geworden ist. Arbeit – <strong>und</strong> das heißt nicht mehr<br />

automatisch Beruf – wurde zum Schlüssel gesellschaftlicher Teilhabe, <strong>in</strong> Form von Lohn- <strong>und</strong><br />

Erwerbsarbeit, als Verkauf von Kraft, Zeit <strong>und</strong> Qualifikation für Geld auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Die aus heutiger Sicht schon fast wie<strong>der</strong> traditionellen Baupr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong>dustrieller<br />

Arbeitsorganisation waren die gültigen Strukturgesetze <strong>der</strong> klassischen Hierarchien, die<br />

Organisationspr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> funktionalen Glie<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Arbeitsteilung, sowie die<br />

bürokratischen Formen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kommunikation (vgl. Wimmer 1999, 32).<br />

Soziale Integration über den Beruf <strong>und</strong> das Normalarbeitsverhältnis<br />

Markert (1998, 64) stellt folgende Frage: „Ist es überhaupt denkbar, dass via<br />

Verausgabung menschlicher Potentialität <strong>in</strong> Form von gesellschaftlicher Arbeit autonome<br />

Subjektivität ausgebildet werden kann?“(kursiv im Orig.) Vor welchem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wurde <strong>und</strong><br />

wird die Gegenüberstellung Autonomie <strong>und</strong> Fremdbestimmung, von Universalität <strong>und</strong><br />

Partikularität eigentlich vollzogen? Wenn <strong>der</strong> Beruf mit Autonomie <strong>und</strong> Souveränität<br />

gegenüber den Betrieben gleichgesetzt wurde, bleibt stets unerwähnt, dass es sich maximal um<br />

e<strong>in</strong>e Autonomie <strong>in</strong>nerhalb, bzw. unter <strong>der</strong> Regulation <strong>der</strong> Gesellschaft handelt. Deutsche<br />

Berufsabschlüsse gewährleisten nur <strong>in</strong>nerhalb von Deutschland die Vergleichbarkeit <strong>und</strong><br />

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